Euroforum: 2006 im Zeichen des digitalen Kabels

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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Frankfurt – Positive Impulse durch die digitale Einspeisung der privaten Sendergruppen ins Kabelnetz und durch die Grundverschlüsselung der privaten Free-TV-Programme erwarten die Teilnehmer der Euroforum-Tagung „Die Zukunft der Kabel-TV-Netze“.

Vor den rund 150 Teilnehmern des etablierten Kabel-Treffs zog Prof. Dr. Torsten Gerpott von der Universität Essen-Duisburg eine positive Bilanz nach der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Ish durch Iesy und dem Zusammenschluss des Netzebene 4-Betreibers Tele Columbus mit Iesy/Ish zu Unity Media.

Diese Anbieterkonzentration könne dazu beitragen, dass Kundenzahl- und Umsatzwachstum in deutschen Kabelmarkt künftig weniger deutlich hinter dem westeuropäischen Durchschnitt zurückblieben, sagte er. Trotz des gewaltigen Rückstandes des Kabel zu DSL habe sich 2005 die Zahl der Kabel-Internetkunden um 66 Prozent erhöht. Allerdings konnte DSL um 53 Prozent auf ungefähr 10,4 Millionen DSL-Anschlüsse zulegen.
 
Im digitalen Fernsehen sah der Telekommunikationsexperte für die Kabel-Branche neben der Programmvermehrung noch weitere Möglichkeiten zur Angebotserweiterung. Er erwarte positive Impulse durch die digitale Verbreitung der beiden großen privaten TV-Sendergruppen ab Anfang 2006. Durch die beschlossene Grundverschlüsselung der privaten Free-TV-Programme bei der digitalen Verbreitung werde der Absatz von Set-Top-Boxen und anderen Digitalendgeräten deutlich zunehmen, wenn die Kabelnetzbetreiber von einer monatliche Digital-Grundgebühr weiter absehen. Positiv wirke sich die Grundverschlüsselung auch auf die weiteren Ausweitungschancen von Pay-TV-Angeboten aus, sagte Gerpott. Durch die sich jetzt abzeichnende weitere Vervielfachung der Digital-Kanal-Angebote verstärke sich die Kapazitätsknappheit insbesondere auf der Netzebene 4 der Kabelnetze. Zum Erwerb der Bundesligarechte durch die Arena/Unity Media für die Jahre 2006 bis 2008 sagte Gerpott, dass dies den Kabelnetzbetreibern zwar helfe, sich zu Veranstaltern attraktiver Pay-TV-Programme zu entwickeln, allerdings dürfe es schwer sein, den hohen Rechtepreis allein durch Pay-TV-Einnahmen zu amortisieren. Eingeschränkt würden die Wachstumspotenziale für attraktive Pay-TV-Angebote auch durch die zunehmende Diffusion breitbandiger Internet-Zugänge und Heimnetze, die die Filmbeschaffung zuhause deutlich erleichterten.

Als eine zu beobachtende Bedrohung des Kabel-TV-Geschäfts schätzte Gerpott die von der Deutschen Telekom angekündigten VDSL-Angebote ein, mit dem bis Ende 2007 etwa 43,5 Prozent aller Festnetzanschlüsse mit Downstream- bzw. Upstream-Bandbreiten von bis zu 52 Megabits beziehungsweise 13 Megabits versorgt werden sollen. Hier könne auch Konkurrenz im HDTV für die Kabel-Netzbetreiber entstehen. Auch im Telefon- und Internetbereich wachse die Konkurrenz durch DSL weiter, stellte Gerpott fest. Hier könnten sich die Kabel-Netzbetreiber zwar behaupten, allerdings entscheide hier nur der Preis. Mit ihren Paketangeboten sei die Branche im Triple Play aber auf einem guten Weg.
 
Die Trennung zwischen der Netzebene 4 und 3 werde sich nach der Meinung von Georg Hofer von Kabel BW zugunsten integrierter Unternehmen auflösen. Die hohe Bandbreite des Kabels biete viele Optionen, um im TV- und im Breitbandinternetmarkt erfolgreich arbeiten zu können, führte Hofer weiter aus. Potenziale für das weitere Geschäft machte er in der zunehmenden Individualisierung der Kunden aus. Hier biete das Kabel deutliche Wettbewerbsvorteile gegenüber DSL. Als Voraussetzung für den weiteren Erfolg der Kabel-Netze hob Hofer die Modernisierung und Optimierung der Netze durch neue Glasfaseranbindungen hervor. Kabel BW beabsichtige bis 2010 die hundertprozentige Netzmodernisierungin Baden-Württemberg. Vor allem durch die Glasfaserinfrastruktur ergäben sich Distanzvorteile, die es ermöglichten, auch den ländlichen Raum schnell zu modernisieren.
 
„Die Zukunft sind Nischenprogramme“, sagte er weiter. Um Platz für diese Angebote im Kabel zu schaffen, müssten die Netze modernisiert werden. Zunehmend sei zu beobachten, dass Sender nicht mehr über Satellit ausstrahlen, sondern lieber das Kabel nutzten. Als interessante Option für Spartenangebote verwies Hofer auf das von Kabel Baden-Württemberg angebotene „Kabel Digital Playout“. Dies sei eine technische Plattform, die es beispielsweise Sportvereinen oder Kommunen ermögliche, eigene Mediendienste zu schaffen und diese dann über das Kabel digital auszustrahlen. „Wir glauben, dass bis 2012 das analoge Fernsehen verschwunden sein wird“, stellte Hofer mit Blick auf den erreichten Simulcast fest. Um Programmvielfalt zu ermöglichen und damit auf die künftigen heterogenen Zielgruppenbedürfnisse eingehen zu können, plädierte er für den Ausbau der Netze auf eine Bandbreite von 862 Megahertz mit Rückkanal um volle Interaktivität zu gewährleisten.
 
Zufrieden mit den Entwicklungen im Kabel-Markt zeigte sich auch der Präsident des Verbandes derKabelnetzbetreiber, Rüttger Keienburg. Keienburg stellte ein wachsendes Bewusstsein für das Kabel als attraktiver Infra-Struktur fest und auch politisch werde das Kabel stärker wahrgenommen. Wie schon auf der Euroforum-Jahrestagung im letzten Jahr wünschte sich Keienburg aber eine stärkere bundeseinheitliche Vermarktung des Kabels, insbesondere nach den jetzt erreichten Einigungen über den Simulcast und die Grundverschlüsselung. Gemeinsam mit Georg Hofer rief Kabel Deutschland-Vorstand Christof Wahl die Endgeräte-Hersteller auf, das attraktive Angebot der digitalen Kabelnetze zu bewerben.
 
Den Erwerb der Bundesliga-Rechte bewerteten Keienburg und Dr. Peter Charissé vom Anga Verband privater Kabelnetzbetreiber e.V. als eine „Riesenchance“ für das Kabel. Mit dieser Option könnten die Kabelbetreiber ihren Kunden einen großen Mehrwert anbieten, sagte Keienburg. Der beste und einzige Weg in die Medienzukunft ist der analoge Switchoff“, betonte der Medienexperte Werner Lauff in seinem Plädoyer für eine baldige Migration von analog zu digital. Ein „harter Umstieg“ zum Stichtag 31.12.2008 könne seiner Meinung nach entscheidend dazu beitragen, die Digitalisierung voranzutreiben. [mg]

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