Deutschlandradio: „Radio und Webradio ergänzen sich“

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Leipzig – Immer mehr Hörer nutzen Radio im Internet. Über das Radio der Zukunft sprach DIGITAL FERNSEHEN mit Karl-Heinz Stamm, Leiter der Kommunikation im Funkhaus Berlin von Deutschlandradio.

Vor allem junge Hörer hören Radio per Internet. „Das hängt damit zusammen, dass die `digital natives´ in die elektronischen Welten hineinwachsen und die unterschiedlichen elektronischen Angebote zeitsouverän nutzen. Dennoch gehen wir davon aus, dass die klassischen Programmradios noch eine große Zukunft vor sich haben“, ist sich Stamm sicher.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Stamm, inwieweit verlagert sich Ihrer Meinung nach die Radionutzung Ihrer Hörer immer mehr ins Internet und glauben Sie, dass die Verlagerung in Zukunft noch zunehmen wird? Woran liegt es, dass besonders jüngere Leute zunehmend Radio übers Internet hören?
 
Karl-Heinz Stamm: Der Trend, dass vor allem junge Hörer ihre Programme per Internet hören, hält an. Das hängt damit zusammen, dass die „digital natives“ in die elektronischen Welten hineinwachsen und die unterschiedlichen elektronischen Angebote zeitsouverän nutzen. Dennoch gehen wir davon aus, dass die klassischen Programmradios noch eine große Zukunft vor sich haben.

DF: Wie viele Teile Ihres Sendearchivs sind bei Ihnen bereits digitalisiert?
 
Stamm: Der Digitalisierungsgrad des analogen Altbestandes der Vorläuferanstalten RIAS, Deutschlandfunk und Deutschlandsender Kultur liegt bei 20 Prozent. Er wird durch systematische rückwirkende Digitalisierung weiter steigen.
 
Die Programme des Deutschlandradios von 1994, vor allem bis zum Beginn digitaler Produktion 1998, liegen mehrheitlich noch auf physischen Tonträgern vor. Auch hier wird eine Erhöhung des Digitalisierungsanteils angestrebt. Aktuell werden von den beiden Deutschlandradio-Programmen durchschnittlich 13 Stunden Eigenproduktionen dokumentiert und im digitalen Langzeitarchiv als Audiofiles archiviert. Diese werden ergänzt durch eine semiautomatische Archivierung digitaler Stundenmitschnitte.
 
DF: Welche Programm- und Musikinhalte werden bei Ihnen per Webradio übertragen?
 
Stamm: Die Programme des Deutschlandradios, Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur, werden komplett per Webradio übertragen, ab Januar auch DRadio Wissen.
 
DF: Wie viele Zuhörer nutzen Ihr Webradio-Angebot im Augenblick?
 
Stamm: Allein im Oktober 2009 nutzten mehr als 1,5 Millionen Hörer unser Angebot im Netz, bei steigender Tendenz.
 
DF: Welche Rolle wird künftig die regionale Berichterstattung im Radio spielen?
 
Stamm: Deutschlandradio ist der Hörfunk der Länder, von daher sind wir angehalten, die regionale und lokale Vielfalt sowohl in der Politik als auch in der Kultur widerzuspiegeln. Daran hat sich nichts geändert.
 
DF: Welchen Stellenwert nimmt das Thema „Podcast“ bei Ihnen ein?
 
Stamm: Insgesamt stehen 90 Sendungen zum Nachhören zur Verfügung, damit ist Deutschlandradio der führende Hörfunkanbieter. Bei Podcasts und Audio on demand nähern wir uns bereits der Grenze von fünf Millionen Dateiabrufen im Monat.
 
DF: Inwieweit schwächt, Ihrer Meinung nach, Webradio das Medium Radio?
 
Stamm: Von einer Schwächung kann keine Rede sein, im Gegenteil, beide Angebote ergänzen einander.
 
DF: Inwiefern treibt das Webradio die Analogabschaltung im Bereich Radio voran?
 
Stamm: Die UKW-Verbreitung wird noch lange eine zentrale Rolle spielen, die Zukunft des Radios ist allerdings digital. Deutschlandradio setzt sich dafür ein, dass dem Medium ein eigenständiger, digitaler Verbreitungsweg erhalten bleibt.
 
DF: Vielen Dank für das Gespräch. [ar]

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