[Thema des Monats] Frauenfußball-WM: Die Spiele sind eröffnet

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Zum mittlerweile sechsten Mal kämpfen die Fußballfrauen bei der FIFA-WM um den Titel. Während es nach dem 2:1-Auftaktsieg der Deutschen gegen Kanada noch bis zum 17. Juli heiß her geht in den hiesigen Stadien, gibt DIGITALFERNSEHEN.de jede Woche Einblicke in die weibliche Seite des runden Leders.

Mit neun Spielstätten wird bei der WM im eigenen Land in so vielen Stadien gespielt wie noch nie zuvor bei einer Frauen-Weltmeisterschaft. Begonnen haben Birgit Prinz, Fatmire Bajramaj und Co. ihre Titelverteidigung im Berliner Olympiastadion, in dem noch nie ein A-Frauen-Nationalspiel stattfand. Die Rundfunkanstalten setzen beim geplanten Triple auf Frauen-Power satt. Noch nie waren so viele weibliche Kommentatoren und Moderatoren unterwegs. Gemeinsam berichten ARD und ZDF über alle 32 Spiele des Turniers live, und auch Eurosport will am Sommermärchen mitschreiben.
 
Bevor der Frauenfußball jedoch die nötige Akzeptanz erfuhr und ein Großereignis wie die Weltmeisterschaft in Deutschland möglich war, musste der Damen-Sport eine turbulente Entwicklung durchlaufen. Galten kickende Frauen zu Beginn als moralisch verwerflich, zieren die deutschen Stars gerade in diesem Sommer zahlreiche Titelseiten. Doch der Weg dorthin war kein leichter, sondern steinig und schwer.
 
Mit der Begründung, der Kampfsport Fußball sei der „Natur des Weibes im Wesentlichen fremd“, verbot der Deutsche Fußball Bund (DFB) 1955 den Damenmannschaften offiziell das Kicken. Erst 15 Jahre später hob der Verband 1970 das Verbot für den Frauenfußball wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich ohnehin bereits zahlreiche Frauen-Teams zu heimlichen Spielen und kleinen Turnieren getroffen. Von Gelsenkirchen über Wolfsburg bis nach Dresden

 
Nach all diesen Hindernissen kann der international so erfolgreiche deutsche Frauenfußball in diesem Jahr seinen Siegeszug durch neun verschiedene Stadien und Städte  – von Gelsenkirchen über Wolfsburg bis nach Dresden – fortsetzen. Bis die Spielerinnen schließlich – hoffentlich – ganz oben auf dem Frankfurter Rathausbalkon mit dem WM-Titel von der Menge bejubeln lassen können.
 
Bisher lassen die Ticketverkäufe für die Spiele Gutes erhoffen, allein beim Eröffnungsspiel in Berliner waren rund 74.000 Zuschauer dabei – neuer europäischer Rekord. Wenig überraschend sind die Partien der deutschen Nationalmannschaft der Renner an den Kassen. Bei der Weltmeisterschaft 1999 in den USA strömten bereits durchschnittlich 37 300 Zuschauer pro Spiel in die Stadien, die deutschen Veranstalter erhoffen sich ähnlich hohe Zahlen und setzen dabei vor allem auf das Interesse von Familien.

Wer nicht live vor Ort ist, kann es sich mit Freunden und natürlich Freundinnen vor dem Fernseher bequem machen. Unter dem Motto „Live erleben“ verfolgt die ARD die Partien der WM. Dabei übertragt das Erste insgesamt 16 Begegnungen live – vom Eröffnungsspiel in Berlin bis hin zum Finale in Frankfurt. Um den familiären Charakter der Weltmeisterschaft zu betonen, positioniert die ARD ihre Moderatoren und Experten inmitten der Zuschauerblöcke. Zusammen mit Expertin Nia Künzer, Weltmeisterin von 2003 prägen die ARD-Moderatoren Okka Gundel, Valeska Homburg, Claus Lufen und Michael Antwerpes das Bild der Berichterstattung. Premiere: Eine Frau als Kommentator der Spiele

 
An den sieben ZDF-WM-Sendetagen präsentiert das Zweite das Fußball-Großereignis mit Vor- und Nachbereitung jeweils rund fünf Stunden am Stück. Die Moderation aus dem Stadion des Abendspiels übernimmt dabei Sven Voss, der designierte neue Gastgeber des „Aktuellen Sportstudios“. Als Highlight stellt der öffentlich-rechtliche Sender die Position der zweiten Reporterin vor. „Neu ist, dass mit Claudia Neumann erstmals eine Frau im deutschen Fernsehen bei einer Weltmeisterschaft am Reportermikrofon sitzt. Sie kommentiert sieben WM-Spiele, genauso wie ihr Kollege Norbert Galeske“, erläuterte ZDF-Sprecher Thomas Stange auf eine Anfrage von DIGITALFERNSEHEN.de.
 
Neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten schreibt auch der Privatsender Eurosport am deutschen Sommermärchen mit. Nach eigenen Angaben berichtet der Sportkanal ausführlicher als jeder andere Sender in Deutschland über die Frauen-WM. Dabei können die Fans alle Spiele live bei Eurosport, Eurosport 2 und Eurosport HD sehen. Insgesamt stehen über 150 Stunden auf dem Programm, davon über 60 Stunden live. Zusätzlich präsentiert Eurosport eine Zusammenfassung des jeweils aktuellen Turniertages im täglichen WM-Studio „FIFA World Cup Show“.Die Lust auf mehr…

 
Damit ist die Frauen-Weltmeisterschaft mehr als jemals zuvor im deutschen Fernsehen vertreten. Schon das letzte Turnier 2007 in China  wurde in über 200 Staaten und Gebiete übertragen. Im Vergleich zur WM von 1993 in den USA war dies eine Steigerung von 25 Prozent. In Deutschland übertrugen ARD, ZDF und Eurosport die WM-Begegnungen aus China.
 
Doch damals galt das Interesse, zumindest bei den öffentlich-rechtlichen Sendern,  nur der deutschen Nationalmannschaft. Lediglich die Spiele der Neid-Elf flimmerten über den Bildschirm. Eurosport übertrug insgesamt 25 der 32 Partien live, darunter sämtlich Spiele der deutschen Mannschaft sowie die Halbfinale und das Endspiel. Die Partie um den Weltmeistertitel 2007 zwischen Deutschland und Brasilien holte mit 9,5 Millionen Zuschauern (50,6 Prozent Marktanteil) den bisherigen Quotenrekord für Frauenfußballin Deutschland. Ein beeindruckender Wert.
 
Die Chance, dass die Weltmeisterschaft im eigenen Land neue, nie zuvor erreichte mediale Maßstäbe setzten könnte, stehen gut. Schon beim letzten Testspiel der deutschen Damen gegen Norwegen fieberten durchschnittlich 5,77 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher mit. Der 3:0-Erfolg bescherte dem ZDF einem Marktanteil von 19,5 Prozent und war damit die meistgesehene Sendung des Tages. Der Frauenfußball scheint also immer mehr Anhänger zu finden, die Lust auf mehr haben.

 
Kuriosität am Rande:
Dass eine Frauenfußball-Weltmeisterschaft auch ihre bürokratischen Tücken hat, bewies das Turnier in der USA 2007. Damals war der FIFA entfallen, dass die amerikanische Verteidigerin Cat Reddick geheiratet hatte und nun den Nachnamen Whitehill trug. Die Spielerin tauchte daraufhin doppelt in den aktuellen Spielerinnenlisten der FIFA-Datenbank auf. Der Vorfall sorgte hinter den Kulissen für einige Verwirrungen.
 
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle immer amMontagvormittag das aus Sicht der Redaktion interessanteste Thema desMonats vor. Im Rahmen der Weltmeisterschaft steht im Juni vier Wochenlang der Frauenfußball im Mittelpunkt. Am nächsten Montag stehen uns die WM-Verantwortlichen von ARD und ZDF Rede und Antwort.
Thema des Monats: Frauenfußball-WM

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[Franziska Thost]

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