ARD-Doppelteiler „Laconia“: Etwas „Boot“, ein wenig „Titanic“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Schiffskatastrophen dienen in regelmäßigen Abständen als Stoff für üppige Fernsehdramen. In den vergangenen Jahren beschäftigte sich die ARD 2006 mit dem „Untergang der Pamir“, dann versenkte das ZDF 2008 „Die Gustloff“. Jetzt wieder die ARD dran, mit der „Laconia“.

Der Untergang der „Titanic“ anno 1912 erschütterte die Welt. Der Untergang der „Laconia“ runde 30 Jahre später wurde wenig beachtet. Obwohl seine Geschichte wenigstens so dramatisch ist: Das deutsche U-Boot unter seinem Kommandanten Werner Hartenstein versenkte am 12. September 1942 den britischen Truppentransporter „Laconia“, der private Passagiere, auch Frauen und Kinder, sowie italienische Kriegsgefangene an Bord hatte.

Einige hundert konnten sich in Rettungsboote flüchten. Und Hartenstein ließ sein Boot nicht einfach wegtauchen. Er bemühte sich um die Rettung möglichst vieler Schiffbrüchiger. Mit vier Rettungsbooten im Schlepp steuerte er die afrikanische Küste an. Feinde waren zu einer Schicksalsgemeinschaft verschmolzen.

In Deutschland wurde über diese Episode gar nicht, in Großbritannien höchstens am Rande berichtet. Filmproduzent Nico Hoffmann stieß darauf, als er mit seinen britischen Partnern von der Firma Talkback Thames nach Stoffen forschte, die ein deutsches wie ein britisches Publikum interessieren könnten. Die ARD und die BBC nickten das Vorhaben ab.

Nun wird das schon 2009 in Südafrika entstandene 14-Millionen-Euro-Epos als „Herbst-Event“ nach langer Postproduktion zweiteilig an diesem Mittwoch und Donnerstag (jeweils 20.15 Uhr) in der ARD präsentiert. Die BBC war etwas schneller und konnte den Film schon im vergangenen Winter zeigen.

Der BBC-Erfolg war groß. Auch wenn Spötter meinten, dies sei wohl eine Mischung aus „Das Boot“ und „Der Untergang der Titanic“, und von beidem hat wohl der aufwendige Film etwas: Die U-Boot-Welt wird in aller Härte und Dramatik gezeigt, aber auch menschliche Dramen spielen sich an Bord der „Laconia“ ab. Und eine anrührend alle Sympathie auf sich ziehende Frauengestalt fehlt auch nicht: Franka Potente spielt die Hildegard Schmidt, halb Deutsche, halb Engländerin und auf der Flucht vor den Nazis.

Auch sonst glänzen populäre Namen auf der Besetzungsliste, voran Ken Duken als Hartenstein: „Ich habe, glaube ich, noch nie zu einer Rolle so viel Sekundärliteratur gelesen wie hier.“ Ihm gefiel, wie sich hier Heldentum nicht in heroischen Kriegerposen, sondern in einer humanitären Haltung ausdrückt. Das wollte auch Regisseur Uwe Janson zeigen: „Mich interessiert kein Hitler und kein Göring. Der „kleine Held“ ist wichtig. Der Deutsche, der einen Juden versteckt hielt. Oder eben einer wie Hartenstein, der das übliche Seerecht über das Kriegsrecht stellt.“

Überraschend positiv, von Thomas Kretschmann dargestellt, wirkt die Gestalt des Admirals Dönitz. Aber der frühere Kapitän zur See und ehemalige Amtschef des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Werner Rahn sagt als beratender Historiker dazu: „Zu jener Zeit, um 1942, war er wohl noch so. Seine spätere Haltung zum Nationalsozialismus als Großadmiral ist ein anderes Thema.“ Am Ende des Films ein knapper Hinweis: Hartenstein ging mit seinem Boot nur ein halbes Jahr später unter, ein „guter Deutscher“, dem hier nun sein filmisches Denkmal errichtet worden ist. [dpa]

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