„Tachelesrunde“ im ZDF wirft Brender „despotischen Stil“ vor

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mainz – Vorwiegend außerhalb des ZDF tobt der Streit über die Unabhängigkeit des Senders, innerhalb der Anstalt gerät Chefredakteur Nikolaus Brender selbst in die Kritik.

Am Freitag wird der 77 Köpfe zählende ZDF-Fernsehrat über den Fall Nikolaus Brender reden. Dessen Chefredakteurs-Vertrag wollen die Unionsvertreter unter der Führung des Hessischen Ministerpräsidenten und stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Roland Koch im Verwaltungsrat nicht verlängern. Nicht nur in der Öffentlichkeit wird ob dieser politischen Ränkespiele kontrovers diskutiert. Auch im Sender selbst laufen die Debatten. Ganz anders allerdings, als die Öffentlichkeit bisher erfuhr, das will das Nachrichtenmagazin „Focus“ (Online) erfahren haben.
 
So gehe es um das Binnenklima, um den Führungsstil Brenders und die Bilanz seines Wirkens in neun Jahren auf dem Mainzer Lerchenberg. Es werde immer klarer, dass es mit der großen Solidarität für ihn nicht weit her sei – im Gegenteil.
 
„In einer mehrstündigen Sitzung (‚Tachelesrunde‘) hinter verschlossenen Türen stellten ihm die Hauptredaktionsleiter und weitere Führungskräfte fast einhellig offenbar ein derart schlechtes Zeugnis aus, dass hinterher von einem Scherbengericht die Rede war. Despotischer Stil und chaotische Arbeitsweise – so seien sinngemäß die Vorwürfe gewesen“, schreibt der „Focus“.
 
Fast 20 Minuten lang habe allein der Chef des Hauptstadtstudios Peter Frey mit Brenders Führungsstil und Arbeitsbilanz abgerechnet, heißt es in Mainz. Andere Kritiker seien ihm beigesprungen. Ihr Vorwurf: Fast keines der Ziele, die der Chefredakteur bei seinem Antritt im Jahr 2000 verkündet habe, sei erreicht worden.
 
So sei die angestrebte Verjüngung des Publikums und Steigerung der Marktanteile gescheitert. Das Durchschnittsalter der „heute“-Zuschauer stieg unter Brenders Verantwortung von 62 Jahren im Jahr 2000 auf 66 Jahre im Jahr 2008. Gleichzeitig sei der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen von knapp zehn Prozent auf dürftige 5,6 Prozent abgesackt. Auch einstige Aushängeschilder im Bereich Information wie das „Auslandsjournal“ oder „Berlin direkt“ verloren viele Zuschauer.
 
Die Kleinsender 3 Sat und Arte, an denen das ZDF beteiligt ist, erreichen mit derzeit 57 und 55 Jahren eine deutlich „jüngere“ Klientel als das große ZDF.
 
Defizite, so kritisierten Insider, gebe es auch bei innovativen neuen Programmformaten. Außer der Abschaffung von „Kennzeichen D“, für das „Die Reporter“ nachrückte, und der Umwandlung des Politmagazins „Frontal“ in „Frontal21“ sei nicht viel zu sehen. [mg]

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