VDZ-Chef: „Drei-Stufen-Tests sind inzestuös“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Verleger kritisieren immer wieder das Wachstum der Öffentlich-Rechtlichen im Internet. Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN spricht Wolfgang Fürstner, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), über die Konkurrenz durch ARD und ZDF.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Fürstner, wenn Sie die Drei-Stufen-Tests in drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?
 
Wolfgang Fürstner: Bürokratisch, intransparent, inzestuös
 
DF: Die öffentlich-rechtlichen Sender haben ihre Online-Angebote ohne große Änderungen genehmigt – erhoffen Sie sich nun Signale von der Politik?
 
Fürstner: Unbedingt. Die Presse hat einen grundgesetzlichen Auftrag zu erfüllen, der auch unter erschwerten Finanzierungsbedingungen nicht ersetzbar ist. Deshalb müssen wir das öffentlich-rechtliche gebührenfinanzierte „Gewissermaßen-Staatsfernsehen“ daran hindern, die für die Presse überlebensnotwendigen Online-Angebote risikofrei, weil gebührenfinanziert, zu besetzen.

DF: Natürlich wäre es aber auch an den Verlagen, den Online-Angeboten von ARD und ZDF entsprechende eigene Angebote entgegen zu setzen?
 
Fürstner: Genau das tun die Verlage doch mit großem Engagement. Die Portale von ARD und ZDF etablieren allerdings eine digitale gebührenfinanzierte Gratis-Presse, die beliebig ausgebaut werden kann. Das stellt eine Gefahr für den freien Markt dar. Da die private Presse, soll sie finanzierbar bleiben, künftig vermehrt auch digitale Ausgaben verkaufen muss, ist eine solche Gratis-Presse eine existenzielle Gefährdung der Zukunft freier Presse.
 
DF: Der Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger hat angekündigt, bei der EU-Kommission gegen die Expansion vorzugehen – hat auch der VDZ solche Pläne und was erhoffen Sie sich davon?
 
Fürstner: Wir prüfen selbstverständlich alle rechtlichen und politischenMöglichkeiten, auch auf europäischer Ebene. Das ist für uns die Ultima Ratio. Ich setze vorher aber auf die ordnungspolitische Einsicht der Länder und am Ende auf eine vernunftgesteuerte Lösung. Wenn das Ziel verfehlt wird, werden wohl die Gerichte die letzte Entscheidung treffen müssen.
 
DF: Vielen Dank für das Gespräch. [cg]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: VDZ-Chef: "Drei-Stufen-Tests sind inzestuös" Welche Eigenschaften soll die Nachrichtenbeschaffung für den Bürger haben: - Vielfalt der Quellen - preisgünstig u.U. ist das auch ohne die konventionelle Presse möglich. Preisgünstiger wird es ohne die Presse mit ihren Verlegern allemal. Lieber 2 Euro mehr für GEZ etc. als 20 Euro monatlich für die konventionellen Verleger. Welchen gesetzlichen Auftrag da wer hat ist Nebensache. Gesetze sind Menschenwerk, kann man alle ändern. -
  2. AW: VDZ-Chef: "Drei-Stufen-Tests sind inzestuös" Wenn du dann nur noch die gebührenfinanzierten Nachrichtenangebote der Öffentlich-Rechtlichen hast, weil die Privatanbieter ihre Angebote nicht finanziert kriegen, dann haben wir quasi ein Staatsmonopol. Die "konventionelle Presse" sorgt für Pressefreiheit, Öffentlich-Rechtliche sind schnell gleichzuschalten. In den Gremien sitzen überall Politiker, ich denke da an den Abgang des ZDF-Chefredakteurs Brender weil CDU-Roland Koch die Berichterstattung nicht mehr gut fand. Der Staat in Form von ARD/ZDF macht der Privatwirtschaft massiv Konkurrenz, überrollt sie sozusagen. Jeder Pups-Radiosender der ARD hat ne eigene Onlineredaktion, jede TV-Sendung bei den Öffentlich-Rechtlichen hat Onlineredakteure etc. Hier werden Millionen Euro versenkt, die die Privatanbieter niemals haben werden.
  3. AW: VDZ-Chef: "Drei-Stufen-Tests sind inzestuös" "Fürstner: ...Deshalb müssen wir..." >Deshalb müssen wir das "Quasi-Propaganda- und in Vorbereitung zum Pay-TV stehende Pseudo-Free-TV der "Privaten" daran hindern, den Bürgern eine freie Auswahl an Inhalten zu beschneiden und ihnen für freie Inhalte viel Geld aus der Tasche zu leiern.Die Gefahr einer Wucher-Preis-Presse ala Murdoch mit einer einseitigen Berichterstattung und damit die Ausschaltung einer freien Presse sollte m.E. höher zu bewerten sein.
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