Politikanteil im privaten Fernsehen weiter gesunken

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Die Bedeutung von politisch und gesellschaftlich kontroversen Themen in TV-Hauptnachrichten ist insgesamt auch im Jahr 2007 zurückgegangen. Hiervon sind besonders private TV-Anbieter betroffen. Dies ist das Ergebnis einer Studie.

Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist hingegen der vergleichsweise schon hohe Politikanteil noch weiter gestiegen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der neuen systematischen Inhaltsanalyse von TV-Hauptnachrichten, die bereits zum dritten Mal Kommunikationswissenschaftler der Universitäten Jena (Prof. Dr. Georg Ruhrmann, Leitung) und Koblenz-Landau (Prof. Dr. Michaela Maier und Dipl. SOWI Karin Stengel) durchführten. Die Inhaltsanalyse, die im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) erstellt wurde, wurde jetzt in Düsseldorf vorgestellt.
 
Wie die Vorgängerstudien untersucht die vorliegende Analyse die so genannten Nachrichten­faktoren. Darunter versteht man journalistische Auswahlgesichtspunkte bzw. die Merkmale, welche bestimmten Ereignissen zugeschrieben werden. Sowohl bei den öffentlich-rechtlichen als auch bei den privat-kommerziellen Fernsehveranstaltern beeinflusst der Nachrichtenfaktor Einfluss der dargestellten Akteure maßgeblich die Nachrichtenauswahl.
 
Eine zunehmende Darstellung von Konflikten kann für die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender zur deutschen Außenpolitik – im Unterschied zu 2004 – in der aktuellen Studie nicht bestätigt werden. Bei den privaten Sendern wurde der Faktor Kontroverse in diesem Themenbereich deutlich wichtiger.
 
Ein weiteres Resultat: Die Visualisierung von Nachrichten wird immer relevanter. Beide Sendergruppen setzen sowohl bei den politischen als auch bei den unpolitischen Nachrichten verstärkt auf die Wirksamkeit des gezeigten Bildes gegenüber dem gesprochenen Text. Journalisten berichten immer häufiger erst dann über bedeutsame Ereignisse und Handlungen, wenn diese sich ausdrucksstark in und mit Bildern erzählen lassen. Ohne Bilder weisen politische Ereignisse kaum noch Nachrichtenrelevanz auf.
 
Eine zunehmende, den Sendern häufig unterstellte Personalisierung des Zeitgeschehens konnte auch in der aktuellen Untersuchung nicht nachgewiesen werden. Selbst bei unpolitischen Nachrichtenzusammenhängen in den privaten Programmen spielt dieser Nachrichtenfaktor lediglich eine untergeordnete Rolle und ist seit dem Jahr 1992 konstant geblieben.
 
Die wesentlichen Einflussgrößen, welche bei beiden Sendergruppen den Beachtungsgrad, d. h. den Nachrichtenwert der TV-Meldungen beeinflussen, lassen sich insgesamt auf die folgenden drei Faktoren verdichten: den Prominentenstatus der gezeigten Personen, das Auftreten länger andauernder gesellschaftlicher Kontroversen und die Möglichkeit der bildlichen Darstellung vor allem negativer Ereignisse.
 
Die Landesmedienanstalten führen seit 1997 die kontinuierliche TV-Programmforschung durch (ALM-Programmstrukturanalyse). Diese Untersuchung wird von Prof. Hans-Jürgen Weiß geleitet.
 
Die Ergebnisse der heute kommunizierten Inhaltsanalyse durch Prof. Ruhrmann basieren auf den Daten der Programmstrukturanalyse. Es handelt sich dabei also um eine Sonderauswertung der Daten zu Nachrichtensendungen.
 
Die neue Studie ist im Volltext hier abrufbar.
 
 [mg]

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