Schweizer Fernsehen: „Durch Sat-Verschlüsselung sind Programmeinkäufe finanzierbar“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Über die Verschlüsselung von TV-Inhalten sprach DIGITAL FERNSEHEN mit Walter Bachmann, Distributionsverantwortlicher beim Schweizer Fernsehen (SF), einem Unternehmen der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG).

Das SF sendet sein TV-Programm weitgehend verschlüsselt. Das muss aus finanziellen Gründen sein, sagt Walter Bachmann. „Das Schweizer Fernsehen kann sich die Programmeinkäufe im Bereich Spielfilm, Serien und Sport nur leisten, weil diese durch die Verschlüsselung der Satellitenausstrahlung in einem für das Schweizer Fernsehen gerade noch finanzierbaren Bereich liegen“, so der Distributionsverantwortliche.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Sie senden komplett verschlüsselt. Warum?
 
Walter Bachmann: Die Schweiz ist im europäischen Vergleich ein relativ kleines Versorgungsgebiet. Es ist deshalb für den Rechteerwerb ein entscheidender Unterschied, ob das Schweizer Fernsehen die Rechte für die Schweiz oder für Europa erwirbt.
 
Durch die Verschlüsselung bei der Satellitenverbreitung können wir wesentliche günstiger Konditionen erreichen. Zudem gibt es auch Lizenzgeber, die von SF die Übertragung von Ereignissen mit Verschlüsselung verlangen. Um das an der Schweiz interessierte Publikum ausserhalb der Schweiz trotzdem zu bedienen, strahlen wir den Wiederholungskanal SF Info weitestgehend unverschlüsselt aus. Ebenso erfolgt die Verbreitung aller Programme durch terrestrische Sender in der Schweiz ebenfalls unverschlüsselt.
 
DF: Welche Vorteile bietet eine Komplett-Verschlüsselung?
 
Bachmann: Wie bereits beschrieben, können wir durch die Verschlüsselung bei der Satellitenverbreitung viel günstigere Konditionen erhalten. Und wie gesagt gibt es auch Lizenzgeber, die vom Schweizer Fernsehen verlangen, die TV-Ereignisse zu verschlüsseln.
 
DF: Wie bewerten Sie, dass die deutschen Öffentlich-Rechtlichen ihre Programme unverschlüsselt ausstrahlen?
 
Bachmann: Zu Angeboten anderer Anbieter nehmen wir grundsätzlich keine Stellung.
 
DF: Sparen Sie durch die Verschlüsselung Ihrer Programme Geld ein? Wenn ja, wie viel? Wenn nein, warum verschlüsseln Sie?
 
Bachmann: Das Schweizer Fernsehen kann sich die Programmeinkäufe im Bereich Spielfilm, Serien und Sport nur leisten, weil diese durch die Verschlüsselung der Satellitenausstrahlung in einem für das Schweizer Fernsehen gerade noch finanzierbaren Bereich liegen.
 
DF: Herr Bachmann, vielen Dank für das Gespräch. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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23 Kommentare im Forum

  1. AW: Schweizer Fernsehen: "Durch Sat-Verschlüsselung sind Programmeinkäufe finanzierba ' Eine Veschlüsselung ist ohne proprietäre HD+ Receiver möglich und ohne eine CI Plus Spezifikation, das funktioniert auch mit genormten Geräten. In der liberalen Schweiz müssen sich die Bürger keine Receiver mit Gängelfunktionen, wie Aufzeichnungs- / Kopierschutz kaufen und es können CI-Module nach dem DVB-Standard eingesetzt werden. Digitalfernsehen ohne Zwangsbox und ohne CI Plus http://www.zhv.ch/webautor-data/14/MK_Digitalfernsehen_020908.pdf Vielleicht können wir dann "CI+ freie" TV-Geräte in der Schweiz kaufen, ein freier TV-Konsum wäre dann möglich, ohne Gängelfunktionen. Das geht natürlich auch mit einer DreamBox, kein CI Plus Modul kaufen und auf die Nutzung der im CI+ TV-Gerät integrierten Digital-Tuner verzichten. Premium-PayTV funktioniert bestens mit Common Interface - wenn der Anbieter es nur will http://www.presseportal.de/pm/73997/1324198/mascom_gmbh_germany CI Plus bringt für Zuschauer nur Nachteile http://www.mascom.de/kid_bildsystem/dateiDOKUMENTE/0805_mascom_ciplus-nachteile.pdf Freier Zugang zu TV-Programmen in der EU http://www.infosat.de/INFOSAT/INFOTORIAL/?ausgabe=248 Eine Grund-Verschlüsselung in Deutschland nicht erforderlich, bei über 81 Millionen Einwohnern http://www.ard.de/intern/standpunkte/-/id=431410/property=download/nid=8236/dylsyy/index.pdf
  2. AW: Schweizer Fernsehen: "Durch Sat-Verschlüsselung sind Programmeinkäufe finanzierba Spätestens wenn das analoge Satellitensignal abgeschaltet wird und es nur noch das digitale gibt, werden auch in Deutschland zumindest die Privaten anfangen zu verschlüsseln. Wie Herr Bachmann schon sagt gibt es Lizenzgeber die darauf achten, dass bestimmte Inhalte geschützt bzw. nur in bestimmten Ländern empfangbar gemacht werden. Natürlich können die Privaten durch die Verschlüsselung auch eine Menge Geld einsparen und würden bei der Rechtevergabe wichtiger Sportereignisse wie Fussball-WM, Olympische Spiele oder Bundesliga den Vorzug bekommen. Wieso sollten die Lizenzgeber sich mit ARD und ZDF um eine Free-TV Ausstrahlung streiten, wo sich vermutlich andere Länder in ihrer Exklusivität gestört fühlen würden. Da gibt man dann die Rechte im Bereich Film, Serien, Sport und Musik lieber an die verschlüsselten Privaten ab. Das Nachsehen hätten dann auf Dauer die Öffentlich Rechtlichen, ihnen bliebe beim heißen Kampf um die Rechtevergabe nichts anderes übrig als ebenfalls zu verschlüsseln um mit den Privaten mithalten zu können. Nicht nur die wesentlich günstigeren Konditionen bei den Programmeinkäufen sondern auch Einnahmen durch den Verkauf von Smartcards und die für den Zuschauer anfallenden monatlichen Gebühren würden den Privaten ordentliche Einsparungen bescheren. In den Niederlanden werden z.B. für die Privaten 5,83 € im Monat berechnet. Die Öffentlich Rechtlichen sind kostenlos. In Deutschland sollte eine monatliche Gebühr in Höhe von max. 5 € durchaus vertretbar sein.
  3. AW: Schweizer Fernsehen: "Durch Sat-Verschlüsselung sind Programmeinkäufe finanzierba Das Nachsehen haben eher die Privatsender, denen durch eine Verschlüsselung massiv an Einschaltquote wegbricht. Die jetzige phantastische Reichweite lässt sich mit verschlüsselten Programmen nie und nimmer nachbilden. Die öffentlich-rechtlichen Programme werden davon profitieren. Weniger Einschaltquote und die Verschlüsselungskosten kosten den Privatsendern mehr Einnahmen, als sie duch die vermeintlichen Rechteeinsparungen vielleicht einsparen können. Sprechen wir doch mal Klartext: Die Privaten wollen keine Verschlüsselung wegen "Jugendschutz" oder "Forderungen von Rechteinhabern". Die Verschlüsselung soll hauptsächlich dazu dienen: - dass die Zuschauer die ausgestrahlte Werbung garantiert auch konsumieren (Verbot von Ad-Skipping) - dass die Zuschauer das Produkt nur dann konsumieren, wenn es dem Sender nutzt. Dem Sender nutzt der Konsum aufgezeichneter Sendungen nur dann, wenn sie innerhalb von 3 Tagen zeitversetzt auch angesehen werden (vgl. Definition von Einschaltquote seit 1.7.09). Dann fließen die Werte noch in die Berechnung der Einschaltquote mit rein. - dass die bisher frei empfangbaren Privatsender im Ausland nicht mehr konsumiert werden. MTV hat große Probleme seine örtlichen, kostenpflichtigen Sender zu vermarkten, wenn ein kostenloses deutsches Programm parallel anliegt. Die österreichischen Angebote der RTL- und P7S1-Gruppe hätten in Österreich sicherlich noch mehr Einschaltquote, wenn die Zuschauer nicht immer versehentlich auf die für Deutschland bestimmten Versionen schalten könnten.
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