Eutelsat: „Sieben Spotbeams für Deutschland“

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Leipzig – Spotbeams versorgen eine definierte, begrenzte Fläche mit regionalen Diensten – DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Robert Feierbach, Direktor Tooway bei Eutelsat in Paris, über diese Technologie.

„Spotbeams gehören in der Satellitenkommunikation zu den wichtigen Technologien. Ergänzend zu den zum Beispiel für TV-Übertragungen eingesetzten Widebeams können sie für spezielle Kundenwünsche gezielt genutzt werden“, sagt Robert Feierbach.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Feierbach, warum setzt Eutelsat auf Spotbeams?
 
Robert Feierbach: Durch den Einsatz der Spotbeam-Technologie können wir zum Beispiel die Datenrate unseres Breitbanddienstes Tooway für jeden Nutzer auf Zehn Megabit pro Sekunde anheben und bis zu zwei Millionen Haushalten in Europa und Nachbarregionen versorgen. Eutelsat hat als erster Spotbeams auf seinen Hotbird und W-Satelliten eingesetzt und damit sehr positive Erfahrungen gemacht. 2010 starten wir zudem mit Ka-Sat erstmals einen reinen Multispotbeam-Satelliten, der ausschließlich im Ka-Band operiert.

Via Satellit angeforderte Internetdaten sind in der Regel nur für einen einzigen User interessant. Sie müssen nicht über eine große Ausleuchtzone verteilt werden. Diesen Overspill können Spotbeams umgehen und adressieren den via Satellit an das Internet angeschlossenen Breitbandhaushalt viel effizienter.
 
Die Bündelung der Signale ermöglicht eine hohe Sendeleistung. Dadurch kann die Größe der Empfangsantenne am Boden signifikant reduziert werden. Dies ist ein wichtiger Aspekt für die Markteinführung satellitengestützter Breitbanddienste.
 
DF: Welchen Vorteil sehen Sie in Spotbeams?
 
Feierbach: Sie können kleine, begrenzte Regionen adressieren. Dies macht zum Beispiel besonderen Sinn, wenn TV-Rechte und Vorgaben für einen TV-Sender auf bestimmte Regionen begrenzt sind. Ein anderes Beispiel ist unser Ka-Sat. Statt einzelner großer Ausleuchtzonen, die etwa für die großflächige Versorgung von Zuschauerhaushalten mit TV-Signalen genutzt werden, setzen wir bei Ka-Sat auf einen großen „Teppich“ von über 80 hochkonzentrierte Spotbeams zur Breitbandversorgung von Endnutzern und kleinen Unternehmen in ganz Europa.
 
Mit den Spotbeams lassen sich die vorhandenen Ka-Band-Frequenzen viel effizienter nutzen und wir erreichen in Kombination mit einer völlig neuen Infrastruktur am Boden einen Datendurchsatz von 70 Gigabit pro Sekunde. Dies entspricht in etwa der 40-fachen Kapazität heutiger TV-Satelliten.
 
DF: Setzen Sie in Zukunft noch mehr auf Spotbeams?
 
Feierbach: Mit Ka-Sat setzt Eutelsat erstmals auf einen Satelliten, der ausschließlich im Ka-Band operiert und ein einzigartiges Multispotbeam-System zur Signalverbreitung nutzt. Wir möchten zunächst Erfahrungen mit der völlig neuartigen Systemarchitektur sammeln. Diese besteht aus dem hochkomplexen Zusammenspiel zwischen der für Ka-Sat am Boden neu geschaffenen Gateway-Infrastruktur und den enormen Kapazitäten des Ka-Sat. Über einen Einsatz der Spotbeam-Technologie auf weiteren Satelliten entscheiden wir dann zu gegebener Zeit.
 
DF: Wie genau sind Spotbeams steuerbar?
 
Feierbach: Der Einsatz von Spotbeams ist vielfältig. Die Technik kann je nach Bauart des Satelliten sowohl statisch als auch steuerbar eingesetzt werden. Dies hängt vom jeweiligen Einsatzgebiet und der Aufgabe des Satelliten ab. Die Spotbeams auf unseren Hotbird und W-Satelliten sind alle steuerbar. Dadurch können wir diese wesentlich gezielter einsetzen, um rasch auf Kundenwünsche zu reagieren.
 
Zugleich erhalten wir noch mehr Flexibilität während der gesamten Lebensdauer eines Satelliten. So ist durchaus denkbar, dass Satelliten auch auf anderen Orbitalpositionen eine neue Mission übernehmen oder sich Kundenanforderungen ändern.
 
DF: Muss der Beam bereits beim Bau des Satelliten geographisch vorgegeben sein?
 
Feierbach: Nein. Eutelsat setzt, wie bereits erwähnt, auf steuerbare Beams, die unseren Satelliten eine deutlich höhere Einsatzflexibilität bei der Erfüllung ihrer Aufgaben verleihen.
 
DF: Ist der Einsatz von mehreren Spotbeams in einem Frequenzbereich geplant, um Frequenzen doppelt nutzen zu können?
 
Feierbach: Ja. Wir erzielen die enorm hohe Gesamtkapazität von Ka-Sat durch das Prinzip der Mehrfachnutzung von Frequenzen. Diese kombinieren wir mit einem Bodennetzwerk von acht Hubs und zwei zusätzlichen Backup-Hubs. Deren Standorte sind über ganz Europa verteilt. Jeder dieser Hubs ist über Glasfaser an das Internet angebunden und operiert mit einer speziellen Signalverarbeitungstechnologie.
 
So stellen wir sicher, dass die angeschlossenen Tooway-Terminals der Verbraucher korrekt funktionieren und arbeiten. Damit werden für das auf Ka-Band basierende Tooway-System deutlich höhere Übertragungsgeschwindigkeiten möglich.
 
DF: Wäre der Einsatz eines Spotbeams für Deutschland denkbar oder ist die geographische Lage zu schwierig?
 
Feierbach: Ka-Sat stellt für den deutschen Markt voraussichtlich sieben Spotbeams bereit. Jeder Spotbeam versorgt eine geografische Region innerhalb eines Durchmessers von 250 Kilometern mit einer Bandbreite von jeweils 900 Megabit pro Sekunde. Alleine für Deutschland stellt Ka-Sat somit Gesamtkapazitäten von 6,3 Gigabyte pro Sekunde bereit.
 
DF: Herr Feierbach, vielen Dank für das Gespräch. [mth]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: Eutelsat: "Sieben Spotbeams für Deutschland" Für die Internet-Nutzung sind solche Spotbeams sicherlich interessant und von Vorteil. Für Rundfunkprogramme hingegen halte ich überhaupt nichts davon... Greets Zodac
  2. AW: Eutelsat: "Sieben Spotbeams für Deutschland" Das ist nicht nur Interessant sondern auch unausweichlich. Mit ein Beam schaft man es nicht Deutschland mit Sat Internet zuversorgen. Dafür sind die Frequenzen zuwenige vorhanden und auch die Bandbreite pro Frequenz ist zuniedrig. An der Bandbreite pro Frequenz daran kann man wirklich nichts was ändern. Man kann aber die Anzahl der Frequenzen erhöhen und das will man mit Spotbeams schaffen. Das kan man auch. Jeder Spotbeam verfügt über ein kompletten Frequenzspektrum. Stellt sich nur die frage was ist wenn man umzieht und in einen anderen Spotbeam hinzieht. Das ist dann die interessanterere Frage.
  3. AW: Eutelsat: "Sieben Spotbeams für Deutschland" DF hat hier ja mehrfach versucht auf Spotbeams im Bezug auf Regionalisierung von TV-Signalen das Gespräch zu führen. Da muss ich sagen da ist der Herr Feierbach standhaft geblieben. Man weiß ja wohin das DF im Sinne von Spotbeams hin will. Im übrigen frage ich mich gerade wie solche Gespräche stattfinden. Denn ich denke nicht das DF Mitarbeiter die Gesprächspartner besuchen. Auch glaube ich nicht dass hier telefoniert wird, denn die Dialoge können so nie stattgefunden haben, vom Aufbau. Ich denke diese Gespräche finden per Email oder postal statt? Das würde erklären warum der Gesprächspartner eine Fragegestellt bekommt die er in seiner letzten Aussage schon beantwortet hat.
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