Haaß: „Uns sind beim Test in Wittstock keine Störungen im Kabelempfang bekannt“

1
203
Bild: © JuergenL - Fotolia.com
Bild: © JuergenL - Fotolia.com

Leipzig – Über mögliche Störungen, die die Verbreitung mobiler Datendienste für die Rundfunk- und Datenübertragung z.B. via Kabel haben könnte, darüber sprach DIGITAL FERNSEHEN mit Uwe Haaß, dem Projektleiter des derzeit durchgeführten Versuchs zur digitalen Dividende in Wittstock/Dosse.

Der Anga Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber befürchtet, dass mobile Datendienste über DVB-T die Rundfunk- und Datenübertragung über Kabel und die angeschlossenen Geräte stören würden. „Es liegen uns keine Meldungen von Nutzern aus Wittstock vor, die an unserem Projekt beteiligt sind, dass ihr Kabelempfang gestört sei“, sagt Uwe Haaß über diese Befürchtungen.

DIGITAL FERNSEHEN: Thomas Braun, Präsident des Anga Verbands Deutscher Kabelnetzbetreiber sagt: „Bei dem derzeit durchgeführten Versuch zur digitalen Dividende in Wittstock/Dosse und dem angekündigten Pilotprojekt in Baden-Württemberg sollen jeweils die Auswirkung auf DVB-T untersucht werden.
 
Die Folgen für die Rundfunk- und Daten­über­tragung im Kabel und auf die daran angeschlossenen Endgeräte werden unseres Wissens in keinem dieser Piloten untersucht. Damit bleiben Störpotenziale, die jeden zweiten Haushalt in Deutschland treffen könnten, unberücksichtigt.“ Wie stehen Sie zu diesem Vorwurf?
 
Uwe Haaß: In Wittstock wird eine ursprüngliche DVB-T-Frequenz, die für den Zweck vom Rundfunk nicht benötigt wird, eingesetzt für den Breitband-Internet-Zugang. Die ausgestrahlten Funkwellen verhalten sich wie ein weiterer DVB-T-Sender in der Region.
 
Der Gleichkanal in einem Kabelnetz ist unter Umständen betroffen, genauso wie hier in Berlin oder in Cottbus die von DVB-T genutzten Frequenzen auch nicht mit Kabelprogrammen belegt sind. Dies ist ein allgemeines Vorgehen, dass seit Jahren praktiziert wird. Auch früher schon hatten wir Störungen mit anderen Funkdiensten im Kabel, z.B. DAB in Kanal 8 in Berlin und haben es konstruktiv gelöst.
 
DF: „Ein erster Test, den wir mit dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) ebenfalls in Wittstock/Dosse in Brandenburg durchgeführt haben, ergab erhebliche Beein­trächti­gungen des Empfangs von TV-Programmen und der Übertragung von Daten­signalen über die Kabelnetze.
 
Durch die Signaleinstrahlung wurden die Set-Top-Boxen und Fernsehgeräte in ihrer Funktion massiv gestört“, sagt Braun weiter. Sind diese Einwände berechtigt? Wenn ja, welche Auswirkungen könnten sich für das Pilotprojekt in Wittstock ergeben?
 
Haaß: Es liegen uns keine Meldungen von Nutzern aus Wittstock vor, die an unserem Projekt beteiligt sind, dass ihr Kabelempfang gestört sei. Im Gegenteil, ein Nutzer, der 20 Kilometer entfernt von der Basisstation an unser System angeschlossen ist und damit gerade noch innerhalb des Versorgungsgebietes wohnt, berichtet, dass er ungestört gleichzeitig DVB-T aus Berlin empfangen kann.
 
Die Messungen des IRT in Wittstock sind uns nicht bekannt, jedoch gebe ich zu bedenken, dass zur Zeit viele Untersuchungen mit unterschiedlichen Zielstellungen zum Thema Digitale Dividende durchgeführt werden. Unser Projekt wird in nur einem UHF-Kanal durchgeführt. Ziel ist die Untersuchung der Rahmenbedingungen einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit stationär genutztem breitbandigem Internet.
 
DF: Braun fordert, dass „Untersuchungen durchgeführt werden, wie eine verträgliche Nutzung dieser Kabel-Frequenzen sicher­gestellt werden kann“. Wie könnte die Funktionalität des TV-Kabels für die Teilnehmer Ihrer Ansicht nach sichergestellt werden?
 
Haaß: Der unabhängige beratende Ausschuss der Bundesnetzagentur für technische Regulierung in der Telekommunikation (ATRT) hat im Februar 2009 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, mit dem Mandat, die Störungen von Funkanwendungen im Bereich 470 bis 862 Megahertz auf Kabelanlagen zu untersuchen.
 
Diese AG ist die richtige Adresse für die geforderten Untersuchungen, denn die Ergebnisse haben direkten Einfluss auf die Gestaltung des zukünftigen Schutzbestimmungen der Bundesnetzagentur.
 
DF: Herr Haaß, vielen Dank für das Gespräch. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

Bildquelle:

  • Empfang_DVB-T_Artikelbild: © JuergenL - Fotolia.com

1 Kommentare im Forum

  1. AW: Haaß: "Uns sind beim Test in Wittstock keine Störungen im Kabelempfang bekannt" So viel zum technischen Sachverstand des Projektleiters (oder ist er im Hauptberuf Politiker?) Klaus
Alle Kommentare 1 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum