Medientage: Wie die Unterhaltung informieren kann

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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München – Wie bringt man Informationen besser an die Rezipienten, durch sachliche Nachrichtensendungen oder durch Unterhaltungsformate wie zum Beispiel Boulevard-Magazine? Antworten auf diese Fragen gaben im Rahmen der Medientage München Medienforscher der Ludwig-Maximilians-Universität München in fünf Kurzreferaten.

„Information ist prinzipiell alles, auch Boulevard“, stellte Dr. Andreas Fahr vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu Beginn seines Referats fest. Sein Institut hat sich bei Rezeptionsstudien auf politische Nachrichten und solche zur Gesundheit konzentriert. Dabei stellte sich heraus, erklärte Katja Schwer vom IfKW: „Unterhaltende Politikvermittlung wirkt. Die Wirkung ist aber umso größer, je geringer das Vorwissen des Rezipienten ist. Das heißt: Für Politiker, gerade auch für weniger bekannte, besteht auf dem Unterhaltungssektor noch Potenzial.“ Vor allem das jüngere Publikum lasse sich auf diesem Weg erreichen.
 
Besonders geeignet für die Übermittlung von Informationen via Boulevard-Magazin seien Gesundheitsinformationen, berichtete IfKW-Forscher Dr. Olaf Jandura. „Sie erreichen auch Menschen, die sie sonst nicht erreichen würden.“ Allerdings stehe der Nutzen in Frage, da Boulevard-Formate auch Falschinformationen enthielten und die Realität verzerren könnten.
 
Der Vorteil bei der Informationsvermittlung mit Hilfe des Boulevard-Journalismus liege vor allem im unbewussten Lernen, betonte IfKW-Wissenschaftlerin Tanja Pfister. So sei für die EntertainmentEducation der TV-Serie „Lindenstraße“ eine wirkungsvolle Möglichkeit der HIV-Prävention bei Jugendlichen nachgewiesen worden. „Der Einfluss von Unterhaltungsserien mit HIV/Aids-Handlung hat einen größeren Einfluss auf die Jugendlichen als Informationssendungen“, sagte Pfister. Auch die Verbindung mit Emotionen sowie gezieltes Involvement, also das Ansprechen persönlicher Betroffenheit, fördere nicht nur den Lerneffekt, sondern auch die daraus resultierende Bewältigungsdisposition, lautet das Fazit einer weiteren IfKW-Studie, die Hannah Früh vorstellte: „Emotionen stehen in denkbar schlechtem Ruf, wenn es um Nachrichten geht“, erklärte Früh. „Doch der Emotionalisierungsprozess kann auch hier positive Effekte haben.“
 
Insgesamt, so prophezeite Olaf Jandura, seien die neuen Rezeptionsstudien „ein Forschungsfeld, das in den kommenden Jahren noch viel mehr untersucht werden muss“. [fp]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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