Köln – Der Satellitenbetreiber Eutelsat übernimmt die Vermarktung des DVB-T-Angebotes der Mediengruppe RTL Deutschland, mit dem diese im dritten Quartal im Großraum Stuttgart starten will.
Martina Rutenbeck, Geschäftsführerin der Eutelsat visAvision GmbH, stand der Redaktion zu den Expansionsplänen von Eutelsat Rede und Antwort.
DIGITAL FERNSEHEN: Erstmals engagiert sich Eutelsat auch bei DVB-T in Deutschland. Was bewegte Sie zu diesem Schritt?
Martina Rutenbeck: Das Erschließen neuer Geschäftsfelder gehört zum Selbstverständnis eines innovativen Unternehmens. Die Innovationskraft von Eutelsat ist enorm, wir sind die Triebfeder der Digitalisierung in Deutschland und in Europa. Lassen Sie mich einige Beispiele nennen: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der über Eutelsat verbreiteten HDTV-Programme um mehr als die Hälfte auf 73 angestiegen.
Unser erfolgreiches System „Toowaytm“ leistet einen wichtigen Beitrag für den satellitengestützten Breitbandausbau mit 26 Vertriebspartnern in 18 europäischen Ländern. Mit unseren Kabelkiosk-Paketen fördern wir nachhaltig die Digitalisierung des Kabels und versorgen mittlerweile bereits 200 000 Kabelhaushalte.
Der Transfer unseres umfassenden Know-hows bietet realistische Chancen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. So auch bei der Einführung des MPEG-4 Komprimierungsverfahrens in der DVB-T Region Stuttgart, wo wir technische und Vermarktungsdienstleistungen übernehmen. Hierbei nutzen wir unser seit langem erfolgreich eingesetztes Kundenmanagementsystem.
MPEG-4 als neuer Komprimierungsstandard gestattet die effizientere Nutzung der zur Verfügung stehenden Frequenzkapazitäten, was von vielen Marktteilnehmern immer wieder gefordert wird. Diese wichtige technische Innovation ist einer der Gründe dafür, dass wir in der DVB-T Region Stuttgart gerne die Vorreiterrolle bei der Einführung der neuen Technik übernommen haben.
DIGITAL FERNSEHEN: Ist ein weiterer Ausbau der DVB-T-Aktivitäten auch an anderen Standorten geplant?
M. Rutenbeck: Wir freuen uns darüber, die Einführung des innovativen Angebotes der Mediengruppe RTL Deutschland in der DVB-T Region Stuttgart mit unseren Dienstleistungen zu begleiten. Das Programmpaket stellt eine ideale Bereicherung des bisherigen DVB-T Angebotes dar. Ob es in anderen Regionen zum Einsatz kommt, müssen andere Stellen entscheiden. Gerne überzeugen wir auch weitere Privatsender von unseren Services und stehen für alle interessierten Programmanbieter mit unseren Dienstleistungen bereit.
DIGITAL FERNSEHEN: Erfolgt die Zuführung des Paketes über einen Eutelsat-Satelliten oder setzt Eutelsat an dieser Stelle allein auf die Vermarktung?
M. Rutenbeck: Unser Engagement umfasst technische und Vertriebsdienstleistungen. So betreuen wir beispielsweise die Endkunden per Call-Center und schalten die Angebote auf den Smartcards frei. Eine Nutzung von Satellitenkapazitäten ist derzeit nicht vorgesehen, die Signalzuführung zu den Multiplexern erfolgt in Eigenregie der Sender. Die Verbreitung der Programme vor Ort wird durch Media Broadcast GmbH übernommen, ein Unternehmen der französischen TDF Group.
DIGITAL FERNSEHEN: Werden die vier Hauptprogramme uncodiert übertragen oder sind diese nur mit entsprechenden Karten/Receivern zugänglich?
M. Rutenbeck: Das Programmangebot der Mediengruppe RTL Deutschland umfasst 4 Free-TV-Programme und zwei Pay-Angebote. Das komplette Programmangebot wird mit einem Signalschutz versehen übertragen. Mit dem Kauf eines für dieses Angebot tauglichen DVB-T Receivers erwirbt der Zuschauer zugleich eine Smartcard, welche für den Empfang der gesamten neuen Programmpakete notwendig ist. Der Empfang der Free-TV-Programme ist jedoch nicht an ein Abonnement der beiden Pay-Sender gebunden, die im ersten Jahr gratis zu empfangen sind.
DIGITAL FERNSEHEN: Als Codierung soll Conax eingesetzt werden. Welche Vorteile bietet dieses Codiersystem bei DVB-T gegenüber den anderen Systemen?
M. Rutenbeck: Bei der Auswahl eines Verschlüsselungssystems spielen weniger der Übertragungsstandard als vielmehr technische und wirtschaftliche Fragestellungen eine wichtige Rolle. Dies hat unter anderem Einfluss auf die Bereitstellung der Receiver und Smartcards. Mit Conax haben wir einen optimalen Partner für die MPEG-4 Einführung in der DVB-T Region gefunden, mit dem uns eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet.
DIGITAL FERNSEHEN: Wird der freie CI-Standard unterstützt oder eignen sich ausschließlich Geräte mit integriertem Conax CA-System?
M. Rutenbeck: Wir prüfen im Moment alle möglichen Optionen fuer die Entschlüsselung und führen auch Gespräche bzgl. CI mit Marktteilnehmern. Zwingende Voraussetzungen bei der Wahl des Entschlüsselungsmechanismus sind z.B. der Kopier- und Jugendschutz. Dies ist mit einem fest eingebauten CA-System und mit dem neuen Standard CI+ sicher gestellt.
Inwieweit die heutige CI-Schnittstelle eingesetzt werden kann und ob generell ein tragfähiges Modul-Vermarktungskonzept für Entschlüsselungsmodule realisierbar ist, werden unsere Gespräche und Verhandlungen in den nächsten Wochen zeigen.
DIGITAL FERNSEHEN: Vielen Dank für das Gespräch![mg]
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