Medientreffpunkt: Staat soll DAB-Infrastruktur aufbauen

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Leipzig – Die Infrastruktur für das neue digitale terrestrische Radio sollte vom Staat aufgebaut werden.

Dafür hat sich der Sprecher der Geschäftsführung der Regiocast GmbH & Co. KG, Erwin Linnenbach, am Montag beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland ausgesprochen. „Im Zuge der Konjunkturpakete nimmt der Staat so viel Geld für Infrastruktur in die Hand, warum nicht auch für das digitale Netz?“, fragte er. Später könne das Netz dann ja privatisiert werden, wie es die anderen Übertragungswege wie zum Beispiel UKW bereits sind. Aber die seien damals ja auch vom Staat aufgebaut worden.

In seinem Eingangsvortrag hatte der Geschäftsführer Radiozentrale GmbH, Lutz Kuckuck, auf die Digitalisierung als ein Problem der privaten Hörfunkanbieter hingewiesen. Der Investitionsbedarf sei hoch. Im Krisenjahr 2009 stehe dem ein schrumpfender Werbemarkt entgegen. Auch wenn das Radio im Gegensatz zu TV und Print im Januar davon noch nicht betroffen gewesen sei, werde im Laufe des Jahres ein Rückgang auf bis zu 50 Prozent des bisherigen Aufkommens befürchtet.
 
Hinzu komme das Problem der demografischen Entwicklung. „Das Radio muss raus aus der 14-49-Falle, statt altersbezogener Zielgruppen seien jetzt Lifestyle-Gruppe die Orientierung“, betonte Kuckuck. Zugleich verwies er auf Chancen für das Radio bei der Parallelnutzung: „Radio und Internet sind schon jetzt ein Dreamteam, vor allem bei den jüngeren Nutzern.“ Etwa die Hälfte der Internetnutzer wolle zugleich etwas hören, auch Radiosender aus der Region.
 
Radio NRJ sendet nach Angaben seines Direktors für Sonderaufgaben, Norbert Seuß, auf allen Kanälen. „Die Nutzungsmöglichkeiten von Audio haben sich vervielfältigt“, sagte er, „wir müssen auf allen Vertriebswegen präsent sein, um den Hörer zu besitzen“. Im NRJ-Heimatland Frankreich reiche das vom klassischen Radio über Mobilfunk- und Internetangebote bis zum Musical. Und auch in Deutschland betreibe NRJ mittlerweile sogar einen Schlager-Kanal im Internet. Seuß kritisierte zugleich das Kartell- und Gesellschaftsrecht in Deutschland. Es sei schwierig, Kooperationen mit regionalen Anbietern zu bilden.
 
Vor diesem Hintergrund bezeichnete Jan Trenn von RTL Radio Deutschland das Radio als träges Medium. „Es gibt zu viele Gesellschafter, bei denen Radio oftmals nicht das Hauptgeschäft ist“, beklagte er. Ein Problem, das auch Erwin Linnenbach sieht, Regiocast sei kaum mehr beweglich, es seien keine neuen Allianzen möglich.
 
Der Direktor der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein, Thomas Fuchs, sieht an dieser Stelle den Gesetzgeber in der Pflicht. „Wir brauchen einheitliche Regelungen für Konzentrationen im Hörfunk“, sagte er in Leipzig. Zugleich sprach sich Fuchs für ein Werbeverbot der öffentlich-rechtlichen Hörfunksender wenigstens in der Primetime aus. [cg]

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