100 Testkunden erhalten in Wittstock Breitbandinternet über Rundfunkfrequenzen

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Wittstock/Dosse – Mit der Zuschaltung von insgesamt 100 Testkunden ist das Breitbandpilotprojekt Wittstock/Dosse in diesen Tagen in die „heiße Phase“ getreten.

Dies teilt die Medieanstalt Berlin-Brandenburg und die Deutsche Telekom AG mit.
Die Testteilnehmer – Privatkunden, Kleinunternehmer oder öffentliche Verwaltungen – können mit einem speziell angepassten Funkmodem und der dazugehörigen Software in Sekundenschnelle Internetseiten laden, Streamingangebote nutzen oder Bilder, Texte oder Arbeitsunterlagen versenden. Damit sind erstmals in Europa Endnutzer über Rundfunkfrequenzen an das breitbandige Internet angeschlossen worden.
 
Das Projekt wird von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur durchgeführt, als Betreiber wurde das Mobilfunkunternehmen T-Mobile ausgewählt.
 
Ziel des Pilotprojektes ist es, die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen für die Nutzung von Rundfunkspektrum innerhalb des geltenden Rahmens der Rundfunkfrequenznutzung zu untersuchen. Dabei geht es um die Ermittlung der praktisch erzielbaren Reichweiten, die Bandbreite in der Funkzelle unter den lokalen Ausbreitungsbedingungen und um die Analyse wechselseitiger Interferenzen zwischen DVB-T und dem Funkbetrieb für Breitband-Internet sowie Lösungen für die Beseitigung oder Reduzierung möglicher Störungen.
 
Ebenfalls soll untersucht werden, welche Anforderungen sich daraus an die künftige Frequenzplanung und die Wahrnehmung der jeweiligen Aufgaben einerseits im Bereich der Länder, andererseits im Bereich der Bundesnetzagentur ergeben.
 
Die Versorgung Deutschlands mit Breitband-Internet ist eine Herausforderung für die gesamte Telekommunikationsbranche. Neben den technologischen Voraussetzungen müssen hierzu auch die Rahmenbedingungen stimmen. „Das Pilotprojekt zur Digitalen Dividende in Wittstock zeigt deutlich, wie über terrestrische Frequenzen breitbandiges Internet in ländlichen Regionen genutzt werden kann. Mit der Entscheidung, Teile der Digitalen Dividende dafür verfügbar zu machen, kann die Ressourcenvoraussetzung geschaffen werden“, heißt es in der Pressemitteilung.
 
Der bisherige Verlauf des Projektes habe gezeigt, dass die Nutzung von Rundfunkfrequenzen eine Möglichkeit darstellt, die Benachteiligung ländlicher
Gebiete beim Zugang zum schnellen Internet abzubauen.
 
„Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen treten in den ländlichen Gebieten durch die Nutzung des Frequenzspektrums für breitbandiges Internet keine Probleme für die Rundfunkversorgung auf, die nicht gelöst werden können, sowohl durch die konkrete Frequenzplanung als auch durch die Nutzer selbst“, so Dr. Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg.

Die Vorhersagen über die technische Realisierbarkeit des Pilotprojekts hätten sich bisher bewahrheitet: „Es werden zurzeit Bandbreiten im Download von maximal 2,8 Mbit/s und im Upload von 1,5 Mbit/s realisiert. Das liegt im oberen Bereich dessen, was wir als Netzbetreiber erwartet haben“, sagt Günther Ottendorfer, Geschäftsführer Technik der T-Mobile Deutschland GmbH.
 
Nach den „ermutigenden Ergebnissen des bisherigen Projektverlaufs“ arbeitet die mabb gemeinsam mit der Landesregierung daran, möglichst bald auch in anderen Regionen Brandenburgs und für einen erweiterten Teilnehmerkreis breitbandiges Internet über Rundfunkfrequenzen möglich zu machen.
 
Mit der Fokussierung auf den ländlichen Raum im nördlichen Brandenburg bei Wittstock/Dosse wurde ein Gebiet für dieses Pilotprojekt ausgewählt, in dem i.d.R. das Internet nur schmalbandig und mit niedrigen Datenraten empfangen werden kann.
 
„Ein kupfer- oder glasfaserbasierter Breitbandausbau in dünn besiedelten Gebieten ist nicht wirtschaftlich. Dies kann durch moderne Funktechnologien erfolgen, aber nur in einem Frequenzbereich, der hohe Reichweiten gestattet. Hierfür ist der in Brandenburg genutzte Frequenzbereich ausgezeichnet geeignet“, sagt Günther Ottendorfer von T-Mobile.
 
Die Basisstation für das Pilotprojekt ist auf dem Funkmast in der Nähe des Autobahndreiecks Wittstock angebracht worden. Rundfunkfrequenzen haben gegenüber den bislang für den Internetzugang genutzten Frequenzen den Vorteil, dass sie durch ihre physikalischen Eigenschaften eine größere Reichweite haben und damit auch eine bessere Empfangbarkeit in Gebäuden gewährleistet ist.
 
Für die Durchführung des Pilotprojekts in Wittstock/Dosse wurde ein auf den Frequenzbereich bei 750MHz adaptiertes kommerzielles 3G TD-CDMA-System ausgewählt. Das System wurde von dem britischen UnternehmenIPWireless, bereitgestellt.
 
Der Antennenstandort in Wittstock ist mit einer 34 Mbit/s-Leitung ans Netz der Deutschen Telekom angebunden. Es werden zurzeit Latenzzeiten zwischen 55 und 80 ms realisiert, was einen sehr schnellen Aufbau selbst komplexer Internetseiten erlaubt.
 
Zurzeit sind neuartige XPol-Antennen im Einsatz, die zu einer weiteren Erhöhung der Uplink-Raten führen. Das System wurde in den ersten drei Monaten der technischen Erprobung soweit optimiert, dass auch Kunden, die bis zu 20 Kilometer von der Basisstation entfernt wohnen, an dem Pilotprojekt teilnehmen können. [mg]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: 100 Testkunden erhalten in Wittstock Breitbandinternet über Rundfunkfrequenzen Also sozusagen Internet ausm Radio... wenn man es ganz einfach ausdrücken möchte... Interessant. Ich krieg Radio über meinen Internetanschluss.
  2. über 280 MegaBit Bandbreite ?! das halte ich für 'n Witz, wenn alle ins Netz wollen, was immer Sonntags um 19 Uhr der Fall ist, werden diese Daten mit Sicherheit nicht erreicht. Von Breitband kann also nicht die Rede sein! Im übrigen ist es dumm hochwertige Rundfunkfrequenzen für solch' einen Mist zu verschleudern. Das allgemeine Interesse sollte hier doch den Vorzug haben.
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