Kritik an Nachrichtenschwund bei Privatsendern

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Berlin – Der aktuelle Programmbericht der Landesmedienanstalten kritisiert den Nachrichtenschwund bei den deutschen Privatsendern. Vor allem Sat 1 bietet demnach zu wenig Nachrichten.

RTL und Sat 1 als Marktführer im Bereich der privaten Fernsehvollprogramme, unterscheiden sich immer stärker in dem Stellenwert, den sie ihren Nachrichtensendungen einräumen, teilt die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) mit. Während das gesamte Nachrichtenvolumen von RTL relativ konstant bei 60 Minuten pro Tag liegt, sei es bei Sat 1 seit 2007 kontinuierlich abgesunken – auf mittlerweile 30 Minuten pro Tag, so die ALM.
 
Derselbe Trend sei bei den Vollprogrammen der Senderfamilien zu beobachten. Das gemeinsame Nachrichtenvolumen von Sat 1, Pro Sieben und Kabel Eins liegt laut dem aktuellen Programmbericht unter einer Stunde pro Tag. RTL, RTL 2 und Vox kommen demnach zusammen auf ein Nachrichtenvolumen von einer Stunde und 45 Minuten. Vor allem der Politik werde in der Berichterstattung wenig Bedeutung beigemessen. In der Regel werde in diesen Programmen weniger als ein Drittel der verfügbaren Nachrichtenzeit für die politische Berichterstattung verwendet und die politische Informationsleistung der privaten Vollprogramme sei weitgehend auf das beschränkt, was im Rahmen von Nachrichtensendungen über Politik berichtet wird. Lediglich bei RTL sind laut Mitteilung der ALM in etwa im gleichen Umfang wie in den Nachrichten weitere politische Beiträge in Magazin-, Reportage- und Dokumentationssendungen zu finden. Gleichzeitig sei der Anteil an Boulevard-Themen bei RTL am höchsten.
 
„Gegen den Trend, aus Renditegründen auf mehr und mehr Nachrichten und Informationsprogramme zu verzichten, muss etwas getan werden. Um es ganz klar zu sagen: Informationen über das aktuelle Zeitgeschehen und seine Hintergründe sind Wesensmerkmale von Vollprogrammen, die nicht zur freien Disposition stehen“, so der Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), Thomas Langheinrich, anlässlich der Vorstellung des Programmberichts.
 
Um zeitnah die Informationsvielfalt in privaten Fernsehvollprogrammen zu sichern, wollen die Landesmedienanstalten nun in Gesprächen mit der RTL-Mediengruppe und der Pro Sieben Sat 1-Gruppe eine Einigung auf unverzichtbare Mindestinhalte in den Programmen erreichen, so Langheinrich weiter. Das soll vor allem für die reichweitenstärksten Vollprogramme gelten. Im Gegenzug sollen die Sender positive Anreize erhalten, so die ALM. Die Landesmedienanstalten wollen in diesem Zusammenhang gegebenenfalls gemeinsam mit den Sendergruppen ein Gutachten in Auftrag geben, das die rechtlichen Möglichkeiten eines Anreizsystems für Vollprogramme ausloten soll. [cg]

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35 Kommentare im Forum

  1. AW: Kritik an Nachrichtenschwund bei Privatsendern Naja, die Privaten trimmen ihr Programm auf Unterhaltung denn nur mit Unterhaltung lässt sich Geld verdienen. Nachrichten kosten nur und bringen keine Quote. Würden die Privaten mehr in Nachrichten investieren, wäre das ein guter Beitrag zur informationsvielfalt. So bleibt nur der ÖR als qualitativ gute Quelle für Nachrichten.
  2. AW: Kritik an Nachrichtenschwund bei Privatsendern Nur fehlt bei den Privaten die Sparte Unterhaltung vollkommen.
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