Kabelnetzbetreiber befürchten Störung von Kabelnetzen durch mobile Dienste

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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Bonn/Berlin – Der Verband der Kabelnetzbetreiber bemängelt, dass die vom Bundeskabinett beschlossene Zuweisung von Frequenzbereichen für Mobile Datendienste zu möglichen Störungen auf anderen Übertragungswegen führen kann, da diese nicht geprüft wurde.

Die vom Bundeskabinett beschlossene Verordnung zur Zuweisung von Frequenzbereichen für mobile Datendienste vernachlässigt aus Sicht der Kabelnetzbetreiber die vorherige Prüfung möglicher Störungen anderer Übertragungs­wege.
 
Konkret sieht die beschlossene Frequenzbereichszuweisungsplanver­ordnung vor, dass der Bereich von 790 MHz bis 862 MHz zukünftig vorrangig zur mobilen breitbandigen Internetversorgung genutzt werden soll. Während die Verordnung störende Auswirkungen auf andere Rundfunkdienste als unzulässig ausschließt, fehlt jede Pflicht zur Untersuchung möglicher Störungen anderer Übertragungswege und vor allem der Endgeräte.
 
Dazu Thomas Braun, Präsident der Anga Verband Deutscher Kabel­netz­betreiber: „Bei dem derzeit durchgeführten Versuch zur digitalen Dividende in Wittstock/Dosse und dem angekündigten Pilotprojekt in Baden-Württemberg sollen jeweils die Auswirkung auf DVB-T untersucht werden. Die Folgen für die Rundfunk- und Daten­über­tragung im Kabel und auf die daran angeschlossenen Endgeräte werden unseres Wissens in keinem dieser Piloten untersucht. Damit bleiben Störpotenziale, die jeden zweiten Haushalt in Deutschland treffen könnten, unberücksichtigt.“
 
Bundesweit werden 19,6 Millionen Haushalte über Breitbandkabelnetze mit Rundfunk und zunehmend auch mit breitbandigen Internetzugängen und Telefonanschlüssen versorgt. Viele dieser Kabel­an­schlüsse sind heute bereits bis 862 MHz ausgebaut und übertragen Angebote im gleichen Frequenzbereich, der auch für mobile Datendienste verwendet werden soll.
 
Die in der Anga organisierten Kabelnetzbetreiber begrüßen grundsätzlich eine flexible Nutzung der durch die digitale Dividende freiwerdenden Rundfunkfrequenzen, da sie eine Chance für bisher unversorgte ländliche Gebiete darstellen. Allerdings sind vor einer Zuweisung dieser Frequenzen an Betreiber, die Auswirkungen einer derartigen Nutzung auf andere Infrastrukturen und Rundfunkempfangsgeräte gründlich zu untersuchen. Dazu Thomas Braun: „Ein erster Test, den wir mit dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) ebenfalls in Wittstock/Dosse in Brandenburg durchgeführt haben, ergab erhebliche Beein­trächti­gungen des Empfangs von TV-Programmen und der Übertragung von Daten­signalen über die Kabelnetze. Durch die Signaleinstrahlung wurden die Set-Top-Boxen und Fernsehgeräte in ihrer Funktion massiv gestört.
 
Hier müssen daher Untersuchungen durchgeführt werden, wie eine verträgliche Nutzung dieser Kabel-Frequenzen sicher­gestellt werden kann. Eine Beein­trächti­gung der Funktionalität des TV-Kabels ins­be­son­dere durch Störungen der Teilnehmergräte könnte die umfangreichen Investitionen der Kabel­­anbieter entwerten und den gewünschten Ausbau der Breitbandversorgung sowie den gesamten Infrastrukturwettbewerb gefährden.“
 
Ein der Anga seit kurzem vorliegendes Gutachten der Berufsgruppe „Kabel-TV“ der Wirtschafts­kammer Österreich unterstützt die Messergebnisse der Anga und des IRT. An die Politik wird daher die Forderung erhoben, vor der Freigabe dieser Frequenzen für mobile Datenanwendungen sämtliche notwendigen Untersuchungen durchführen zu lassen, damit ein störungsfreier Rundfunkempfang für Kabelkunden gewährleistet werden kann. [mg]

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10 Kommentare im Forum

  1. AW: Kabelnetzbetreiber befürchten Störung von Kabelnetzen durch mobile Dienste Hm, Kabel TV ist doch abgeschirmt. Oder haben sie Angst das dann der Vorteil von Kabel TV wegfällt, das hier die Nutzer mit ihrer Uraltinstallation leben können und das sie evtl. auf Sat umsteigen wenn die Verkabelung eh modernisiert werden muß Ne mal ernsthaft, irgendwie verstehe ich es nicht, Kabel TV und Terrestrik haben sie doch schon immer gemeinsame Frequenzen genutzt. Wo liegt hier da sProblem? cu usul
  2. AW: Kabelnetzbetreiber befürchten Störung von Kabelnetzen durch mobile Dienste Ist doch klar das man als Kabelnetzbetreiber dagegen ist, schließlich handelt es sich ja um den direkten Wettberwerb. Die Kabellobby will doch dort, wo kein (schnelles) DSL verfügbar ist, den Internetzugang via Kabel verkaufen. Zu den befürchteten Störungen selbst kann man eigentlich nur lächeln, denn die Kabelnetzbetreiber geben damit eigentlich zu, daß die vorhandenen Netze die Anforderungen bezüglich Schirmungsmaß nicht einhalten. Zudem fragt sich, wieviele der voll ausgebauten (oder sollte man lieber sagen der "aufgebohrten 450MHz-..") Netze den Bereich bis 862MHz auch tatsächlich nutzen.
  3. AW: Kabelnetzbetreiber befürchten Störung von Kabelnetzen durch mobile Dienste ... es geht um den Frequenzbereich von 790 MHz bis 862 MHz, also die Kanäle 61 bis 69. Uraltinstallationen wären von möglichen Störungen nicht betroffen, da sie nur bis 470MHz ausgelegt. Die möglichen Probleme würden also erst mit einer Modernisierung. Davon mal angesehen gibt es auch Endgeräte, vor allem die in den untersten Preisklasse, die nur mässig bis schlecht geschirmt sind. Habe hier ein Billig-Radio stehen, dass an den Kabelanschluss angeschlossen ist. Damit kann ich ohne Probleme alle vom Sender Bonn Venusberg verbreiteten UKW-Radio-Programme empfangen. Mein A/V-Receiver kann das nicht ...... naja, bei meinem Topfield zuckt die Signalqualität immer ein wenig auf den Kanälen, die hier in Bonn auch für DVB-T (Kanal 29 538MHz) bzw. DVB-H (Kanal 43) genutzt werden. Allerdings geht die Signalqualität nie unter 96 %, sodass keine Störungen auftreten. Mein Topfield hat auch noch ein Blechgehäuse, was zusätzlich schirmt. Bei einigen modernen Receiver, wie z.B. von Technisat ist das Gehäuse aus Plastik, was keinerlei schirmende Wirkung hat. Die beste Verkabelung bringt nichts, wenn das Endgerät nur miserabel geschirmt wird. Man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass die höheren Frequenzen auch störempfindlicher sind ...
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