Schächter will Verlängerung von Brender-Vertrag (Update)

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Berlin -ZDF-Intendant Markus Schächter wird dem Verwaltungsrat des Senders die Verlängerung des Vertrages von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender antragen.

Die Sitzung finde Ende März in Mainz statt, sagte Sendersprecher Walter Kehr am Freitag in Mainz. Der Intendant hat das Vorschlagsrecht für alle Leitungsfunktionen. Medienberichten zufolge will die unionsnahe Mehrheit im Verwaltungsrat den Vertrag von Brender nicht verlängern, der im Parteien-Sender-Machtproporz als „Roter“ gilt. Dies stieß im Sender und beim Deutschen Journalisten-Verband auf starke Kritik.
 
„Käme man damit durch, wäre das ein verheerendes Signal nach innen und nach außen“, sagte „heute journal“-Moderator Claus Kleber im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ laut Vorabbericht. Es dürfe nicht sein, „dass parteipolitische Seilschaften wieder versuchen, nach parteipolitischen Kriterien Journalistenposten im ZDF zu bestimmen“, wird er zitiert. Brender habe die journalistische Unabhängigkeit des Senders stets „mit breitem Rücken verteidigt“.
 
„Wir sehen uns mit einer sehr erfahrenen und kompetenten Führungsriege im ZDF aufgestellt“, sagte Kehr. Es gebe „keinen sachlichen Grund“, diesen Wettbewerbsvorteil aufzugeben. Unter Brender, so berichten ZDF-Journalisten laut „Spiegel“, seien Einmischungsversuche der Politik seltener geworden. Das liege auch daran, dass er Politiker immer gebeten habe, ihr Anliegen doch schriftlich vorzutragen – was nur selten geschehen sei. Brenders Vertrag läuft noch bis Ende März 2010.
 
Er hat aber das Recht, ein Jahr vor Ablauf zu erfahren, ob der verlängert wird. Üblich ist eine Verlängerung von fünf Jahren. Der 60-jährige Brender ist seit April 2000 im Amt. Brender selbst hatte laut „Spiegel“ in einer Schaltkonferenz der Redaktionsleiter von einem „Aufstand der Schranzen“ gesprochen.
 
Unabhängig vom Votum des Verwaltungsrates werde er seinen Vertrag zu Ende erfüllen – und damit auch während des Bundestagswahlkampfs Chefredakteur bleiben. „Alle, die glauben, sie könnten hier unter dem Schutzschirm der Parteien wachsen, werden nicht reüssieren“, heißt es weiter.
 
Brender sei ein „herausragender Chefredakteur“, sagte der Leiter der rheinland- pfälzischen Staatskanzlei, Martin Stadelmaier. „Die CDU kann für ein Nein keine auch nur halbwegs nachvollziehbaren Gründe nennen“, sagte er laut „Spiegel“.
 
Der DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken sagte, für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland gelte das Prinzip der Staatsferne, das Politiker und Parteien in ausnahmslos jedem Fall zu beachten hätten. Das gelte auch für die Besetzung von journalistischen Spitzenpositionen im ZDF. „Wenn journalistische Spitzenpositionen in einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt Gegenstand parteipolitischer Geplänkel werden, ist die Unabhängigkeit des Senders in Gefahr“, warnte Konken.
 
Neben dem Fernsehrat und dem Intendanten bildet der Verwaltungsrat die dritte Säule, die das ZDF kontrolliert. Der Verwaltungsrat setzt sich aus 14 Mitgliedern zusammen. Ihm gehören fünf Vertreter der Länder und ein Vertreter des Bundes an, darunter der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und Hessens Regierungschef Roland Koch (CDU). [mg]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: Schächter will Verlängerung von Brender-Vertrag (Update) Tja, die CDU hatte mit der freien Presse schon immer Probleme. Am liebsten wäre denen ja ein "Staatssender" wie früher in der DDR. Deshalb wurde ja überhaupt das ZDF in den 60ern gegründet... Das Verfassungsgericht hat den Versuch damals kassiert, aber die CDU versucht es halt immer wieder. Seltsames "Demokratieverständniss" von Roland Koch. Gut, das es die föderale ARD & Das Erste gibt, da kann EINE Partei eben nicht das Programm diktieren, selbst wenn nur die eigenen Höflinge in den jeweiligen Landessendern das Sagen hätten....
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