Österreich: Analoges Fernsehen als Auslaufmodell

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Bild: © JuergenL - Fotolia.com
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Wien – Österreich ist bei der Digitalisierung des Fernsehens imletzten Drittel der Umsetzung angelangt. In zwei Jahren wird es so gut wie keine Haushalte mehr mit analogem Antennen- oder Satellitenempfang geben.

Davon zeigen sich die KommAustria und die Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde RTR im jüngsten Digitalisierungsbericht überzeugt, der vor kurzem von Bundeskanzler Werner Faymann dem Nationalrat vorgelegt wurde (III-33 d.B.). Lediglich die Kabelhaushalte hinken bei der Digitalisierung hinterher.
 
Hier ist es entgegen den Erwartungen der KommAustria und der RTR auch im Jahr 2007 trotz einer breitflächigen Endgeräteförderung zu keinem Umschwung gekommen.

Insgesamt waren dem Bericht zufolge zur Jahresmitte 2008 rund 47 Prozent der Haushalte digitalisiert, das sind um 17 Prozentpunkte mehr als Ende 2006. 53 Prozent empfingen noch analoge TV-Signale. Mittlerweile haben sogar bereits mehr als die Hälfte der 3,4 Millionen TV-Haushalte auf digitalen Empfang umgestellt.
 
Besonders rasant stieg in den vergangenen eineinhalb Jahren der digitale Satellitenempfang. Viele so genannte „Hybrid-Haushalte“, die analoges Satellitenfernsehen nutzten, ORF 1 und ORF 2 aber über Antenne empfingen, haben auf digitalen Satellitenempfang umgestellt.
 
Damit hat sich die Zahl jener Haushalte, die für den Empfang österreichischer TV-Programme auf Antennenempfang angewiesen sind, zwischen Herbst 2006 und Juni 2008 auf 650 000 Haushalte (19 Prozent) halbiert.
 
Der Umstellungsprozess von analogem auf digitales Antennenfernsehen (DVB-T) soll laut Bericht in den nächsten Jahren abgeschlossen werden. Voraussichtlich Ende 2010, spätestens jedoch im Frühjahr 2011 werden die letzten analogen Fernsehsignale in Österreich abgeschaltet. Mindestens 95 Prozent der österreichischen Haushalte sollen dann digitale Fernsehsignale über Antenne empfangen können.
 
Mitte 2008 wurde bereits ein Wert von 90 Prozent erreicht. Bis zum 30. Juni 2008 sind 535000 Set-Top-Boxen zum Empfang von digitalem Antennenfernsehen über den Ladentisch gegangen, für rund 106 000 davon wurde im Rahmen des Frühumsteiger-Förderprogramms ein Zuschuss bezogen.
 
Für den TV-Zuseher macht sich die Umstellung von analogem auf digitales Antennenfernsehen vor allem in der Ausweitung der Programmvielfalt bemerkbar. Seit Herbst 2007 können neben ORF1, ORF2 und ATV bundesweit drei weitere Fernsehprogramme über Antenne empfangen werden. Allerdings beschränkt sich die Verbreitung von Puls 4, 3sat und ORF Sport Plus auf die Landeshauptstädte und deren Umgebung.
 
Die technische Reichweite liegt bei 78 Prozent, eine Ausweitung auf bis zu 85 wird, so der Bericht, in Erwägung gezogen. Darüber hinaus wurden 16 Lizenzen für den Betrieb von lokalen bzw. regionalen TV-Sendern vergeben.
 
Wenig Bedeutung hat nach wie vor der digitale Kabelempfang (DVB-C). Mitte 2008 verfügten nur drei Prozent bis vier Prozent aller TV-Haushalte über einen digitalen Kabelanschluss, obwohl im Frühjahr 2007 eine Förderaktion für DVB-C-Empfangsgeräte gestartet worden war.
 
KommAustria und RTR führen diesen Umstand nicht zuletzt darauf zurück, dass mit analogen Kabelanschlüssen ein relativ attraktives Programm empfangen werden kann und Zusatzdienste wie „Video on Demand“-Angebote (Fernsehen auf Abruf) oder „Pay per View“-Modelle (extra zu bezahlendes Programm) offenbar keinen ausreichenden Anreiz für einen Umstieg bieten.
 
Entweder weil das Angebot zu wenig bekannt ist oder zusätzliche Kosten abgelehnt werden. Als Treiber für die Digitalisierung des Rundfunkempfangs im Kabelnetzbereich könnte sich nach Meinung von KommAustria und RTR allerdings das hochauflösende digitale Fernsehen (HDTV) erweisen.
 
Zunehmende Konkurrenz erhalten die Kabelnetzbetreiber laut Bericht von IP-TV, der Übertragung von Fernsehprogrammen über breitbandige Internet- bzw. Telefonanschlüsse. Spielte IP-TV im Jahr 2006 praktisch noch keine Rolle, erreichte der größte Anbieter, die Telekom Austria, mit ihrem Produkt „aonTV“ Mitte 2008 eigenen Angaben zufolge bereits 50 000 Haushalte.
 
Voraussetzung für den Empfang von IP-TV-Angeboten ist neben einem Breitbandanschluss auch eine Set-Top-Box, die die Signale für das Fernsehgerät aufbereitet.Umfassende Informationen enthält der vom österreichischen Bundeskanzler vorgelegte Digitalisierungsbericht auch über die Tätigkeiten der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Plattform Austria“, die aus rund 300 Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen – Recht, Technik, Content – besteht. Unter anderem wird in diesem Berichtsteil auf eine Informationsoffensive zum Multi-Text und auf eine Studie zum Thema „Lokales Fernsehen in Österreich“ verwiesen.
 
Demnach werden die oftmals nur im lokalen Kabelnetz verfügbaren Lokal-TV-Sender von den ZuseherInnen als wesentliche Bereicherung des Programmangebots wahrgenommen und ihnen ein hoher Nutzwert und eine besonders hohe Authentizität bescheinigt. [mg]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: Österreich: Analoges Fernsehen als Auslaufmodell Kein Wunder, dass der terrestrische Empfang sich halbiert hat, wenn man sich das magere Programmangebot über DVB-T anschaut.
  2. AW: Österreich: Analoges Fernsehen als Auslaufmodell Vielleicht bezügl. IPTV in Österreich auch interessant: Lt. dieser Presseaussendung 15.01.2009 - Kombipaket - Telekom Austria vom 15. Januar waren es mit Ende Dezember 2008 dann sogar schon 63800 AonTV Kunden.
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