Medientage München: Schlechte Zeiten für Trash-TV?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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München – Auch in diesem Jahr machten sich Sendervertreter und Fernsehproduzenten im Rahmen der 20. Medientage München wieder auf die Suche nach den Erfolg versprechenden Programmtrends für das kommende Fernsehjahr.

Zu den Publikumsmagneten werden weiter hochwertige Eventprogramme gehören, bestehende Formate werden stückweise weiterentwickelt, so das Ergebnis einer von der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien initiierten Podiumsdiskussion.
„Trash-TV war nur ein kleiner Moment in der Geschichte des Fernsehens und der ist Gott sei Dank vorbei“, betonte Dr. Patrick Hörl, Geschäftsführer Discovery Communications Deutschland und seit kurzem Geschäftsführer des Männer-Spartenprogramms „DMAX“. Stattdessen werde derzeit Qualität bei allen Sendern und Programmmachern offensichtlich groß geschrieben.

„Eventfernsehen dient den Sendern als Positionierungsinstrument und hilft den Zuschauern bei der Orientierung“, begründete Martin Berthoud, Leiter der Hauptabteilung Programmplanung beim ZDF den Trend. Ebenfalls zur Qualitätssteigerung und damit zur Zuschauerbindung soll eine Besinnung auf „Schauspieler und Charaktere“ nach dem Vorbild amerikanischer Erfolgsformate wie „CSI“ beitragen, wie sie Tom Sänger, Bereichsleiter Unterhaltung Show & Daytime bei RTL, forderte. Und auch Sat.1-Chef Dr. Roger Schawinski kündigte an, mit kostspieligen Fiction-Produktionen „ins Risiko“ zu gehen. „Freuen kann man sich nur über Programme, die man selbst gemacht hat“, lautete seine These.
 
Mit Nico Hofmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der teamWorx Television & Film, saß die Lichtgestalt der deutschen Event-Programm-Produktion auf dem Podium. Der Produzent von Fernsehereignissen à la „Sturmflut“ will das Event-Konzept gemeinsam mit RTL erstmals in Serie gehen lassen. Er betonte die Bedeutung dieser Programm-Highlights, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass solche Produktionen nur noch schwer zu finanzieren wären. Die Produzenten seien mehr denn je auf die Beteiligung der Sender angewiesen, um Eventfernsehen herzustellen. Da das TV-Ereignis also aus finanziellen Gründen wohl auch im nächsten Jahr eher die Ausnahme im deutschen Fernsehen bleiben wird, und neue Trends nur schwer auszumachen sind, bemühen sich die Sender nach eigener Aussage darum, bekannte Programme Stück für Stück weiterzuentwickeln. „Im Moment ist Formatentwicklung in jedem Genre Millimeterarbeit“, beschrieb Martin Berthoud das Tagesgeschäft und wurde von Produzentenseite von Martin Hoffmann, Vorstandsvorsitzender der MME Moviement, unterstützt.
 
Aufgrund von fehlenden Trends feilen die Sender und Produzenten nach Ansicht des Podiums derzeit an bekannten und erfolgreichen Formaten. Neben „Traumverwirklichungsfernsehen“ im Stile der Telenovelas und Soaps soll es weiter Reality-TV mit Dokusoaps geben, bei denen auch mal Promis die Hauptrolle spielen. Außerdem halten sich Coaching-Formate und immer beliebter werdende Fernsehrituale wie „Das perfekte Dinner“. Dokumentationen werden Schlüsselfragen der Geschichte und der Zukunft aufgreifen und Serviceformate hilfreiche Tipps liefern. Show-Highlights wie „Wer wird Millionär?“ werden durch Specials aufgepeppt, Casting-Shows erreichen das TanzParkett und der TV-Movie erfährt ein Comeback.
 
Wenig Neues also an der Programmfront, außer vielleicht der Erkenntnis, dass die Zuschauer immer selektiver fernsehen. Sender- und Programmbindung gingen verloren, so die Erkenntnis der Experten, und der Rhythmus werde schneller. „Die Leute pflücken sich ihr Programm wie Trüffelschweine zusammen, oft im Minutentakt“, fasste Nico Hoffmann zusammen. [fp]

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