RTL-Absage beim TV-Poker um Handball-Rechte

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Wien/Leipzig – TV-Poker in der schwersten Handball-Krise: Sowohl die Europäische Handball-Föderation (EHF) als auch die Handball-Bundesliga (HBL) kämpfen außerhalb des Korruptions-Skandals um millionenschwere Fernsehverträge.

Dabei denkt die EHF über eine Aufsplittung der deutschen TV-Rechte für die Königsklasse nach. „Das Produkt Champions League hat sich großartig entwickelt. Wir müssen sehen, wie wir es weiter voranbringen können. Dabei müssen wir auch über eine Splitting-Lösung nachdenken“, sagte EHF-Generalsekretär Michael Wiederer am Mittwoch.
 
Am Ende der Saison läuft der bisherige TV-Vertrag mit Eurosport aus. „Da ist es natürlich, dass wir verschiedene Kontakte und alle möglichen Varianten prüfen, was für die Vereine das Beste ist“, erklärte Wiederer. Er bestätigte das weitere Interesse von Eurosport und zugleich den Verzicht von RTL.
 
Der Kölner Privatsender RTL, der gerade bei der WM in Kroatien seine Handball-Premiere feierte, habe sich aus dem Bieterkreis zurückgezogen, sagte Wiederer. „RTL hat uns mitgeteilt, dass ein Handball-Club nicht die bundesweite Quote brächte wie Fußballrechte.“
 
Auch ein Engagement des Senders für das von der EHF geplante Final- Four-Turnier in der Königsklasse ab 2010 werde es nicht geben. „Wir haben ein Angebot zur Übertragung geprüft. Wir sehen für uns aber keine Chance, dieses Turnier als erfolgreiches Event im Fernsehen platzieren zu können. Das hat aber nichts mit den Manipulationsvorwürfen zu tun“, betonte RTL-Pressesprecher Matthias Bolhöfer.
 
Anders als RTL macht der Sportartikel-Hersteller „adidas“ sein weiteres Engagement von den Ergebnissen der Ermittlungen abhängig. Konkrete Planungen für einen teilweisen oder flächendenkenden Rückzug aus dem Handball-Sport gibt es derzeit zwar nicht. „Aber wir betrachten die Entwicklungen mit großer Sorge“, sagte Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der adidas AG.
 
Der Topmanager stellte klar, dass man sich ohne zu zögern zurückziehen und Verträge kündigen würde, sollten sich im Zuge der Ermittlungen die Manipulations- und Bestechungsvorwürfe erhärten und eindeutige Beweise vorliegen. „Wir haben in der Vergangenheit in anderen Sportarten immer wieder bewiesen, dass wir konsequent handeln. Wir ziehen unsere Linie durch“, betonte Hainer, dessen Unternehmen als Ausrüster den THW Kiel und den Deutschen Handballbund (DHB) unterstützt und zudem noch Hauptsponsor beim Weltverband IHF und bei der EHF ist.
 
Unterdessen laufen die TV-Verhandlungen der Handball-Bundesliga (HBL) auf Hochtouren. „Wir haben in der vergangenen Woche mit SportA, der Sportrechte Agentur von ARD und ZDF, verhandelt. In der nächsten Woche werden wir uns mit anderen Partnern an den Tisch setzen“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.
 
Details wollte er nicht preisgeben: „Wir verhandeln hinter verschlossenen Türen. SportA hatte ein Vorverhandlungsrecht, jetzt sind die anderen Interessenten dran.“
 
Die Verhandlungsposition der HBL dürfte nach den Enthüllungen der letzten Wochen jedoch schwierig sein. „Der Schaden ist da. Wenn es den Verantwortlichen gelingt, alle Fakten zügig und glaubhaft auf den Tisch zu legen, dann halten sich die Einbußen in Grenzen. Wenn aber wie im Radsport das Doping-Thema zu einem dauerhaften Problem wird, dann könnte der Handball langfristig und intensiv geschädigt werden“, sagte Marco Klewenhagen, Geschäftsführer und Chefredakteur des Sportbusiness-Magazins „Sponsors“ und betonte: „Auch die Insolvenzen von Essen und Nordhorn könnten deutlich auf den Preis drücken.“[mg]

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