Brauerei-Chef: „Werbung hat keine Auswirkung auf Alkohol-Konsum“

17
54
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Leipzig – Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), will die Alkoholwerbung im Fernsehen einschränken.

Für die Alkohol-Industrie könnte dies verheerende Folgen haben. (DF berichtete) Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN spricht der Geschäftsführende Gesellschafter der Gaffel Brauerei, Heinrich Becker über die Auswirkung von Alkohol-Werbung auf das Trinkverhalten von Jugendlichen.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Becker, wie stehen Sie zum geplanten Werbeverbot für Alkohol in TV-Spots?
 
Heinrich Becker: Staatliche Eingriffe in Form von Werbeverboten könnten allenfalls letztes Mittel (ultima ratio) sein. Es gibt jedoch nach objektiv wissenschaftlichen Erkenntnissen keinen tragfähigen Nachweis über einen Zusammenhang zwischen Werbung für alkoholhaltige Getränke und der Konsummenge bzw. den Missbrauch. Werbung kommt keine kausale Auslösefunktion für den Alkoholkonsum zu, so dass Werbeverbote und Einschränkungen ins Leere führen würden, aber großen wirtschaftlichen und letztlich auch gesellschaftlichen Schaden verursachen.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Laut Bätzing führe Alkohol-Werbung im TV zu einem „früheren Trinkbeginn“. Was sagen Sie dazu?
 
Heinrich Becker: Dies ist so nicht richtig. Sorge bereitet vielmehr das so genannte „Binge Drinking“ oder „Koma-Saufen“. Falsch ist in diesem Zusammenhang die Behauptung, Alkoholwerbung beeinflusse Kinder und Jugendliche. Für die Behauptung, ein Teil der im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Alkoholwerbung spreche bevorzugt Jugendliche an, wird ein Beweis nicht geführt.
 
Ein TV-, Rundfunk- und Kinoverbot vor 20 Uhr führt überdies zu erheblichen Mindereinnahmen bei den Anstalten, denen damit die Grundlage für die allgemeine Berichterstattung entzogen werden würde.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Wie würden Sie das Problem des steigenden Alkoholkonsums bei Jugendlichen angehen?
 
Heinrich Becker: Wir setzen auf Prävention und Aufklärung. Schließlich ist der Kampf gegen den Missbrauch von Alkohol ein gesamtgesellschaftliches Problem. Mit entsprechenden Aufklärungskampagnen wie zum Beispiel „Don’t drink and drive“ und „Bier? Sorry. Erst ab 16“ beteiligt sich unsere Branche an dieser Aufgabe und setzt sich für den Jugendschutz und die Einhaltung der bestehenden Gesetze nachhaltig ein.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Könnten Sie sich damit anfreunden, dass TV-Werbung für harte Sachen (Schnaps) etc. wegfällt, für Bier aber z.B. weiter geworben werden darf?
 
Heinrich Becker: Dazu gilt, was ich bereits ausgeführt habe. Verbote, gleich welcher Art, können und dürfen nur letztes Mittel sein. Sie richten sonst mehr Schaden als Nutzen an.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Gibt es bereits eine Beschränkung für die Ausstrahlung von TV-Werbung mit alkoholischen Getränken?
 
Heinrich Becker: Es sollte bei den derzeit bestehenden gesetzlichen und freiwilligen Regelungen verbleiben. Vielmehr tut Aufklärung Not und es muss den Jugendlichen eine Perspektive für ihre berufliche und persönliche Zukunft gegeben werden.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Becker, vielen Dank für das Gespräch. [mw]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

17 Kommentare im Forum

  1. AW: Brauerei-Chef: "Werbung hat keine Auswirkung auf Alkohol-Konsum" Bitte was ? Warum werden dann jährlich hunderte Millionen € dafür ausgegeben ? Kann man sich ja sparen, wenn das sowieso nicht mehr Umsatz bringt. Also verbieten, wie in anderen Ländern auch....schadet nicht.
  2. AW: Brauerei-Chef: "Werbung hat keine Auswirkung auf Alkohol-Konsum" Selten so einen Blödsinn gelesen. Welchen Sinn macht dann Werbung??? Der hätte doch auch gleich sagen können, durch unsere Werbung wird weniger Alkohol konsumiert. Genauso bescheuert.
  3. AW: Brauerei-Chef: "Werbung hat keine Auswirkung auf Alkohol-Konsum" Diejenigen welche saufen machen das sowieso. Die Werbung soll sie halt nur zu einer speziellen Marke verleiten. Ist genauso bei der Zigarettenwerbung.
Alle Kommentare 17 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum