Was haben gedopte Radprofis und Sat.1 gemein? Sie wollen beide Profit. Der Radprofi über den Sponsorengelder bringenden Erfolg, Sat.1 über Werbung. Ähneln sie sich auch sonst? Ein Kommentar von Marc Hankmann, Chefredakteur der DIGITAL FERNSEHEN.
So lange ich mich entsinnen kann, sind ARD und ZDF noch nie aus einer Sportübertragung ausgestiegen. Damit sind sie konsequent ihrem inkonsequenten Weg gefolgt. Wer geglaubt hat, dass der Profi-Radsport innerhalb weniger Wochen von Epo und Amphetaminen freigewaschen würde, ist schon nicht mehr als blauäugig zu bezeichnen. Konsequent wäre gewesen, den offensichtlich unsauberen Radsport links liegen zu lassen und die Tour de France von vornherein nicht zu übertragen.
Damit wäre auch Sat.1 die Kritik erspart geblieben, sich von dem zu ernähren, was bei ARD und ZDF aus moralischen Gründen vom Tisch fällt. So aber mutieren die Öffentlich-Rechtlichen zum zahnlosen Tiger. „Diese ausschließlich an Quoten und Gewinn orientierte Entscheidung ist beschämend“, meint die medienpolitische Sprecherin der Grünen, Gretje Bettin. Auf eine Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN zur moralischen Verantwortung von Sat.1 zog es der Sender vor, nicht zu antworten.
„Auch private Sender sind meinungsbildend und haben Verantwortung für die Entwicklung des Sports“, so Bettin weiter. Korrekt, aber mal ganz ehrlich: Jetzt den Zeigefinger zu erheben, ist angesichts des übrigen, ebenfalls meinungsbildenden Programms von Sat.1 doch recht populistisch. Da hätte man schon viel eher bei der ein oder anderen Folge von „Britt“ oder „Vera am Mittag“ den Zeigefinger heben müssen.
Die Privatsender halten sich an die goldene Regel: Der Zuschauer bekommt, was ihm gefällt. Und so erhalten wir das Fernsehprogramm, das wir verdienen. Ändern können wir es, wenn wir den Aus-Schalter drücken.
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