Eins Extra widmet sich dem Thema Moscheen in Deutschland

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Stuttgart – Die Dokumentationen „Für Allah und Vaterland“, „Moschee, nein Danke!“, „Halbmond über Ostdeutschland“ und“Morgenland in Marxloh“ schildern, was Muslime und Deutsche zum Thema Moscheen in Deutschland meinen.

Dem Thema „Moscheen in Deutschland“ widmet Eins Extra am Samstag, den 21.Februar einen ganzen Abend. Die Dokumentation „Für Allah und Vaterland“ über neue Moscheen in Deutschland ist um 17.05 Uhr zu sehen. Unverständnis und Streit begleiten die meisten Moscheebaupläne in deutschen Städten. Rund 3,4 Millionen Muslime leben hier, doch für ihre gemeinsamen Gebete gab es in der Vergangenheit oft nur Keller oder Hinterhöfe.

Jetzt werden Prachtbauten geplant, neue Großmoscheen für die gesamte Republik. Der größte Bauherr ist der vom türkischen Staat verwaltete Verein Ditib, der zugleich die größte deutsche Muslimorganisation ist und bundesweit über 880 Ortsgemeinden vereint.
 
Der Ditib plant in Deutschland bis zu 100 repräsentative Moscheen. Für Gemeindemitglieder werden Religion, soziale Kontakte, Sport und Nachhilfeunterricht angeboten. Religion und Staat liegen bei Ditib dicht beieinander, für deutsche Verhältnisse zu dicht, behaupten Kritiker. Der Verein hat den größten Stimmenanteil in der Islamkonferenz in Berlin und damit entsprechenden Einfluss auf die Zukunft des Islam in Deutschland. Die türkische Regierung auch?
 
In der Türkei galt die Trennung zwischen Religion und Staat über Jahrzehnte als wichtigstes Element der Verfassung. Aber seit der Regierungsübernahme der stark religiösen Partei AKP wackelt der türkische Laizismus. Wird es gelingen, einen unabhängigen deutschen Islam zu entwickeln, am Grundgesetz orientiert, gesetzeskonform, staatsfern und integriert in die Landschaft der deutschen Religionsgemeinschaften? Der Film zeichnet die wichtigsten Fragen und Debatten nach, die sich am Bau der neuen repräsentativen Moscheen entfachen.
 
„Moschee, nein Danke!“, eine Dokumentation von Jan Gabriel läuft ebenfalls amSamstag, den 21. Februar um 18.02 Uhr. In den siebziger Jahren werden im schmucken nordbadischen Wertheim dringend neue Arbeitskräfte für die wachsende Glasindustrie benötigt. Man wirbt Gastarbeiter aus der Türkei an, mit ihnen kommt der Islam. Mittlerweile lebt die zweite und dritte Generation in Wertheim. Die Stadt ist für viele zur Heimat geworden. Ihr Wunsch, ihren Glauben in einer „angemessen“ Umgebung praktizieren können, wächst. Eine neugebaute Moschee mit Minarett und Kuppel soll die bisherige, die sich in einem heruntergekommenen Fabrikgebäude befindet, ersetzen. Doch mit einem „richtigen“ islamischen Gotteshaus können sich viele Wertheimer nicht anfreunden.
 
Ömer Akbulut und Willi Schwend stehen in Jan Gabriels Film stellvertretend für die beiden Fronten, die sich in Wertheim gebildet haben. Willi Schwend ist gebürtiger Wertheimer und betreibt eine Glasbeschichtungsfabrik. Als sich die Muslime im Industriegebiet das Grundstück direkt neben seiner Firma als potenziellen Bauplatz für die Moschee aussuchen, gründet er eine Bürgerinitiative. Eines seiner Argumente: Eine Moschee in der Nachbarschaft ruiniere die Grundstückspreise.
 
Willi Schwend hat einflussreiche Helfer. Sein Bruder Gerhard ist Ehrenbürger Wertheims, saß 40 Jahre im Gemeinderat und war Bürgermeister der Stadt. Das Netzwerk politischer und privater Beziehungen ist mächtig. Der Kampf gegen die „Islamisierung“ seiner Heimat ist für Schwend zu einer Mission geworden, die mittlerweile weit über die Grenzen Wertheims hinausgeht. Ömer Akbulut kommt 1970 im Alter von zehn Jahren nach Wertheim. Er besucht dort die Schule, gründet eine Familie und bekommt einen Job in der Glasindustrie.
 
Als Sprecher der islamischen Gemeinde setzt er sich jahrelang für den Bau der Moschee ein. Den Kompromiss, eine Moschee auch ohne Kuppel oder Minarett zu bauen, möchte Ömer Akbulut nicht eingehen. Eine „richtige“ Moschee bauen zu dürfen, bedeutet für ihn, von den Deutschen akzeptiert zu werden und hier eine echte Heimat gefunden zu haben. Ömer Akbulut verliert schließlich seinen Posten als Sprecher der Gemeinde.
 
Ein neu gewählter Vorstand kauft ein altes Firmengebäude und baut es, nach außen unsichtbar, zur Moschee um. Enttäuscht beten die Muslime nun weiter im Verborgenen. Ömer Akbulut wird für das Scheitern der ursprünglichen Pläne verantwortlich gemacht und tritt in der Folge aus seiner Moscheegemeinde aus. Jan Gabriel hinterfragt in seinem Dokumentarfilm „Moschee, nein Danke!“ die Gründe des Konflikts zwischen Moscheebefürwortern und -gegnern und beleuchtet dessen Auswirkungen. Der Zuschauer erfährt dabei viel über den Begriff Heimat, über Ängste, Vorurteile und über enttäuschte Hoffnungen.
 
Die Dokumentation „Halbmond über Ostdeutschland“ über die neue Moschee in Pankow-Heinersdorf ist dann um 19.01 Uhr zu sehen. Am 15. Oktober 2008 wurde die erste Moschee im Ostteil Berlins feierlich eröffnet. Der Film von Margarethe Steinhausen dokumentiert den knapp dreijährigen Streit um das islamische Gotteshaus. Ein unaufdringliches Gebäude in einem Gewerbegebiet, entworfen von einer in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Muslimin.
 
Schon vor der Bauphase sorgte das „islamische Tor zum Osten“ für heftige Emotionen. Nicht nur unter den Anwohnern. Es gab Protestdemonstrationen, Nazi-Schmierereien an der Kuppel, ständige Polizeipatrouillen. Hauptargument der Gegner: Die bisher in Reinickendorf ansässige, umstrittene kleine Gemeinde baut ein viel zu großes Gemeindezentrum dort, wo überhaupt keine Muslime leben.
 
Für Neo-Nazis ist der umstrittene Bau willkommener Anlass, fremdenfeindliche Parolen zu verbreiten. Ein „offenes Haus des Friedens“ verspricht dagegen der Imam der Gemeinde, der erste Muslim, der nach Heinersdorf zieht. Mit der Eröffnung der Moschee ist der Streit nicht vorbei: Sicherheitshalber hat die Gemeinde einen Kooperationsvertrag mit der Polizei unterzeichnet, der zu gegenseitiger Unterstützung verpflichtet.
 
In „Halbmond über Ostdeutschland“ kommen der Vorsitzende der Ahmadiyya-Deutschland, der Berliner Imam, die Architektin sowie Berliner Gegner und Befürworter des ersten islamischen Gotteshauses im Ostteil der Stadt zu Wort.
 
Die Dokumentation „Morgenland in Marxloh“ von Marko Rösseler schließlich zeit Eins Extra um 19.30 Uhr. Erst baute Thyssen-Krupp Stellen ab, dann wurde die letzte Zeche im benachbarten Walsum geschlossen – wirtschaftlicher Aufschwung sieht anders aus. Wer es sich leisten konnte, ist längst weggezogen aus Duisburg Marxloh.
 
Heute leben in dem Duisburger Stadtteil noch 18 000 Menschen – rund 4 000 davon sind türkischer Herkunft. Jetzt entsteht hier die vermutlich größte Moschee in ganz Deutschland. Und das Bauwerk übt schon vor seiner offiziellen Einweihung eine Ausstrahlung aus, die weit über das Religiöse hinausgeht. Rund um die Moschee entstehen Eigentumswohnungen – die zum Großteil von muslimischen Familien gekauft werden.
 
„Innerhalb kurzer Zeit haben sich die Grundstückspreise verdreifacht“, erzählt Zülfiye Kaykin, Geschäftsführerin der zur Moschee gehörigen Begegnungsstätte. Im Umkreis der neuen Moschee blühen Wachstumsbranchen, mit denen niemand gerechnet hätte, die sich aber offenbar rechnen.
 
So kommen die Kunden türkischer Brautmodengeschäfte längst nicht mehr nur aus Duisburg und Umgebung, sondern der ganzen Republik. Und auch deutsche Firmen entdecken die hiesigen Türken zunehmend als Kundschaft. Beginn einer wirklichen Integration, bei der am Ende beide Seiten gewinnen? [ar]

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7 Kommentare im Forum

  1. AW: Eins Extra widmet sich dem Thema Moscheen in Deutschland sollen sie beten, aber eines mus sichergestellt werden : Staat und Religion gehören getrennt !! Auch müssen sie verpflichtet werden, sich an unsere Gesetze zu halten . Dazu gehört auch die Landesprache zu können .Mal sehen, wann die erste Kirche in Türkei errichtet wird ...und alles nur wegen Glauben...was spricht dagegen, den Glauben daheim in Wohnung auszuführen ?? Muss man dafür extra in Kirche und Moschee rennen ?? Gruess matti-man
  2. AW: Eins Extra widmet sich dem Thema Moscheen in Deutschland die frage ist was geht mich als gez zahler son migranten mist an? wird immer besser mit den ör sendern
  3. AW: Eins Extra widmet sich dem Thema Moscheen in Deutschland Ich sehe das sehr wohl als nützlichen Beitrag an, der einem dabei helfen kann sich sein eigenes Meinungsbild zu schaffen. Man kann nicht immer nur Fussball, welcher Promi wurde mit wem gesehen oder Aktionfilme sehen. Das, was in diesen Beiträgen gesendet wird, zeigt unsere Nachbarn. Ich glaube nicht, dass niemand in seiner direkten Nachbarschaft, keine Migranten türkischer Herkunft hat. Viele haben bereits die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Für mich ist dies auch noch befremdlich. Aber lieber gehen sie in ihre Moschee und beten dort als Deutsche türkischer Herkunft, als dass Deutsche zum muslimischen Glauben konvertieren und sich in Terrorcamps für den "heiligen Krieg" rüsten. Wenn man sich als gläubiger, offener Christ mal mit Muslimen unterhalten hat, dann erkennt man, dass, wenn beide Religionen richtig gelebt werden, die Unterschiede marginal sind. Natürlich bin ich auch dafür, dass unsere hier lebeneden Migranten die deutsche Sprache erlernen. Letzten Endes ist das für sie selbst gut. Kirchen und christliche Religion in der Türkei? Hierzu kann ich nur sagen: Wie tolerant ist ein Staat? Lange Abhandlung - aber als Begründung, warum es wichtig ist solche Sendungen zu zeigen.
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