Ohne Digitalisierung 100 Jahre deutsche Filmgeschichte in Gefahr?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – In deutschen Filmarchiven lagern unzählige Stunden zeithistorisches Dokumentarmaterial aus den letzten über 100 Jahren – nur ein kleiner Teil wurde je in Film und Fernsehen veröffentlicht.

Doch der Zahn der Zeit nagt am Zelluloid und droht, ein wichtiges Kulturgut unserer Gesellschaft zu zerstören. Nur die Digitalisierung des Archivmaterilas rettet zeithistorisches Dokumentarmaterial und bietet zudem neue Geschäftspotenziale.
 
Das Umkopieren auf neuen Film ist aufwändig, teuer und jedes Mal mit Qualitätseinbußen verbunden. Zeitgemäßer und mit Blick auf die Nutzung sinnvoller ist es, das Material gleich in eine digitale Form zu bringen, also ein kompri­mier­tes Videoformat hoher Qualität. Die gemeinnützige Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg hat mit „CINEARCHIV digital“ ein Projekt intitiiert, das nun genau das in Gang bringt.
 
Durch die Digitalisierung wird jedoch nicht nur das Filmmaterial vor der schleichenden Vernichtung gerettet. Darüber hinaus wird auch durch automatische Bild- und Tonerkennungs­verfahren die Verschlagwortung und „Recherchierbarkeit“ zusätzlich verbessert.
 
So werden Bilder zutage gefördert, die bislang in den Archiven einen „Dornröschenschlaf“ halten und die künftig für Filmproduktionen besser verfügbar sein werden.
 
Doch auch neue Verwertungsformen sind für das digitalisierte Filmmaterial im B-to-C-Markt möglich. Durch die hohe Verbreitung schneller Internetverbindungen haben Bewegtbildinhalte nicht nur generell Konjunktur: nach einer Studie von House of Research sind 61 Prozent der Deutschen an einem digitalen Filmarchiv im Internet interessiert.
 
Rund ein Viertel aller ist prinzipiell auch bereit, hierfür Geld zu bezahlen – Geld, das höchst willkommen wäre, um die hohen Kosten der Digitalisierung finanzieren zu helfen.
 
Am 25. März 2009 veranstaltet die Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg das „Innovationsforum“ im fx.Center Babelsberg, bei dem über den Stand des Projekts berichtet und die Ergebnisse der Repräsentativstudie von House of Research präsentiert werden.
 
Die Teilnahme ist kostenlos. Programmübersicht, Anmeldungsformular, weitere Informationen unter www.cinearchiv.de.

Das Projekt „CINEARCHIV digital“ unter der Federführung der gemeinnützigen Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Projektpartner sind DEFA-Stiftung, Bundesarchiv-Filmarchiv, Deutsches Rundfunkarchiv, Hasso Plattner Institut, Grundy UFA u.a. [mg]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

4 Kommentare im Forum

  1. AW: Ohne Digitalisierung 100 Jahre deutsche Filmgeschichte in Gefahr? Ein digitales Backup mag ja sinnvoll sein, aber ein Allheilmittel ist das auch nicht. Es besteht ein hohes Risiko, daß das gewählte Format irgendwann nicht mehr gelesen werden kann.
  2. AW: Ohne Digitalisierung 100 Jahre deutsche Filmgeschichte in Gefahr? Trotzdem: Was einmal digitalisiert ist, lässt sich hinterher viel leichter kopieren und in andere Formate umwandeln. Auch der Qualitätsverlust durch die Lagerung fällt dann weg.
  3. AW: Ohne Digitalisierung 100 Jahre deutsche Filmgeschichte in Gefahr? Wie wäre es mit farbigem Mikrofilm als Archivierungsmedium? Dieser hat eine geschätzte Lebensdauer von 500 Jahren bei passenden Lagerungsbedingungen.
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