Eutelsat-DVB-T: „Verbraucher werden nicht zugreifen“

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Bild: © JuergenL - Fotolia.com
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Leipzig – Verbraucherschützer sehen es als „eher unwahrscheinlich“ an, dass sich die Verbraucher neue Endgeräte zum RTL-Empfang via DVB-T in Stuttgart und Halle/Leipzig anschaffen werden.

In Kürze startet im Raum Stuttgart der erste Versuch, mit verschlüsselten TV-Sendern via DVB-T zu senden. Das Projekt von RTL und Eutelsat bringt neben vier „Free-“ auch zwei Pay-TV-Sender auf die digitale Antenne (DF berichtete). DIGITAL FERNSEHEN sprach dazu mit Michael Gundall, Referent für Telekommunikation und Medien bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Gundall, Eutelsat definiert mit MPEG 4 und einer Grundverschlüsselung für die RTL-Programme DVB-T in Deutschland neu. Was ist gut daran, was kritisieren Sie?
 
Michael Gundall: Die Einführung von DVB-T in Deutschland hat zu einer Renaissance der „Antenne“ geführt insbesondere durch die mobile Anwendung. Grundsätzlich ist ein großes Programmangebot via DVB-T wünschenswert.
 
Verbraucher möchten grundsätzlich langlebige Endgeräte. Diese haben sie sich für den Fall Stuttgart mit der DVB-T Einführung Mitte 2006 angeschafft. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich die Verbraucher nun neue Endgeräte anschaffen werden. Ich wage an dieser Stelle einen Blick in die Zukunft. DVB-T2 ist bereits als Standard verabschiedet, aber in Deutschland (noch) kein Thema. Wenn nun schon die Endgeräte für den Empfang von RTL ausgetauscht werden müssen, ist es im Hinblick auf langlebige Endgeräte sinnvoll, dass die HD-Option nicht außen vor bleibt, zumal entsprechende Endgeräte außerhalb von Deutschland bereits im Markt sind.
 
DF: SD-Programme grundverschlüsselt hat über Satellit nicht funktioniert. Warum sollte der Verbraucher bei DVB-T zugreifen?
 
Gundall: Die Verbraucher werden nach unserer Einschätzung nicht zugreifen. Die sogenannte „Grundverschlüsselung“ behindert generell die schnelle Verbreitung neuer Angebote. Betrachten Sie die Entwicklungen beim Kabel: Kabel BW hat sich gegen eine Verschlüsselung der werbefinanzierten Privatsender entschieden. Verbraucher in Baden-Württemberg können mit jedem im Handel erhältlichen Receiver ihre unverschlüsselten Privatsender empfangen. Dies begrüßen wir sehr, und auch die Zuschauer belohnen dies mit einer wesentlich höheren Digitalisierungsquote, im Vergleich zu anderen Kabelnetzbetreibern mit so genannter „Grundverschlüsselung“, die dem Nutzer noch speziell „zertifizierte“ Endgeräte vorschreiben.
 
DF: Wie sehen Sie aus Verbrauchersicht den Unterschied für den Zuschauer in Berlin/Köln/Frankfurt/München und Stuttgart – der eine zahlt für RTL, der andere nicht?
 
Gundall: Es ist schlichtweg eine Ungleichbehandlung der Zuschauer.
 
DF: Nur Visavision zertifiziert die Eutelsat-DVB-T Boxen, eine CI- oder CI-Plus-Lösung für den Empfang ist derzeit nicht möglich. Welche Mindestanforderungen stellen Sie für eine diskriminierungsfreie DVB-T-Plattform?
 
Gundall: Grundsätzlich ist der Einsatz von interoperablen Endgeräten eine Grundvoraussetzung für einen diskriminierungsfreien Zugang. Die Abkehr von solchen proprietären Lösungen wie die von Visavision ist wichtig, damit sich ein freier, herstellerunabhängiger Endgerätemarkt entwickeln kann und dem Verbraucher eine freie Wahl des Endgerätes ermöglicht wird. Desweiteren sollen Verbraucher möglichst wenig in der zeitlichen und örtlichen Nutzung von Inhalten eingeschränkt werden. Verbraucher möchten „einfach“ fernsehen.
 
DF: Herr Gundall, vielen Dank für das Interview. [fp]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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24 Kommentare im Forum

  1. AW: Eutelsat-DVB-T: "Verbraucher werden nicht zugreifen" Das ist eine realistische Einschätzung. Dürfte auch für HD+ von SES Astra gelten. Vorallem kleinere Hersteller von Receivern sind über HD+ nicht erfreut und es findet sich bislang kein Hersteller, der Module bauen möchte mit denen sich HD+-Karten in standardisierten CI-Receivern betreiben lassen. Verbraucherschützer warnen zudem vor HD+.
  2. AW: Eutelsat-DVB-T: "Verbraucher werden nicht zugreifen" Genau das ganze hindert die Entwicklung von HDTV oder DVB-T
  3. AW: Eutelsat-DVB-T: "Verbraucher werden nicht zugreifen" ... und wer steckt wieder mit dahinter: Unser, äh "Mein RTL". Jetzt wollen "DIE" am liebsten uns auch noch Biathlon versauen... RTL verkennt da auch was: Diejenigen, welche bis jetzt für die tollen Quoten sorgen, dass sind hauptsächlich Leute, die mit neuer Technik, HDTV und auch mit zusätzlich Geld für's TV ausgeben aber auch ganz und gar nichts am Hut haben, das erfahre ich konkret auf Arbeit, hier im Forum und anderswo auch!
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