HDTV-Initiativen in Europa

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Moderne Flachbild-Fernseher und Projektions-TVs, einer der heißesten Trends der Unterhaltungselektronik, sind nicht nur eleganter und größer als die bewährten Bildröhren-Geräte.

Sie können die Bilder zumeist auch mit deutlich feineren Details darstellen – Fachleute sprechen von höherer Auflösung. Die Zeit ist reif für eine Diskussion, die Programmproduzenten, Fachgremien, Rundfunksender und Gerätehersteller längst aufgenommen haben: Wann und wie kommt in Europa der nächste Schritt in der technischen Entwicklung des Rundfunks – hin zu hoch auflösendem Fernsehen (High Definition Television, HDTV)?
 
In Europa startete am 1. Januar dieses Jahres ein erstes HDTV-Projekt, initiiert von der belgischen Produktionsfirma Alfacam. Der über digitale Kanäle des Satellitensystems Astra ausgestrahlte Dienst überträgt die bewegten Bilder mit 1.080 Zeilen. Folglich tauften die belgischen HDTV-Pioniere ihr Vorhaben auf den Namen Euro1080. Das Programm besteht aus einem „Main Channel“, der zurzeit noch frei empfangbar, ab Mai aber voraussichtlich verschlüsselt ausgestrahlt wird, und einem „Event-Channel“, der die Übertragung großer Sport- oder Kulturereignisse geschlossenen Zuschauergruppen, etwa in digitalen Kinos, zugänglich machen soll. Mit Übertragungen beispielsweise des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker oder ausgewählter Bundesliga-Spiele sind bereits Highlights gesetzt worden. Wie europäisches HDTV künftig auf eine breitere Basis gestellt werden kann, berät seit Ende des letzten Jahres eine neu eingerichtete, ständige Arbeitsgruppe der Deutschen TV-Plattform. Sie knüpft damit an die Entstehungsgeschichte der TV-Plattform an: Dieses Forum für Programmanbieter, Netzbetreiber und Gerätehersteller hatte sich ursprünglich gegründet, um den ersten europäischen HDTV-Anlauf organisatorisch zu begleiten. Auch Premiere, der deutsche Anbieter für Abonnenten-Fernsehen, zeigte bereits erstes Interesse am Thema HDTV. So übertrug der Sender am 1. Februar dieses Jahres die Super Bowl, das Finale des American Football vom Austragungsort Houston, USA, in HDTV. Im Bereich der Fernsehproduktion ist das Thema High Definition bereits dem Experimentierstadium entwachsen: HD-Kameras und -Aufzeichnungsgeräte gehören in modernen Studios zur technischen Standard-Ausrüstung und immer mehr Produktionen werden von vornherein in hoch auflösender Technik aufgenommen – zum Beispiel die dreiteilige Dokumentation „Stalingrad“, die in Zusammenarbeit mit dem Historiker Guido Knopp für das ZDF gedreht und bereits in 20 Länder verkauft wurde.
 
Spektakuläre Chancen für einen europäischen HDTV-Start auf breiterer Basis bieten die großen Sport-Ereignisse, die Olympischen Spiele in Athen 2004 und die Fußball Welt-meisterschaft in Deutschland 2006. Host Broadcast Services (HBS), vom Fußballverband FIFA mit der Organisation der WM-Fernsehübertragung beauftragt, hat bereits entschieden, das gesamte Turnier mit mindestens 20 HD-Kameras pro Spiel aufzunehmen. In welchem Maß die Rundfunksender in Deutschland diese Quelle für HDTV-Ausstrahlungen nutzen werden, ist bislang noch offen. Aber auch mit den heute üblichen Programmen in Standard-Auflösung lassen sich die großen neuen Flachbild-Fernseher und Projektoren – von denen viele bereits für hoch auflösende Bilder geeignet sind – natürlich sinnvoll nutzen. Eingebaute Digital-Schaltungen rechnen die von den Programmquellen angebotenen Signale einfach auf das feinere Raster der Bildschirme um und sorgen zugleich für zahlreiche andere Bildverbesserungen – etwa intensivere Farben, mehr Kontrast, geringeres Rauschen und flüssigere Bewegungen. So sorgen die Großkaliber für intensiven, überzeugenden Mediengenuss – selbst wenn die technisch idealen HDTV-Programme noch eine Weile auf sich warten lassen. Doch eines scheint sicher: Das Thema HDTV ist in Europa von der gesamten Medienwirtschaft nicht mehr zu ignorieren, zumal die Geräteindustrie durch ihre weltweiten Aktivitäten in anderen Märkten bereits mit HD-fähigen Geräten im Markt vertreten ist. [lf]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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