Primacom-Verkauf: Medfort zahlt angemessenen Preis

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Der neue Eigentümer der Primacom Management GmbH zahlt keinen symbolischen Preis, sondern einen größeren Millionenbetrag.

Am 5. Juli um 11 Uhr sollte eigentlich der Kabelnetzbetreiber Primacom Management GmbH im Berliner Hotel Intercontinental an den Meistbietenden versteigert werden. Der Mutterkonzern Primacom AG musste aufgrund eines neu zu verhandelnden Kreditvertrages Insolvenz anmelden. Neben den in der GmbH eingelegten Geschäftsanteilen von 90 300 Euro hätte der Ersteigerer auch sämtliche Verbindlichkeiten in Höhe von bis zu 340 Millionen Euro übernehmen müssen. Das Startgebot lag laut dem DF-Schwestermagazin DIGITAL INSIDER vorliegenden Versteigerungsunterlagen bei 100 000 Euro. DIGITAL INSIDER war vor Ort, doch die Versteigerung wurde kurzfristig vor 10 Uhr noch abgesagt.
 
Das Luxemburger Unternehmen Medfort S.a.r.l. wurde am frühen Vormittag mit dem Insolvenzverwalter des insolventen Mutterkonzers Promacom AG, Hartwig Albers, einig und erwarb die Primacom Management GmbH. In verschiedenen Medienberichten wurde von einem „symbolischen Preis“ gesprochen, den Medfort gezahlt haben soll. Laut DIGITAL INSIDER vorliegenden Informationen aus dem Umfeld der Transaktion wurde jedoch ein zweistelliger Millionenbetrag als Kaufpreis vereinbart. Diesen Preis soll Medfort laut DI über Eigenkapital und auch Fremdkapital einer deutschen Bank zahlen.
 
Medfort gibt sich sehr bedeckt bezüglich der genauen Eigentümerstruktur. Offiziell heißt es einsilbig, dass Medfort ein „unabhängiger Finanzinvestor mit Sitz in Luxemburg“ sei. „Medfort befindet sich zu 100 Prozent im Besitz einer Gruppe von Privatinvestoren.“ Ob diese Informationen dem Bundeskartellamt zur Zustimmung des Deals genügen, darf bezweifelt werden.
 
Das Unternehmen wurde erst am 25. Februar in Luxemburg gegründet und finanziell total auf die Übernahme der Primacom zugeschnitten. Hinter Medfort steckt eine Firma namens Quebec Nominees Ltd. mit Sitz auf den britischen Jungferninseln. Dort ist eine Einsichtnahme ins Handelsregister kaum möglich. Somit ist es nahezu unmöglich, die wahren Geldgeber zu benennen. Branchenbeobachter gehen jedoch davon aus, dass zumindest teilweise direkt oder über Treuhandkonstruktionen die Gläubiger der Primacom Management GmbH dahinter stecken.
 
Teilweise wurde in der Branche auch darüber spekuliert, ob nicht auch der frühere Hauptaktionär der Primacom AG, das Luxemburger Unternehmen Escaline, oder dessen Banken hier die Finger im Spiel haben. Doch dem sei nicht so: „weder ist einer der Aktionäre der Primacom AG oder Gesellschaften oder Personen aus diesem Umfeld, noch jemand aus dem Bereich der Finanzkreditgläubiger der Primacom mit Medfort verbunden“, so ein Medfort-Mitarbeiter gegenüber DI. „Das gilt für alle Bereiche: Fremdkapitalgeber, Eigenkapitalgeber oder über eine etwaige Treugeberstellung oder Treuhandkonstruktion. Medforts Investoren (Eigenkapital) sind private Investoren, also Individuen bzw. Family Offices. Medforts Bank (Fremdkapital) ist eine deutsche Bank.“ Laut Medienberichten will Medfort derzeit kein Geld in den operativen Bereich einbringen, da dieser hochprofitabel sei und sich selbst aus dem laufenden Betrieb finanzieren könne. [mg]

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: Primacom-Verkauf: Medfort zahlt angemessenen Preis Die Geschichte klingt ja hoch spannend. Mal sehen, wie sich das für einen Primacom Zwangskabelkunden entwickelt.
  2. AW: Primacom-Verkauf: Medfort zahlt angemessenen Preis Dann wird bestimmt die Grundverschlüsselung aufgehoben
  3. AW: Primacom-Verkauf: Medfort zahlt angemessenen Preis sag mal träumst du ? Ist doch eine wunderbare Verdienstquelle die ungefähr 6-8€ Aufpreis für den digitalen Kabelanschluss gegenüber dem analogen Anschluss.
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