Berlin – Fusionen und Übernahmen sollen im Kabelmarkt zukünftig leichter möglich werden – fordert zumindest der IT-Branchenverband Bitkom. Dafür macht sich die Bitkom vor allem für eine geringere Einmischung des Bundeskartellamts stark.
„Das Bundeskartellamt wendet sich diesen Märkten insofern anachronistisch zu, als es Kabel und Telekommunikation als getrennte Märkte betrachtet. Tatsächlich aber stehen die Unternehmen mit denselben Diensten im Wettbewerb zueinander“, sagte der Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer gegenüber der „Financial Times Deutschland“ (FTD).
Daher plädiert die Bitkom dafür, dass das Bundeskartellamt die Konkurrenzsitzation zwischen Kabelnetzbetreibern und Telekommunikationsanbietern stärker berücksichtigt. Bisher hat man den Kabelmarkt unter Kartellaspekten immer getrennt beobachtet. Durch die technologischen Veränderungen in den vergangenen Jahren treten Kabelnetzbetreiber und Telekommunikationsunternehmen jedoch vermehrt in Konkurrenz um TV-, Internet- und Telefonanschlüsse.
Dabei geht es vor allem darum, dass den großen Netzbetreibern auf der Netzebene 3 wie Kabel Deutschland oder Unitymediader direkte Kontakt zum Kunden häufig fehlt. Die dafür nötigen Übernahmen der kleineren Betreiber auf der Netzebene 4 werden vom Kartellamt argwöhnisch beobachtet. Um aber mit den Telekommunikationsunternehmen breitflächig um Internet- und Telefonanschlüsse konkurrieren zu können, sind eben die direkten Kundenkontakte vonnöten. Dies beginnt bereits bei der Umrüstung der Kabelnetze und endet beim Vertrieb und Marketing der Anschlüsse.
Schon ein Umdenken der Kartellbehörde bei der Übernahme kleinerer Anbieter würde zu einer „Explosion in der Breitbandverfügbarkeit, wie wir sie in den USA und Skandinavien gesehen haben“ führen, sagte Scheer gegenüber der „FTD“. In den USA entfallen derzeit rund 50 Prozent der Breitbandanschlüsse auf Kabelnetzbetreiber, in Deutschland sind es nur knappe vier Prozent. [lf]
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