QVC – Vom Teleshopping zum Multimedia-Anbieter

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Der Teleshopping-Sender QVC will zukünftig auch als Multimedia-Anbieter agieren und dabei von seinen Kenntnissen im Bereich TV profitieren. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Ulrich Flatten, dem CEO von QVC.

„Viele denken vielleicht, für die Zukunft ist Teleshopping ein Auslaufmodell, weil das Fernsehen zurückgehen und dann für Teleshopping nichts mehr übrig bleiben wird“, sagt Ulrich Flatten. „Wir sehen das eigentlich genau umgekehrt, also dass wir die besten Bedingungen haben für die Zukunft und die Möglichkeit, aus der Nische Teleshopping herauszukommen und zu einem breit angelegten Multimedia-Anbieter zu werden“. Denn QVC verfüge mit Bewegtbildern und der Präsentation der Produkte über das entsprechende Wissen.

DF: Herr Flatten, der Bereich Online wird immer wichtiger. Welchen Stellenwert hat dieser Bereich für QVC?
 
Flatten: Einen sehr hohen. Wir konnten unsere Online-Umsätze aktuell im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent steigern. Wir liegen hier bei einem Wert von knapp 82 Millionen Euro. Aufgrund der Steigerungsrate hat sich der Umsatzanteil des Bereiches eCommerce von zehn auf zwölf Prozent des Gesamtumsatzes erhöht.
Im Bereich Online bieten wir das gesamte QVC-Programm an, bei uns sind im Schnitt über 12 000 Produkte erhältlich. Ein sehr guter Mehrwert für den Kunden ist, dass er zu den Produkten ein Präsentationsvideo abrufen kann. Dieses wird im Feedback von den Kunden sehr gut aufgenommen.
Neben dem 24-Stunden-Live-Programm, was Sie im Internet empfangen können, haben wir z.B. im letzten Jahr noch einen neuen Newsletter herausgebracht, der das Tagesangebot vorstellt. Und wir haben unsere Funktionalitäten im Web-Shop erweitert. Dabei haben wir sehr stark auf das Thema Community gesetzt, weil es etwas Besonderes ist, dass viele unserer Kunden auch Fans sind.
In unserem Web-Shop können sich Kunden untereinander austauschen, gegenseitig Fragen beantworten, Erfahrungsberichte, Fotos oder Videos einstellen. Sie sind bereit, sich stärker mit uns auseinanderzusetzen, als wenn sie nur bei einem Händler eine Waschmaschine kaufen. Das nutzen wir auch auf externen Plattformen und können z.B. mit der Facebookgemeinde zusätzlich diskutieren und uns austauschen. Wir wollen sie ein Stück hinter die Kulissen mitnehmen und zu einem Teil der Familie machen. Das wird sehr offen angenommen.
 
DF: Sie arbeiten also viel mit Interaktivität. Es gibt ja auch Entwicklungen, dass Internet und Fernsehen immer stärker zusammenwachsen, zum Beispiel Net TV von Philips. Haben Sie diesbezüglich Pläne?
 
Flatten: Wir schauen uns alle Entwicklungen an. Sie haben zurecht das Stichwort Interaktivität angesprochen. Ich würde es noch um einen Punkt ergänzen, nämlich die Integration zwischen den ganzen Kanälen. Wir denken nicht im Sinne der einzelnen Kanäle, sondern uns kommt es darauf an, dort zu sein, wo der Kunde ist. Das ist der Fernsehbereich mit dem ersten und zweiten Kanal, das ist der eCommerce-Bereich, wir sehen für die Zukunft auch einen Mobile-Bereich, vielleicht auch das, was Sie gerade angesprochen haben. Und dann geht es uns um die Verbindung, um die Vernetzung zwischen diesen Kanälen. Und da haben wir als Teleshopping-Unternehmen hervorragende Voraussetzungen, weil wir den gesamten Content schon zur Verfügung haben – Beispiel Video-Content.
Viele denken vielleicht, für die Zukunft ist Teleshopping ein Auslaufmodell, weil das Fernsehen zurückgehen und dann für Teleshopping nichts mehr übrig bleiben wird. Wir sehen das eigentlich genau umgekehrt, dass wir die besten Bedingungen haben für die Zukunft und die Möglichkeit, aus der Nische Teleshopping herauszukommen und zu einem breit angelegten Multimedia-Anbieter zu werden. Denn wir haben über das Bewegtbild und die Präsentation der Produkte das Know-How dafür. Das kann keiner so gut wie wir.
 
DF: Welche weiteren Entwicklungen planen Sie zukünftig international?
 
Flatten: QVC wird in Italien einen eigenen Standort aufbauen mit einem eigenen Sender. Dafür werden wir aus Deutschland zum Beispiel die Logistik machen. Ein weiterer Punkt ist, dass die Länder, in denen QVC tätig ist, technologisch unterschiedlich weit sind. In Großbritannien gibt es seit Jahren eine Taste auf der Fernbedienung, mit der Sie ein Produkt bei QVC bestellen können. In Japan ist das Thema Mobile, also vom Handy aus Bestellungen abgeben, sehr wichtig und hat einen großen Marktanteil übernommen. Das beobachten wir.
 
DF: Denken Sie, dass die Entwicklung wie in Großbritannien, mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung ein Produkt zu bestellen, auch in Deutschland kommen wird?
 
Flatten: Das können wir uns durchaus vorstellen. Wir beobachten das Thema und die Entwicklung in den Netzen seit Jahren. Wir haben immer das Eindruck gehabt, dass es im Moment in Deutschland noch kein richtiges Thema ist. Aber sobald wir das Gefühl hätten, dass es für unsere Kunden ein Zusatznutzen sein wird, dann haben wir das Know-How in der Familie und im Unternehmen.
 
DF: Vielen Dank für das Gespräch. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: QVC - Vom Teleshopping zum Multimedia-Anbieter Dann wird es Zeit, eine Anwendung für NDS-Boxen zu entwickeln, mit der das möglich ist. Die Boxen haben alle eine Netzwerkschnittstelle für den Rückkanal. In GB ist das auch durch die Einführung der Sky-Boxen mit OpenTV und heute NDS möglich geworden.
  2. AW: QVC - Vom Teleshopping zum Multimedia-Anbieter ach was, dafür gibts doch bluecom by astra
  3. AW: QVC - Vom Teleshopping zum Multimedia-Anbieter Mich würde einmal Interessieren, wie der Durchschnittskunde von QVC aussieht. Jetzt rein aus dem Bauchgefühl heraus glaube ich eher an eine Kundschaft, die mit allzu viel Technik nichts anzufangen weiß.
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