Wissenschaftler: „Topmodel“-Shows als Gefahr für Jugendliche

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Camden – Reality-Shows im Fernsehen zum Thema Schönheitsoperationen nehmen enormen Einfluss auf Jugendliche und deren Körperverständnis.

Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie von Psychologen der Rutgers-Camden University unter 200 Studenten hervor. Die Rückmeldungen auf das Ansehen dieser Sendeformate lauteten oft: „Inspirierend“ oder „Ich sah, wie ein unglückliches Mädchen ihren Traum erfüllte“, konstatierten die Autoren der Untersuchung. Die US-Forscher sehen dies als Alarmzeichen, weil es keinen Nachweis dafür gebe, dass kosmetische Chirurgie Jugendliche glücklicher mache.
 
„Reality-TV hat den Andrang von Jugendlichen für Schönheits-OPs erhöht“, bestätigte Albert Hofmann von der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) gegenüber der PR-Agentur Pressetext (Mittwoch). Der Mediziner übte scharfe Kritik an den TV-Formaten. „Brust- und Nasen-OPs langweilen heute, deshalb setzt man auf Sensationsgeschichten, die aus dem Nichts eine Prinzessin oder ein Prinz entstehen lassen. Was hier gezeigt wird, hat jedoch überhaupt nichts mit Realität zu tun“, so Hofmann weiter.
 
Falsch ist dieses Bild für Hofmann deshalb, da Schönheits-OPs kein Friseursbesuch sind, sondern schwere Körperverletzungen, deren Narben mitunter lebenslang entstellen. Jugendliche hätten davon keine Vorstellung. „Zudem führt in die Irre, dass die Teilnehmer dieser Shows zuvor im Trainingsanzug, im ‚Nachher’-Bild aber stets nach der Einkleidung durch Modeberater sowie nach Profi-Behandlung von Frisur und Make-Up dargestellt werden. Das ist in der Show, jedoch nicht im Alltag möglich.“Die Teilnahme an derartigen Reality-Shows sei nicht mit dem Berufsverständnis eines Mediziners vereinbar. „Wer als Arzt mitmacht, macht sich mitschuldig.“
 
Dass Jugendliche die Inhalte der TV-Formate übernehmen, erklärte der Züricher Medienwirkungsforscher Heinz Bonfadelli mit der sogenannten Kultivierungsthese. Fernsehen liefere demnach Vorstellungen für das eigene Leben – und auch für den Körper. „Das betrifft vor allem den Schönheitswahn sowie die Schlankheitsvorstellungen von Frauen und Männern.“ Etwas weniger direkt als in Reality-Shows, jedoch ebenso wirksam vermitteln dieselbe Botschaft laut dem Experten auch Formate wie Superstar, Top-Model oder diverse MTV-Shows. [ar]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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