HDTV-Studie: Mehr Kosten weniger Komfort

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Berlin – Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat eine ernüchternde Studie zum HDTV-Fernsehen veröffentlicht. Danach gibt es neben hohen Kosten und einer Gängelung der Zuschauer kaum Vorteile.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat eine Studie zum HDTV-Fernsehen veröffentlicht. Darin sehen die Autoren wenig Vorteile der neuen Technik, dafür aber viele Nachteile für die Konsumenten.
 
Obwohl viele Sender schon hochauflösend senden würden, könne kaum jemand HDTV tatsächlich sehen. „Wir gehen von weniger als einem Prozent der Zuschauer aus“, sagt Georg Erber einer der Autoren. „Die Einführung von HDTV mit dieser Technologie kann auch zu Wettbewerbshemmnissen führen“, sagt Sven Heitzler.
 
Ein Nachteil sind laut Studie die höheren Kosten. Für HDTV müsse man neben dem Fernseher auch den Receiver aufrüsten – was mit erheblichen Kosten verbunden sei. Hinzu kommt der Plan der Privaten, das Programm zu verschlüsseln. „Die großen Filmproduktionsfirmen fordern dies auch von den Sendern“, sagt Heitzler. Denn mit dem neu entwickelten, digitalen Verschlüsselungsstandard CI Plus ließe sich etwa die Aufzeichnung verhindern. Gleichzeitig sei die Verschlüsselung mit dem Markennamen HD Plus eine neue Einnahmequelle. Dass die Aufteilung dieser möglichen neuen Einnahmen dabei noch nicht geklärt ist, verzögert die Einführung von HDTV zusätzlich.
 
„Wenn HDTV tatsächlich verschlüsselt wird, ist der Zuschauer am Ende der Dumme“, so Georg Erber. Denn auf ihn kommen mehr Kosten und weniger Komfort zu. Außerdem können viele der bereits verkauften HD-Receiver nicht mit CI Plus umgehen. „Filmproduktionsfirmen und Sender arbeiten zusammen, um alle Teile der Verwertungskette zu kontrollieren. Daraus können sich auch problematische Auswirkungen auf den Wettbewerb ergeben“, so Heitzler.
 
„In solchen Fällen muss der Staat seine Regulierungsfunktion wahrnehmen“, sagt Erber. „Die Mittel hat er hier in der Hand.“ Denn sowohl Landesmedienanstalten als auch Bundeskartellamt müssten prüfen, inwiefern das verschlüsselte HDTV mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vereinbar sei. Zudem sei auch fraglich, ob eine grundsätzlich verschlüsselte Ausstrahlung des Programms überhaupt mit den geltenden Rundfunkstaatsverträgen vereinbar sei. [mw]

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85 Kommentare im Forum

  1. AW: HDTV-Studie: Mehr Kosten weniger Komfort Sehr schöne Zusammenfassung der aktuellen Situation, also scheint das letzte Wort in Sachen HD+ noch nicht gesprochen zu sein... Die Meldung hätte ich hier gar nicht erwartet, sowas wurde in den letzten Monaten irgendwie immer vom Newsbot "übersehen", denn neu ist diese Kritik ja nun wirklich nicht, die gab es von allen möglichen Seiten von Anfang an.
  2. AW: HDTV-Studie: Mehr Kosten weniger Komfort Es ist zu begrüßen, dass jetzt auch Forschungsinstitute munter werden. Es ist aber vermutlich schon zu spät. Dabei ist selbst in diesem Forschungsbericht, die bewusste Mogelpackungs-Taktik von inzwischen sehr vielen TV-Anstalten Europas noch nicht einmal berücksichtigt worden. Ich erkenne für mich persönlich den derzeitigen HDTV-Boom nur noch als gewinnbringenden Massenmarkteinstieg für Industrie und Handel. Ein Qualitätsgewinn auf zunächst separaten HD-Kanälen für den Zuschauer findet nicht mehr statt. Stattdessen werden sog. Vollprogramme mit erschreckend niedrigem Prozentsatz von HD-Quellmaterial aus dem Boden gestampft. Egal von welcher Plattform !
  3. AW: HDTV-Studie: Mehr Kosten weniger Komfort Möglicherweise ist Astra mit HD+ als Werbekunde abgesprungen.
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