EU-Medienkommissarin: Öffentlich-Rechtliche ohne Werbung auch bei uns möglich

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Viviane Reding, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien spricht sich im Interview mit für einen neuen Finanzierungsmix des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Deutschland aus.

In einem Interview mit der Zeitung „Das Parlament“ sagt sie: „Es gibt in Europa Beispiele von öffentlich-rechtlichen Sendern etwa in Großbritannien und Frankreich, die auf Werbung verzichten. Deshalb habe ich die politische Frage in den Raum gestellt. Ich habe gefragt, ob man in Deutschland nicht einmal über die Finanzierung nachdenken will.“

Reding hatte schon im vergangenen Jahr einen Werbeverzicht der öffentlich-rechtlichen Sender vorgeschlagen. Sie begründet dies mit größerer Unabhängigkeit: „Wer allein durch öffentliche Mittel finanziert wird, der gerät auf jeden Fall weniger in den Verdacht, Wettbewerb und Medienvielfalt zu verzerren.“
 
Gleichzeitig geht Reding davon aus, dass Deutschland die neue EU-Fernsehrichtlinie, die unter bestimmten Voraussetzungen und mit Kennzeichnungspflicht das sogenannte Product-Placment in TV-Produktionen erlaubt, zügig regelt : „Ich erwarte, dass Deutschland die Fernsehrichtlinie eins zu eins umsetzt. Ich habe versucht, diese so klar wie möglich zu halten. Daher meine Bitte an die Regierung, aus einem Artikel in einer EU-Richtlinie nicht 500 Artikel in einem deutschen Ausführungsgesetz zu machen.“
 
Nach dem neuen Rundfunkänderungsstaatsvertrag müssen die Öffentlich-Rechtlichen unter anderem nachweisen, dass ein Online-Angebot einen gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Für diese Bewertung fordert Reding unabhängige Gutachter: „Am besten ist es, wenn externe Gremien den Drei-Stufen- oder auch Public-Value-Test übernehmen. Wir brauchen unabhängige und sachkundige Schiedsrichter. Andernfalls wird es automatisch zu Beschwerden seitens der Privaten kommen. Die EU-Kommission wird dem nachgehen, wenn sie berechtigt sind.“[fp]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: EU-Medienkommissarin: Öffentlich-Rechtliche ohne Werbung auch bei uns möglich Warum eigentlich nur bei uns ? Gibt viele andere EU-Länder, in denen die Öffis Werbung senden dürfen.... In Italien sendet die RAI im Vergleich zu ARD/ZDF sogar sehr viel Werbung. Diese lästige Konkurrenz müsste gerade Berlosconi doch mächtig stören....
  2. AW: EU-Medienkommissarin: Öffentlich-Rechtliche ohne Werbung auch bei uns möglich Wenn nur noch der Profit bestimmt, wofür geworben wird, ist das auch eine Wettbewerbsverzerrung - also dieses Schlagwort ist in der Argumentation völlig fehl am Platze.
  3. AW: EU-Medienkommissarin: Öffentlich-Rechtliche ohne Werbung auch bei uns möglich ÖRR ohne Werbung (und Sponsoring) ist auch bei uns möglich - auch ohne Gebührenerhöhung - nur es wird vom ÖRR politisch nicht gewollt. Fritz Raff sagte doch selbt in einem Interview, dass ein Vollprogramm nur mit Werbung auch glaubhaft sei. Mit Werbung stehe man mitten im Leben. Ich würde mich hier für eine klare Trennung aussprechen: ÖRR nur durch Gebühren - ohne wenn und aber. Privat und Pay-TV nurch durch Werbung/Abonnenten - ohne wenn und aber. Ansonsten müssen die heutigen Gebühren nach einem Verteilungsprinzip allen in deutschland zugelassenen und empfangbaren Sendern zur Verfügung stehen. Punkt Aus.
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