EP: „Restriktionen bei HD Plus schrecken ab“

Leipzig – Mehr als eine Million HD-Plus-Karten sind derzeit im Umlauf: Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN zieht Hartmut Baumann, Bereichsleiter Einkauf IT/Multimedia bei der Elektrofachhändler-Verbundgruppe Electronic Partner (EP), Bilanz zu HD Plus.

DIGITAL FERNSEHEN: Wie groß ist die Resonanz auf die HD-Plus-Receiver?
 
Hartmut Baumann: Wie bei vielen Produkteinführungen übertraf die anfängliche Nachfrage nach HD-Plus-Receivern zunächst die zur Verfügung stehende Ware bei Weitem. Mittlerweile hat sich die Nachfrage deutlich relativiert und auf ein relativ konstantes Niveau eingependelt. Aus unserer Sicht ist einer der möglichen Gründe für diese Entwicklung, dass HD Plus in der Werbung für den Endkunden weniger wahrnehmbar ist.

DF: Wie hoch ist der Anteil von HD-Plus-fähigen Receivern am gesamten Receiververkauf?
 
Baumann: Wir haben in Spitzenzeiten einen Anteil von HD-Plus-fähigen Receiver bei etwas mehr als 40 Prozent gesehen. Wir verfolgen derzeit jedoch eine Entwicklung hin zu einem extrem starken Anstieg der Verkaufszahlen bei Set-Top-Boxen. Damit einhergehend hat sich heute der Anteil von HD-Plus-fähigen Receivern in etwa halbiert.
 
DF: Werden die Kunden darüber informiert, wie nach dem ersten Jahr Kartenaktivierung weiter verfahren wird?
 
Baumann: Bei dieser Frage müssen wir berücksichtigen, dass die ersten Verlängerungen erst Anfang November beginnen. Wir schulen bis dahin unsere EP-Mitglieder aktiv und intensiv und hinterlegen dazu alle relevanten Informationen über die notwendigen Prozesse in unserem Mitglieder-Informationssystem. Natürlich verstehen wir eine kompetente Endkundeninformation auch als einen wichtigen Service. Deshalb engagieren wir uns dafür, unsere Mitglieder entsprechend mit Informationen und Know-how auszustatten.
 
DF: Wie reagieren die Kunden auf die „Servicepauschale“ von 50 Euro?
 
Baumann: Unsere ehrliche Antwort lautet, dass wir heute nicht zuverlässig sagen können, wie die Konsumenten auf den Informationshinweis auf dem TV-Bildschirm zur Kartenabschaltung und am Ende auf den schwarzen Bildschirm reagieren werden. Basierend auf unseren Erfahrungswerten erwarten wir, dass es eine Gruppe von Endverbrauchern geben wird, die sich mit der Pauschale arrangiert. Allerdings bleibt aus unserer Sicht abzuwarten, wie groß der Anteil dieser Gruppe sein wird. In einer Vielzahl der Fälle gehen wir davon aus, dass sich die betroffenen Konsumenten an den Fachhändler ihres Vertrauens wenden und dort um Unterstützung bitten.
 
DF: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein? Haben Empfänger, die nicht HD-Plus-fähig sind, noch eine Marktchance?
 
Baumann: Aus unserer Sicht ist es entscheidend für den Erfolg von HD Plus, wie sich die Weiterentwicklung der Plattform und die Qualität des gezeigten Contents gestaltet. Nach wie vor haben nicht HD-Plus-fähige Receiver weiterhin eine hohe Akzeptanz beim Endkunden. Das belegen auch die aktuellen Verkaufszahlen. Es ist davon auszugehen, dass eine Pauschale von 50 Euro jährlich sicherlich für viele Verbraucher ein Hemmnis darstellt. Wie so oft, sehen wir auch in diesem Produktbereich, dass die Komplexität des Themas und Unsicherheiten über mögliche Restriktionen durch die Programmanbieter viele Endverbraucher davor abschrecken lässt, sich einen HD-Plus-fähigen Receiver anzuschaffen.
 
DF: Wie lässt sich der Erfolg von HD Plus messen?
 
Baumann: Allein die verkaufte Stückzahl von HD-Plus-Karten sagt ja noch nichts über den Erfolg beim Verbraucher. Momentan ist es jedoch so, dass wir den Erfolg von HD Plus nur am Anteil der verkauften HD-Plus-Receiver an der Gesamtzahl der verkauften Receiver messen können. Zukünftig werden Rebuy und Reload von Karten weitere Messpunkte für den Erfolg sein.
 
DF: Vielen Dank für das Gespräch. [cg]