Kommentar: Eutelsat mit „DVB-T Dolphin“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Schon vor fast zwei Jahren versuchte damals der Satellitenbetreiber Astra für bestimmte Programme eine Grundverschlüsselung einzuführen.

Der Aufschrei, nicht zuletzt in dieser Lesergemeinde, war groß. Dabei bezog sich das zu Ende gedachte Konzept damals „nur“ auf tatsächlich zusätzlich vermarktete Programme. RTL und Co waren nach ersten Plänen mit dabei, diese Überlegungen hatten aber keinen Bestand.

In einer der medienpolitischen Denkweise vergleichbar kurzen Periode wird nun die Grundverschlüsselung von RTL nicht nur im Kabel Realität, sondern hält auch bei dem eigentlich für den freien und kostenlosen Empfang von Rundfunk gelobten Empfangsweg DVB-T Einzug. Jetzt kostet den Verbraucher werbefinanziertes Fernsehen doppelt Geld – einmal beim Kauf der beworbenen Produkte und einmal beim Empfang der Werbung.
 
Auch wenn letztlich „nur“ eine einmalige Pauschale für den Empfang fällig wird, ist dies doch, gerade bei DVB-T ein eine krasse Umkehr des Selbstverständisses eines als für den Verbraucher zumindest im Empfang als kostenlos propagierten Verbreitungsweges.
 
Noch 2008 im Abschlussbericht der DVB-Taskforce wurde für DVB-T als Kernbotschaft rückblickend festgelegt: „DVB-T: Frei empfangbares digitales Antennenfernsehen schafft mehr Programmvielfalt in der Terrestrik“.
 
Wenige Monate später verabschiedet sich Deutschland schleichend von der freien Empfangbarkeit zugunsten einer Adressierbarkeit des DVB-T-Zuschauers. Grundverschlüsselung, ein noch vor zwei Jahren verteufeltes Wort in Deutschland erfährt nun politische Unterstützung. Grundverschlüsselung ist in Deutschland hoffähig geworden. Grundverschlüsselung heißt fernab des klassischen Pay-TV Adressierung.
 
Adressierbarkeit heißt: Jetzt werden neue Dienste für die Inhalteanbieter erst möglich. Adressierbarkeit über alle Verbreitungswege wurde von RTL und Co. stets gefordert. Nun müssen sie beweisen, dass sie Adressierbarkeit wirklich für neue Dienste und nicht für neue Erträge brauchen. Und der Satellit? Wir werden sehen, wie lange der Satellit noch im Wettbewerb der Infrastrukturen ohne eine Adressierung seiner Zuschauer auskommt.
 
PS. Wenn ich Eutelsat wäre, hätte ich RTL für die Verbreitung seiner Programme auf meiner Plattform einen Teil meiner Technikpauschaleangeboten. Und wenn ich RTL wäre, hätte ich auch einen Teil der Technikgebühr für die Verbreitung meiner Programme auf der Eutelsat DVB-T Plattform gefordert. Wie heißt das dann so schön: „win-win“. Aber ich bin ja weder Eutelsat noch RTL.
 
Stefan Goedecke[mg]

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66 Kommentare im Forum

  1. AW: Kommentar: Eutelsat mit "DVB-T Dolphin" ne aber jetzt dreht der DF-Chef aber total am rad. Und morgen kommt das exklusive Interview mit Frau Rutenbeck
  2. AW: Kommentar: Eutelsat mit "DVB-T Dolphin" a propos: Welches Medium hat denn damals am meisten Pro-Kampagne "für" die Dolphin-Plattform gemacht. Das war doch "nur" Digitalfernsehen.
  3. AW: Kommentar: Eutelsat mit "DVB-T Dolphin" Wenn die DF mal ständig Siemens-Meldungen rausballert, dann denkt an mich.
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