Korruption: Neue Beweise belasten Ex-NDR-Redakteur

München – Im Korruptionsverfahren der Kieler Staatsanwaltschaft belastet eine „Leistungsbilanz“ vom August 2005 einen ehemaligen NDR-Redakteur – er soll Beiträge für seinen Kunden in NDR-Sendungen platziert haben.

Wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtet, definierte der Fernsehjournalist Gerd Rapior in der „Leistungsbilanz“ als „Zielvorgabe“ die „Anregung, Initiierung und Begleitung von Berichterstattung über Damp in elektronischen und Printmedien“.
 
Danach listete Rapior unter „Jahresbilanz“ NDR-Beiträge zum Thema Damp auf, darunter alleine 24 Berichte im Schleswig-Holstein-Magazin. Auch in Hamburg produzierte NDR-Magazine wie „DAS!“ tauchen mit 27 Berichten auf. Laut Durchsuchungsbeschluss war der „tatsächliche Zweck der Zahlungen“, die laut Focus insgesamt 86 000 Euro betrugen, dass Rapior „Sendungen über die Kliniken der Damp Holding AG und hier insbesondere deren Endo Klinik in Hamburg zu besonders zuschauerstarken Sendezeiten arrangierte“.
 
Die Staatsanwaltschaft orientiert sich in der Bewertung laut Focus eng am Fall des zu mehr als zwei Jahren Gefängnis verurteilten Jürgen Emig. Wie der Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks wird Rapior in den Akten als „Amtsträger“ geführt, weil er für einen öffentlich- rechtlichen Sender gearbeitet hat.
 
Rapior, der bis vor kurzem Vorsitzender der Landespressekonferenz war, verdiente mit seinem Nebenjob allein im Jahr 2005 rund 200 000 Euro. Eine früher vom NDR ausgestellte Nebentätigkeitserlaubnis galt nach Focus-Recherchen für Rapiors Arbeit für eine Medienfirma, die offiziell ein Freund betrieb. Tatsächlich arbeitete Rapior außerdienstlich allein. Der vermeintliche Partner war Focus zufolge ein Strohmann.
 
NDR-intern werden derzeit alle Aktivitäten des Ex-Mitarbeiters überprüft. „In Hamburg hatte er null Einfluss“, heißt es. Der inzwischen ausgeschiedene Damp-Chef Carl Hermann Schleifer erklärte Focus, er habe mit Rapior „nur über Coachings und PR“ gesprochen, aber nie über die Platzierung von Beiträgen. [fp]