Spanien: Private sollen Werbefreiheit des Staatssenders RTVE finanzieren

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Madrid – Der spanische Staatssender Radiotelevisión Española (RTVE) soll werbefrei werden. Bereits ab September soll daher die Werbung schrittweise reduziert werden.

Dies geht aus einem Bericht der spanischen Tageszeitung „El Mundo“ vom 8. Mai hervor. Um die Werbefreiheit „finanzieren“ zu können, sollen die privaten TV-Sender nach französischem Vorbild drei Prozent ihrer Werbeeinnahmen und die Mobilfunk-Netzanbieter 0,9 Prozent ihrer Einnahmen künftig an RTVE entrichten. Zusätzlich soll der Staatssender an den Einnahmen aus den Gebühren für die Funkrechte beteiligt werden, die Netzbetreiber an den Staat zahlen.

Laut „El Mundo“ könne RTVE aus diesen Quellen rund 660 Millionen Euro pro Jahr erhalten, weitere 550 Millionen Euro sollen aus dem Staatshaushalt kommen. Diese Maßnahme wurde nötig, nachdem sich die privaten TV-Sender verstärkt darüber beschwerten, dass RTVE auf dem schwierigen Werbemarkt Zeiten zu Schleuderpreisen verkaufe.
 
Wie der Evangelische Pressedienst (epd) berichtet, haben die Mobilfunkunternehmen unterdessen bereits angekündigt, sich bei der Europäischen Union über die Erhebung der Rundfunkgebühr in Höhe von 0,9 Prozent zu beschweren. Ein Sprecher des Branchenverbandes Redtel erklärte in diesem Zusammenhang, dass es sich hierbei um eine Sondersteuer handele, die sie direkt an die Verbraucher weitergeben würden. Vielmehr scheint die Unternehmen allerdings zu ärgern, dass sie dadurch ihre eigene Konkurrenz mitfinanzierten. [cg]

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19 Kommentare im Forum

  1. AW: Spanien: Private sollen Werbefreiheit des Staatssenders RTVE finanzieren Was hier so harmlos klingt, muss man mal auf die Banken in Deutschland transportieren, zumindest gedanklich. Daran erkennt man, wie perfide die Idee von Grund auf ist. Man stelle sich vor: Die öffentlich rechtlichen Sparkassen müssten ihren Kunden kostenlose Girokonten anbieten, dafür müssten alle Private Banken einen Teil ihrer eigenen Gebühreneinnahmen an die Sparkassen abführen. Fazit: Dafür das der Sparkassenkunde ein kostenloses Konto bekommt wird der Kunde der Privatbank gezwungen dieses mitzufinanzieren. Zusätzlich könnte dann noch die Deutsche Bahn Gebühren an die Sparkassen abführen, obwohl zwischen Bahn und Bankwesen kein Zusammenhang besteht, genau so wie die Mobilfunkanbieter zur Werbefreiheit eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders beitragen müssen (per Zwang). Das ist krank, das ist irre. Die Bezeichnung perfide ist eine absolute Verharmlosung. Ich stelle für mich fest: Fernsehen wird von einigen Entscheidungsträgen überbewertet. Übrigens: Der öffentlich-rechtliche Sender wird ja wohl irgendwie seine Dankbarkeit über den gesicherten finanziellen Segen äußern müssen. Wie wird das wohl in der Praxis aussehen?
  2. AW: Spanien: Private sollen Werbefreiheit des Staatssenders RTVE finanzieren Die Denkweise der Spaniers ist eh nicht vergleichbar mit anderen (europäischen) Völkern und z.T. für einen Europäer nördlich der Alpen fast nicht nachvollziehbar. Soll jetzt keine Kritik oder Herabsetzung oder ähnliches sein.
  3. AW: Spanien: Private sollen Werbefreiheit des Staatssenders RTVE finanzieren Was ist daran perfide? Wenn die Privaten die ÖRR auch am Vorabend Werbefrei sehen wollen sollen sie halt den Ausfall an Geldern für den ÖR zahlen damit er ein breites Programm auch für Minderheiten und Mainstream bieten kann. Dieses Modell kann ich mir in Deutschland auch vorstellen.
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