Langheinrich: „Neue Sendekonzepte verschwinden nicht sofort in der Schublade“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Über einen Trend zu mehr Spartenprogrammen, den die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) feststellt, sprach DIGITAL FERNSEHEN mit dem Vorsitzenden der Kommission, Thomas Langheinrich.

Der Markt für Vollprogramme ist zur Zeit gesättigt, glaubt Langheinrich. „Für Spartenprogramme mit einer spezialisierten Zielgruppe bietet die Digitalität aber wohl noch Potential und Möglichkeiten zur Refinanzierung“, denkt der ZAK-Vorsitzende. Generell seien durch die Digitalisierung die Kosten für einen Sendebetrieb nicht mehr so hoch wie bei der analogen Übertragung.

DIGITAL FERNSEHEN: Wie die ZAK nach eigenen Angaben mitteilt, beobachtet sie einen Trend zu mehr Spartenprogrammen. Herr Langheinrich, warum ist Ihrer Meinung nach der Trend zu Spartenprogrammen so groß?
 
Thomas Langheinrich: Generell sind durch die Digitalisierung die Kosten für einen Sendebetrieb nicht mehr so hoch wie im analogen Zeitalter. Das heißt, neue Sender sind eher finanzierbar als früher, neue Sendekonzepte haben eine Chance auf Realisierung und verschwinden nicht sofort in der Schublade. Es hat sich gezeigt, dass der Markt für Vollprogramme momentan gesättigt ist. Für Spartenprogramme mit einer spezialisierten Zielgruppe bietet die Digitalität aber wohl noch Potential und Möglichkeiten zur Refinanzierung.
 
DF: Was sind die Themen, denen sich die einzelnen Sender verschrieben haben?
 
Langheinrich: Themen sind religiöser und weltanschaulicher Art, aber auch Literatur, Kultur oder Sport. Dazu gibt es natürlich auch viele Angebote, die sich über Mehrwertdienste finanzieren und im Dating- oder Erotik-Bereich angesiedelt sind.
 
DF: Wie stellen Sie sich die zukünftige Entwicklung vor: Wird sich der Trend in den nächsten Jahren weiter fortsetzen?
 
Langheinrich: Es gibt sicher ein größeres Potential für neue Spartenprogramme als für neue Vollprogramme.
 
DF: Halten Sie das Konzept von Spartenprogrammen für erfolgreicher als das von Sendern mit einem Vollprogramm?
 
Langheinrich: Zielgruppen, Finanzierung und Refinanzierung sind bei Sparten- und Vollprogrammen unterschiedlich. Für beide Gruppen gibt es einen Markt.
 
DF: Denken Sie, dass das Angebot an Vollprogrammen künftig geringer ausfällt?
 
Langheinrich: Eine Antwort ist schwierig und bewegt sich im Bereich der Kaffeesatzleserei. Klar ist natürlich, dass der Fernsehmarkt in diesem Jahr nicht unter optimalen wirtschaftlichen Vorzeichen steht. Allein in den ersten drei Januarwochen hat das Marktforschungsinstitut Nielsen Media Research im Vergleich zum Vorjahr ein Werbeminus von 6,3 Prozent bei den privaten Sendern errechnet. Das heißt, alle Sender, egal ob Sparten- oder Vollprogramm, müssen momentan um jeden einzelnen Werbekunden kämpfen – mit ungewissem Ausgang. Insofern müssen wir uns sicher auch die Frage stellen, ob das duale System auf Grund der Folgen der momentanen Wirtschaftskrise nicht in eine Schieflage zu geraten droht.
 
DF: Gibt es eine Statistik, wie viele von den Spartensendern, denen die ZAK eine Zulassung erteilt, den Betrieb nach einer gewissen Zeit wieder einstellt?
 
Langheinrich: Eine solche Statistik gibt es nicht. Aber erst unter realen Bedingungen zeigt sich im Markt, ob ein Konzept oder eine Geschäftsidee funktioniert oder nicht. Das gilt natürlich auch für Fernsehkonzepte. Eine Erfolgsgarantie besteht nicht und darum werden auch in Zukunft viele hoffnungsvolle Ideen an der Wirklichkeit scheitern.
 
DF: Was kostet eine Zulassung durch die ZAK?
 
Langheinrich: Für einen bundesweiten verbreiteten Sender kostet eine Zulassung etwa 10 000 Euro, bei reiner digitaler Verbreitung fallen geringere Kosten an.
 
DF: Ist ein Spartensender verpflichtet, eine Zulassung durch die ZAK einzuholen, oder gibt es noch andere Möglichkeiten für die Spartensender, eine Zulassung zu erreichen?
 
Langheinrich: Die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) hat laut Rundfunkstaatsvertrag die Aufgabe der Zulassung, Rücknahme oder Widerruf der Zulassung bundesweiter Veranstalter. Für bundesweite Programme ist diese Regelung abschließend.
 
DF: Herr Langheinrich, vielen Dank für das Gespräch. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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