Trotz Krise immer mehr Fernsehkanäle in Europa

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Straßburg – Trotz der weltweiten Finanzkrise boomt der Fernsehmarkt in Europa. Das geht aus einer Studie der Europäischen Union hervor.

Im Jahr 2009 sind in Europa über 245 neue Fernsehkanäle auf Sendung gegangen. An der Spitze der Beliebtheitsskala standen dabei Sportkanäle (38 neue Sender), gefolgt von Kinderkanälen (17 neue Sender). Das geht aus einer Studie der Europäischen Union hervor, die am Mittwoch in Straßburg vorgestellt wurde.
 
Insgesamt gab es Ende 2009 über 7 200 europäische Fernsehsender. Von diesen sind über die Hälfte regional oder lokal, 43 Prozent national und sechs Prozent international ausgelegt. Zu den neuen Sendern gehören einige neue öffentlich-rechtliche Kanäle im DVB-T-Netz, darunter Ramasjang und DR K aus Dänemark, aber auch über 150 neue Spartenkanäle über Kabel, Satellit und das Internet (wie zum Beispiel Investigation Discovery) sowie viele Lokalsender wie Weo in Frankreich oder Dresden Eins in Deutschland.
 
Im gleichen Zeitraum haben etwa hundert überregionale Sender ihren Betrieb eingestellt. Dazu zählen auch größere Sender wie die MTV-Kanäle für die baltischen Staaten, die verschiedenen Sprachversionen des Wirtschaftssenders Bloomberg und mehrere Sportkanäle der irischen TV-Gruppe Setanta (die den Betrieb in Großbritannien eingestellt hat).
 
DVB-T ist weiter auf dem Vormarsch. In 24 der 29 Länder (EU-27 plus Kroatien und Türkei) wird Fernsehen bereits über DVB-T ausgestrahlt. 2009 wurde der DVB-T-Betrieb in Lettland, Polen, Portugal und der Slowakei aufgenommen, 2010 sollen Bulgarien, Irland und Rumänien folgen.
 
Parallel zur europaweiten Einführung von DVB-T ist auch die Zahl der Anbieter von Pay-DVB-T-Diensten gestiegen, von 14 Sendern 2008 auf zwanzig Ende 2009. Pay-TV über DVB-T wurde 2009 in Deutschland, Lettland und Spanien eingeführt.
 
In sechs EU-Ländern ist die Abschaltung des analogen Antennenfernsehens und die Umstellung auf DVB-T bereits vollständig abgeschlossen (Deutschland, Dänemark, Finnland, Luxemburg, Niederlande und Schweden). In diesem Jahr soll Österreich, Malta, Spanien und Slowenien noch dazu kommen. Insgesamt werden derzeit 730 Sender in Europa über DVB-T ausgestrahlt. Im April 2009 waren es noch 500 gewesen.
 
Auch auf anderen Plattformen hat sich das digitale Fernsehen gut entwickelt, darunter insbesondere Pay-DVB-T, IPTV und Handy-TV. Es gibt zwar in den 29 erfassten Ländern immer noch über 4 000 Kabelnetzbetreiber, aber ihre Zahl ist insgesamt gesehen leicht zurückgegangen. In manchen Ländern wie Deutschland, Finnland, Ungarn und der Tschechischen Republik ist die Kabel-Branche derzeit im Umbruch.
 
Hiermit vergleichbar und ebenso bemerkenswert ist die steigende Anzahl von Internet-Fernseh-Anbietern, von 68 Ende 2008 auf 90 Ende 2009. Dies ist nach Ansicht der EU Ausdruck des zunehmenden Wettbewerbs in dieser Branche. So gibt es bereits in 13 Ländern vier oder mehr konkurrierende Betreiber (zum Beispiel sechs in Schweden, fünf in Frankreich und Dänemark, vier in den Niederlanden, Bulgarien und Slowenien).
 
Auch die Zahl der Anbieter von Satellitenpaketen in Europa ist gestiegen, von 51 Ende 2008 auf 60 Ende 2009. Wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist der starke Wettbewerb insbesondere in Ungarn, Polen und Rumänien, wo es jeweils fünf solcher Anbieter gibt.
 
Seit dem vergangenen Jahr gibt es auch mehr Anbieter von Diensten für Mobilfunknetze (TV-Dienste für Mobiltelefone über 3G-Netze sowie personalisiertes Handy-TV über DVB-H), obwohl DVB-H erst in wenigen Ländern Europas verfügbar ist. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass 114 Sender speziell für das Mobilfernsehen gegründet wurden, darunter nicht wenige Ableger bekannter Sender wie beispielsweise Quatro Movil, HBO Mobile, RTL Mobile TV und RTE News.
 
Die EU-Studie im Internet[mw]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: Trotz Krise immer mehr Fernsehkanäle in Europa Was für mich zählt: Die Anzahl der FTA-Kanäle über Satellit nimmt in Europa seit Jahren kontinuierlich ab.
  2. AW: Trotz Krise immer mehr Fernsehkanäle in Europa Sky Deutschland geht exakt diesem Trend nach. Mehr Sport und Kinderkanäle. Wobei ich denke, das gerade bei den letzteren irgendwann eine Marktübersättigung stattfinden muss. In Deutschland dürfte man doch auf Jahre keinen neuen Kindersender mehr herausbringen, der Markt dürfte abgegrast sein.
  3. AW: Trotz Krise immer mehr Fernsehkanäle in Europa Quantität statt Qualität - und irgendwann sind die Deutschen wieder mit ARD und ZDF zufrieden.
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