[Kritik] „Tatort“: Ulrike Folkerts ermittelt beim Frauenfußball

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Berti Vogts hatte mit einem Kaninchen auf dem Arm einen legendären Auftritt beim „Tatort“. Im aktuellen Fall an diesem Sonntag (20.15 Uhr/ARD) spielt DFB-Chef Theo Zwanziger mit – und macht Werbung für die Frauenfußball-WM.

Frauen und Fußball, das ist eine Geschichte der Emanzipation und der kleinen Demütigungen. Bis 1970 war Frauenfußball in Deutschland offiziell tabu. „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts (50) durfte als Kind in einem Dorf bei Kassel in keinem Verein spielen. Und als die deutschen Frauen 1989 Europameister wurden, gab es für sie ein Kaffeeservice als Siegprämie. Heute wird der Sport ernster genommen als früher. Lothar Matthäus hat ihn gerade gelobt. Wobei ihm leider kaum ein Name einer deutschen Spielerin einfiel.

Werbung kann der Frauenfußball also gut gebrauchen, bevor Deutschland vom 26. Juni bis 17. Juli Gastgeber der Weltmeisterschaft ist. Am Sonntagabend, eine Woche vor Anpfiff im Berliner Olympiastadion, ermittelt Lena Odenthal nach dem Mord an einer Fußballspielerin. Ihr Assistent Mario Kopper (Andreas Hoppe) gibt dabei den skeptischen Macho, der findet, dass Frauenfußball „wie Kreisliga bei den Männern“ ist. Natürlich wird er eines Besseren belehrt.

Es ist schon der zweite „Tatort“ dieses Jahr, der auf Anregung des Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, entstand. Im März ging es bei NDR-Kommissarin Maria Furtwängler um Homosexualität im Profifußball. Ulrike Folkerts wurde von Zwanziger 2008 als Patin für die Frauen-WM an Bord geholt. In der Krimi-Folge „Im Abseits“ hat der DFB-Chef eine Gastrolle und spielt sich selbst. Auch Oliver Bierhoff, Jogi Löw und Silvia Neid sind kurz im Bild. Soviel Fußballprominenz gab es wohl noch nie beim „Tatort“.

Ex-Bundestrainer Berti Vogts hinterließ 1999 bei den Krimi-Fans bleibenden Eindruck, als er Sätze sagen durfte wie „Gib dem Kaninchen eine Möhre extra. Es hat uns das Leben gerettet.“ Für solche Gags war Zwanziger nicht zu haben. Er mag Krimis mit aktuellen oder brisanten Stoffen. „Ich persönlich brauche eine Story.“ So kamen das Thema Integration und die „tollen türkischen Mädchen“, für die sich Zwanziger stark macht, ins Spiel.

Die Nationalspielerin Fadime Gülüc wird nach einem Fotoshooting tot in der Duschkabine des FC Eppheim gefunden. Die Besetzung für die Rolle passt: Die Deutsch-Türkin Filiz Koc ist auch im wahren Leben Model und Fußballerin. Was steckt hinter dem Mord – war es der Verlobte, der türkische Vater, der Manager oder der Platzwart? Und was ist mit der Vereins-Konkurrentin oder der Trainerin, die den FC Eppheim nach oben gepusht hat?

Zwanziger hält auf dem Platz vor den Mitspielerinnen von Fadime eine Beileidsrede, neben ihm WM-Organisationschefin Steffi Jones und Kickerin Celia Okoyino da Mbabi. O-Ton Zwanziger: „Fadime, ruhe in Frieden“. Der DFB-Chef hat die SWR-Kommissarin mit seinem Auftritt überzeugt. „Er kann das“, sagt Folkerts.

Die Schauspielerin nennt das Zusammenspiel von „Tatort“ und WM eine „absolute win-win-Geschichte“. Die WM-Botschafterin kennt die Vorbehalte gegen die Kickerinnen. Sie ärgert sich, wenn das Spiel allein nicht reicht und Frauen auf dem Platz auch noch attraktiv sein sollen. Folkerts verweist auf die Männer, bei denen sie nicht viele Schönheiten ausgemacht hat. „Sind das sexy Boys? Da ist mal einer dabei.“

Vom aktuellen Thema abgesehen: Als Krimi kommt dieser „Tatort“ mit Standardsätzen daher wie „Herr Gülüc, wo waren Sie heute Mittag gegen 12.00 Uhr?“. Und die Auflösung? Naja. Vielleicht hätte der Film auch noch mehr schöne Spielszenen vertragen, die Lust am Frauenfußball wecken. Immerhin wird die deutsche Mannschaft beim Singen der Nationalhymne in die Handlung integriert. Und der Zuschauer lernt einiges über den Frauenfußball. Zum Beispiel, dass die Kickerinnen es gar nicht mögen, wenn man sagt, dass die Trikots enger sein sollten.
 
DIGITALFERNSEHEN.de präsentiert Ihnen an dieser Stelle immer samstags eine Fernsehkritik der bevorstehenden „Tatort“-Erstausstrahlung am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.„TATORT“-Kritiken im Überblick
„POLIZEIRUF“-Kritik im Überblick
[Caroline Bock]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: [Kritik] "Tatort": Ulrike Folkerts ermittelt beim Frauenfußball Richtige Propaganda für den weichgespülten BRD-Bürger.
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