Diskussion bei PROdigitalTV: „Wo es keinen Markt gibt, kann der Markt nichts richten“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Hamburg – Auf dem zehnten Medienfrühstück der Interessengemeinschaft der Zielgruppensender PROdigitalTV, das am 7. Mai in Hamburg stattfand, trafen sich Vertreter der Medienwirtschaft zum Schlagabtausch über Angebotsvielfalt und Gleichberechtigung der Programmanbieter in den digitalen Kabelnetzen.

Unter dem Motto „Der Kampf um Kabelplätze – wie unabhängige digitale Zielgruppensender ihren Weg zum Zuschauer finden“ diskutierten Thomas Braun, Präsident der Anga Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V., Thomas Fuchs, Direktor der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) und Dr. Werner Hahn, Justiziar des Norddeutschen Rundfunks mit Dr. Carl A. Claussen, Vorstandsvorsitzender von PROdigitalTV und geschäftsführender Gesellschafter von Tier TV.

Die digitalen Angebote von Zielgruppensendern fänden weitgehend unter Ausschluss des Zuschauers statt, so Claussen. Dies läge an der nach wie vor beklagenswert schlechten technischen Reichweite für digitales Fernsehen in Deutschland sowie an den immens hohen Verbreitungskosten im Kabel und auf dem Satellit, die für kleine, konzernunabhängige Sender nicht zu schultern seien. Hier gehe es vor allem auch um die unzureichend hergestellte Chancengleichheit seitens der Regulierungsbehörden.
 
Es fehle darüber hinaus an einer gezielten Vermarktung des digitalen Fernsehens gegenüber dem Endverbraucher, und nicht zuletzt sei die Auffindbarkeit digitaler TV-Programme angesichts fehlender Set-Top-Boxen-Standards katastrophal. Unabhängige Anbieter digitaler Zielgruppenprogramme hätten in diesem Szenario keinen Platz, so Claussen, der Medienmittelstand werde im Keime erstickt, Arbeitsplätze gingen verloren oder würden erst gar nicht geschaffen.
 
Thomas Fuchs identifizierte die „optimierungsfähigen“ Vermarktungsstrategien der Kabelnetzbetreiber als einen Grund für die schleppende Digitalisierung in Deutschland. Allerdings sei auch die Interessenvertretung der privaten Medien gegenüber der Politik in den letzten Jahren „zunehmend schwächer“ geworden; eine schlagkräftige Lobby müsse neu aufgebaut werden.
 
PROdigitalTV will sich dieser Herausforderung stellen. Es ginge nicht darum, einzelne Unternehmen oder Branchen an den Pranger zu stellen, sondern darum, die vom Gesetz geforderte Anbieter- und Programmvielfalt mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einzulösen.
 
Dazu gehörten auch, so Vertreter von PROdigitalTV, für Mittelstandunternehmen angemessene Kosten auf den Verbreitungswegen Kabel und Satellit. Es könne nicht angehen, dass die Verbreitung des Programms ein zehnfaches der Programmkosten betrüge.
 
Des Weiteren sei es die Aufgabe der Industrie, schnell benutzerfreundliche Geräte auf den Markt zu bringen, die in der Lage sind, die Zutrittshürden der Verbraucher zum digitalen Programmangebot abzubauen. „Der Zuschauer sollte auch wissen, dass digitales Fernsehen nicht mit Pay-TV gleichzusetzen ist“, so Fuchs. Einig waren sich alle Experten, dass der Weg zur Digitalisierung in Deutschland nur mit gemeinsamen Kräften aller Beteiligten erfolgreich beschritten werden könne.
 
Das nächste Treffen von PROdigitalTV zum Thema „Vermarktung“ findet am 2. Juli 2009 statt. Teilnahmebedingungen sindunter www.prodigitaltv.de zu finden.
 
PROdigitalTV – Interessengemeinschaft der Zielgruppesender e.V. – ist ein Zusammenschluss unabhängiger Zielgruppensender (Fernsehspartensender). Ziel von PROdigitalTV sind laut eigenen Angaben die Interessensvertretung und der Dialog zwischen digitalen TV-Sendern, Unternehmen der digitalen Wirtschaft sowie von Vertretern der Medienpolitik. Veranstaltungen („Medienfrühstück“) finden im zweimonatlichen Rhythmus in verschiedenen Medienstädten statt. [ar]

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5 Kommentare im Forum

  1. AW: Diskussion bei PROdigitalTV: "Wo es keinen Markt gibt, kann der Markt nichts rich man kann die digitalisierung vorran treiben, indem man sich auf eine Verschlüßelung einigt und keinerlei extra Gebühren für den empfang verlangt. Die einstiegshürden sind für den ottonormalverbraucher einfach zu groß. Nicht nur das man ein neues Gerät mit Fernbedienung hat, man braucht meist auch eine Karte und muß dafür zahlen. Solange das so ist und parallel das analoge bild bleibt, ist doch klar das viele da kein vorteil sehen! Wozu mehr Aufwand und Kosten wenn es auch einfach geht. Die digitaliesierung müß mit einer einheitlichen verschlüßelung anfangen und bei den TV Herstellern aufhören, so dass man in Zukunft nicht 2 Fernbedienung braucht!
  2. AW: Diskussion bei PROdigitalTV: "Wo es keinen Markt gibt, kann der Markt nichts rich solange der Zuschauer eine Settopbox, eine Smartcard und zusätzliche Gebühren bekommt sieht er keinen Unterschied zum "echten" Pay-TV
  3. AW: Diskussion bei PROdigitalTV: "Wo es keinen Markt gibt, kann der Markt nichts rich Herr lass Hirn regnen! Seit über 10 Jahren gibt es einen einheitlichen "Set-Top-Boxen-Standard". Dazu gab es zeitgleich eine kleine technische Einrichtung, die sich CI-Modul nennt! Wenn ich natürlich alles in meiner Macht stehende mögliche mache, um gerade im Kabel proprietäre Geräte zu lancieren, darf ich mich nicht wundern, wenn irgendwann Chaos ausbricht und der Kunde dankend auf Digital verzichtet. Und gerade die Digitalisierung hat es erst kleineren Programmanbietern ermöglicht ihr Programm via SAT auszustrahlen. Das dann aber die Kabelgesellschaften kommen und nochmal zusätzliche Einspeisungsgebühren verlangen ist eine Frechheit. Für die Verteilung der Programme zocken sie doch schon ihre Kunden ganz gewaltig ab. Juergen
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