Kartellamt erteilt Fusionsplänen der Kabelnetzanbieter eine Abfuhr

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Düsseldorf – Die Umsetzung der Pläne von Kabel Deutschland, mittels Fusion einen bundesweit agierenden Kabelkonzern zu schmieden, wird das Unternehmen nicht realisieren können, denn das Kartellamt durchkreuzt diese Pläne.

Kabel Deutschland plant seit geraumer Zeit, zu einem bundesweiten Kabelkonzern aufzusteigen. Doch diese Pläne hat das Kartellamt durchkreuzt. „Das Kartellamt ist nicht bereit, Milliarden schweren Übernahmen oder Fusionen in der Kabelbranche zuzustimmen“, schreibt das „Handelsblatt“ (Montagausgabe). Eine Sprecherin des Kartellamtes habe der Wirtschaftszeitung am Wochenende bestätigt: „Wir halten es für problematisch, wenn die drei großen Kabelkonzerne fusionieren würden“.
 
Die Ablehnung des Kartellamtes kommt für die Branche zu einer Unzeit. Sowohl der Branchenprimus Kabel Deutschland wie auch der in Hessen und Nordrhein-Westfalen tätige Kabelnetzanbieter Unitymedia drängten nach „Handelsblatt“-Darstellung seit Monaten auf eine Lockerung der bestehenden Regeln.

„Wir sind von dem volkswirtschaftlichen Nutzen eines bundesweiten Kabelnetzbetreibers überzeugt. Es ist überholt, dass die Kabelnetzbetreiber in Deutschland regional aufgestellt sind und gegen national agierende Wettbewerber antreten müssen“, sagte Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein dem „Handelsblatt“ am Wochenende.
 
Aus Sicht der drei großen Player auf dem deutschen Markt, zu dem neben Kabel Deutschland und Unitymedia auch Kabel Baden-Württemberg gehört, besitzen regionale Kabelkonzerne gegenüber national oder international operierenden DSL-Anbietern Wettbewerbsnachteile.
 
Nach „Handelsblatt“-Darstellung bearbeiteten die Kabelkonzerne die Politik hinter den Kulissen, um entsprechende gesetzliche Weichen für eine Marktbereinigung zu stellen.
 
Vor allem die in den Kabelnetzbetreibern engagierten Finanzinvestoren sehen ihre Pläne durchkreuzt, so wird Kabel Deutschland vom Finanzinvestor Providence kontrolliert, hinter Unitymedia stehen Apollo und BC Partners, Kabel BW gehört dem schwedischen Investor EQT.
 
Die schnelle Verwertung in klingende Münze ihres Engagements dürfte nach dem Spruch des Bundeskartellamtes wohl nicht mehr möglich sein. [mg]

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13 Kommentare im Forum

  1. AW: Kartellamt erteilt Fusionsplänen der Kabelnetzanbieter eine Abfuhr Das ist ein schwieriges Thema. Immerhin verschweigen die Kabel-TV-Anbieter, dass sie über ihre Vereinbarungen mit der Wohnungswirtschaft in vielen Fällen Kunden haben, die vielleicht gar keine sein wollen - nämlich, wenn über die Nebenkosten die Kabelgebühr abgerechnet wird. An diese Kunden kann zwar die Telekom auch rankommen, aber nur, wenn diese Kunden zusätzlich zu den Kabelgebühren die T-Home-Entertain-Gebühren zahlen. Bei solchen Strukuren, auch in Anbetracht der Marktkonstellation, der immer noch mangelhaften Marktdurchdringung seitens der Telekom bzgl. IPTV und der doch durchaus hohen Markteintrittsbarrieren kann das Kartellamt gar nicht anders entscheiden. Inwieweit da wirklich ein volkswirtschaftlicher Nutzen entsteht, ist sicher zu diskutieren. Eine noch stärkere Marktmacht eines bundesweiten Anbieters steht ggf. ein noch besserer Ausbau der Infrastruktur entgegen - wobei noch zu beweisen wäre, dass letzteres bei einem bundesweiten Anbieter überhaupt besser wäre. Für die Arbeitsplätze wäre es sicher nicht besser, würden doch bei einer Fusion kaum mehr Arbeitsplätze entstehen. Die Kabel-TV-Anbieter sind aber nicht dumm und werden sich auf eine solche Äußerung seitens des Kartellamtes vorbereitet haben. Die politische Lobby-Arbeit kann durchaus zum Erfolg führen, kann doch der Bundeswirtschaftsminister die Entscheidung des Kartellamtes korrigieren...
  2. AW: Kartellamt erteilt Fusionsplänen der Kabelnetzanbieter eine Abfuhr ... Kunden der Kabelnetzbetreiber sind die, die mit dem Kabelnetzbetreiber im Vertragsverhältnis stehen. In den Fällen, wo die Wohungswirtschaft einen Versorgungsvertrag mit einem Kabelnetzbetreiber hat, sind die Mieter nicht Kunden der Kabelnetzbetreiber, sondern die Wohnwirtschaft. Der Mieter wird erst Kunde des jeweiligen Kabelnetzbetreiber, wenn er von sich aus zusätzliche Dienste bei Kabelnetzbetreiber beauftragt. Davon mal abgesehen spielt Kabel-TV hier nur eine untergeordnete Rolle. Es geht vielmehr um Internet und Telefonie, wo sich die Kabelnetzbetreiber im Wettbewerb mit der Telekom sehen. Die Telekom hat den Vorteil, bundesweit agieren zu können, was den Kabelnetzbetreibern nicht möglich ist und damit haben sie u.U. einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der Telekom. Selbst die Telekom könnte von einer solchen Fusion der 3 großen Kabelnetzbetreiber profitieren, denn damit würde ein größeres Gegengewicht entstehen, was sich auch in Sachen Regulierung positiv für die Telekom auswirken könnten. Auf der anderen Seite hätte der neue bundesweit agierende Kabelnetzbetreiber mit mehr Regulierung durch die Bundesnetzagentur zu rechnen und müsste seine Netze weiter für Drittanbieter öffnen. Was Kabel-TV angeht: die Geschäftsgebahren gegenüber der Wohnwirtschaft würde sich mit einer Fusion der 3 großen Kabelnetzbetreiber nicht ändern. Auch was die Ausgestaltung der Konditionen angeht, wird sich das nicht negativ für die Wohnwirtschaft auswirken. Die Wohnwirtschaft hat genügend Macht um überzogenen Konditionen zu widersprechen. Für die Wohnwirtschaft gibt es durchaus Alternativen zu den Verträgen mit einem der 3 regionalen Kabelanbieter. Es gibt auch in der Wohnwirtschaft Unternehmen, die überregional aktiv sind. Für die würde sich durch eine Fusion der 3 großen Kabelnetzbetreiber der Vorteil ergeben, dass sie nicht mehr mit mehreren Anbietern Verträge aushandeln müssen, sondern lediglich mit einem Kabelnetzbetreiber. ...
  3. AW: Kartellamt erteilt Fusionsplänen der Kabelnetzanbieter eine Abfuhr Das Problem ist, dass hier der Endkunde eben nicht frei entscheiden kann; allein schon durch die Menge der einbezogenen Wohnräume gibt es hier die Marktmacht der Kabel-TV-Anbieter. Zahlen darf letzendlich der Mieter, ob er nun will oder nicht - und realistische Alternativen gibt es in Ballungsräumen oft nur sehr eingeschränkt. Das mag schon sein, dass die Kabel-TV-Anbieter so argumentieren. UM z.B. vergisst die Machstellung im Bereich TV gerne, und bringt die Problematik von Internet und Telefonie bei der Argumentation in den Vordergrund. Ich halte es allerdings für unrealistisch, im Bereich Internet und Telefonie eine Fusion der Kabel-TV-Anbieter zu erreichen und im Bereich Kabel-TV nicht. DSL hat obendrein den Vorteil, dass hier auch andere Anbieter, durchaus auch bundesweit, agieren. Und, nicht zu vergessen, auch die ReSeller schaffen eine Wettbewerbssituation, die vielleicht nicht optimal ist, aber dennoch besser als alles, was hier im Kabel-TV vorhanden ist. Die Regulierung würde bei der Telekom kaum niedriger werden können, allein schon wegen der "letzten Meile". Was die Regulierung des "bundeweiten" Kabelanbieters betrifft, die jammern ja jetzt schon und wollen weniger Regulierung. Entscheidend ist, die Sicht des Endkunden zu haben. Und der hat oft keine Alternative. Die Wohnungswirtschaft hat in Städten wie Köln brauchbare Alternativen, aber eben nicht überall. Der Kunde aber hat kein Wahlrecht, sondern muss über die Nebenkosten zahlen, ob es ihm passt oder nicht. Das Problem für die Telekom ist demzufolge: Sie kann die Kunden nicht abwerben, da diese ja bereits schon Kabel-TV haben, was sie nicht kündigen können - oder die Kunden zahlen doppelt. Es ist unerheblich, dass die Wohnungswirtschaft der formale Kunde ist, da ja der Preis durchgereicht wird und der Wettbewerb in diesen Fällen mehr als eingeschränkt ist. Das müsste, streng genommen, auch aufgebrochen werden. Mit der jetzigen Situation hat die Telekom den Vorteil der bundesweiten Region, die Kabelanbieter haben den Vorteil eines relativ sicheren und festen Kundenstamms. Übrigens nur deswegen auch relativ sicher gegenüber der Wirtschaftskrise. Man schaue sich nur die extrem beeindruckenden Zahlen von UM an, die u.a. wegen der oben geschilderten Lage so gut darstellen können.
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