Premiere-Aktie bricht über fünf Prozent ein – Experten skeptisch

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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München – Nachdem Premiere-Vorstandschef Mark Williams gestern hochfliegende Ziele für die künftige Pay-TV-Plattform Sky ausgab und dabei auch von anvisierten 7,4 Millionen Kunden sprach, brach die im MDax notierte Aktie um über fünf Prozent ein.

Williams hält eine langfristige Abdeckung von bis zu 20 Prozent der Haushalte für möglich, was bei rund 37 Millionen Fernseh-Haushalten in Deutschland bis zu 7,4 Millionen Kunden wären (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
 
Zahlreiche Experten schließen sich dieser optimistischen Aussicht allerdings nicht an und zeigen sich äußerst skeptisch: „Williams versucht, Kurspflege zu betreiben. Das gehört schließlich zu den Aufgaben eines CEO“, zitiert das „Handelsblatt“ einen Kenner des Pay-TV-Konzerns. Unternehmensberater schließen sich dieser Haltung ebenfalls an: „Vier Millionen Abonnenten sind für Premiere das äußerste der Gefühle“, sagte demnach ein Medienexperte.

Ihre Skepsis angesichts der hochtrabenden Premiere/Sky-Ziele führen Branchenkenner vor allem darauf zurück, dass der deutsche Fernsehmarkt ganz und gar anders funktioniert als der vom restlichen Europa. Da es in Deutschland ein sehr breites Angebot frei empfangbarer Sender gibt und Kunden daher oft nicht bereit sind, extra für Pay-TV zu zahlen, seien laut Meinung der Experten einer Expansion von Sky enge Grenzen gesetzt.
 
Laut „Handelsblatt“ betrachten Analysten Premiere schon länger distanziert-verhalten. Medien-Analyst Harald Heider von der DZ Bank empfiehlt daher die Premiere-Aktie zum Verkauf. Auch die Marktbeobachter zweifeln am Erfolg: „Die Hochpreisstrategie von Premiere hätte vielleicht vor Jahren funktioniert. In Zeiten der Rezession klappt das aber nicht“, so ein Analyst.
 
Warum sich Williams also im Gegensatz zu wichtigen Vertretern aus Wirtschaft und Medien so optimistisch zeigt, könnte seine Vergangenheit als Sky-Italia-Chef erklären. Dort hat er sehr erfolgreich Abonnements in den vergangenen Jahren an ein Fünftel aller Haushalte verkauft. Doch Experten warnen, den deutschen mit dem italienischen Markt zu vergleichen. „In Italien spielt Kabel keine und Satellit nur eine geringe Rolle. Das ist ein fundamentaler Unterschied“, zitiert das „Handelsblatt“ einen Branchenkenner.
 
Um doch noch das Ruder umzureißen und unter dem neuen Markennamen Sky Deutschland neu durchstarten zu können, möchte die Pay-TV-Plattform Premiere allein 40 Millionen Euro in TV-Werbung stecken. Das gesamte Werbebugdet für alle Medien (Crossmedia) beläuft sich gar auf 100 Millionen Euro (DF berichtete). Das ist auch dringend notwendig, denn Ende März verzeichnete Premiere lediglich 2,4 Millionen Abonnenten. [cg]

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78 Kommentare im Forum

  1. AW: Premiere-Aktie bricht über fünf Prozent ein - Experten skeptisch Die Reaktion der Börse ist völlig verständlich. Die Ausbrüche Williams sind genauso völlig daneben gegriffen wie wie die von Börnecke und Kofler. Angesichts dieser Preispolitik für Premiumangebote gebe ich Premiere keine 3 Mio Kunden. Die Strategie von Premiere ist auch völlig falsch. Ein hochwertiges Exklusivangebot für Hochpreiskunden und das lernen mit unter 2 Mio Kunden schwarze Zahlen zu schreiben wäre die richtige Methode. Nach meiner Ansicht.
  2. AW: Premiere-Aktie bricht über fünf Prozent ein - Experten skeptisch Klare Reaktion. Vlt. so zu verstehen, dass langfristig 7,4 Mio. Kunden gebraucht werden, um eine gewisse Umsatzrendite zu erzielen. Weil jeder weiß, dass die 7,4 Mio. Kunden so nicht zu bekommen sind, bricht die Aktie ein.
  3. AW: Premiere-Aktie bricht über fünf Prozent ein - Experten skeptisch Man muß kein Wirtschafts-Experte sein, um zu wissen, daß ein qualitativ mittelmäßiges Produkt nicht an Güteklasse gewinnt, indem man es anders verpackt und zudem auch noch teurer verkaufen will. Das funktioniert in keiner Branche und im deutschen Pay-TV-Geschäft schon gleich gar nicht.
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