Playstation 5 Details Teil 2: Wie ist die Leistung einzuordnen?

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PS5 Abwärtskompatibilität
Sony

Die Hardwarebasis von PS5 und Xbox Series X ist sehr gut miteinander vergleichbar: 8-Kern-Zen-CPU von AMD, RDNA 2 GPU von AMD, 16 GB Arbeitsspeicher und SSD-Festplatte. Doch beide Konsolenhersteller gehen einen anderen Weg, wenn es darum geht, all diese Elemente aufeinander abzustimmen.

Die Grafikeinheiten der PS5 sind auf einem ähnlichen technischen Niveau wie die der Xbox Series X (AMD RDNA 2), auch wenn Sony ein paar Features wie Variable Rate Shading in den Präsentationen bislang ausspart. Was die Frage aufwirft, ob die PS5 tatsächlich alle neuen Grafikfeatures der Xbox Series X unterstützen wird. Der größte Unterschied ist aber die Anzahl der Recheneinheiten und deren Taktung.

Sony setzt auf deutlich weniger CUs als Microsoft (36 statt 52), doch die GPU-Taktrate fällt mit etwas mehr als 2,2 GHz selbst im Vergleich zu PC-Grafikkarten astronomisch hoch aus. Die Kosten bei der Herstellung des PS5-Chips dürften geringer ausfallen als bei der Xbox Series X, doch wie Sony die Konsole unter Vollast stabil kühlen will, bleibt bislang ein Geheimnis.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Xbox-Beschreibungen seitens Microsofts wenige Tage vor der PS5-Enthüllung: Die Xbox Series X sei so konstruiert, dass die enorme Grafikleistung stabil und ohne Einschränkungen genutzt werden könne, die Konsole also nie künstlich die Taktrate reduziere. Microsoft scheint damit von Sonys Plänen gewusst zu haben, denn Sony spricht bei der PS5 von einem Boost-Modus, der CPU und GPU praktisch dynamisch auspegelt. Die Besonderheit: Spricht man im PC-Sektor von einem Boost-Modus z.B. bei CPUs, so werden diese hohen Taktraten häufig nicht erreicht bzw. nur für kurze Momente, um die Abwärme im Zaum zu halten.

Dies bekommen besonders Notebook-Besitzer zu spüren, die mit hochdrehenden Lüftern oder Leistungseinbußen zu kämpfen haben, wenn die Temperaturen der Chips zu stark ansteigen. Sony will das Problem bei der PS5 bestmöglich umgehen, indem eine Obergrenze definiert wird, um das interne Kühlsystem nicht zu überfordern und CPU und GPU dennoch bestmöglich am Limit betreiben zu können. Da Spiele so gut wie nie zur gleichen Zeit das gesamte System auslasten, sollen Leistungsdefizite laut Sony in der Praxis nicht, oder nur zwischen 2 und 10 Prozent zum Tragen kommen und dank AMDs-Smart-Shift-Technologie können beispielsweise nicht genutzte CPU-Ressourcen auch der GPU-Einheit zur Verfügung gestellt werden.

PS5 könnte sparsamer arbeiten als Xbox Series X

Geht man davon aus, dass eine PS5 kompakter als eine Xbox Series X ausfällt, dürfte ein 300-Watt-Netzteil, wie es voraussichtlich bei der Xbox Series X zum Einsatz kommt, für Sony keine Option darstellen und die PS5 könnte insgesamt sparsamer arbeiten als die Microsoft-Konsole. CPU und GPU der PS5 passen sich je nach Spielsituation dynamischer innerhalb der vorgegebenen Grenzen an, was zusammen mit weniger Recheneinheiten aufseiten der GPU in der Praxis aber auch bedeuten könnte: Die PS5 liefert etwas weniger Bilder pro Sekunde oder eine etwas geringere Auflösung als die Xbox Series X unter gleichen Bedingungen. Doch was bedeutet etwas?

Hier können wir aktuell nur auf PC-Komponenten schauen und da es noch keine AMD-Grafikkarten mit RDNA-2-Architektur zu kaufen gibt, müssen wir RTX-Grafikkarten von Nvidia zum Vergleich heranziehen. Durch eine 4K-Präsentation der Xbox Series X im Spiel Gears 5 lässt sich ableiten, dass mit einem Leistungsniveau auf RTX-2080-Level zu rechnen ist, wobei wir hier noch nicht die gezielten Optimierungen mit einfließen lassen können, die beispielsweise bei Exklusivspielen möglich wären. Somit ist nicht auszuschließen, dass eine Xbox Series X auch einer RTX 2080 Super gefährlich nahe kommen könnte.

Da die PS5 auf eine vergleichbare RDNA-2-Architektur wie die Xbox Series X setzt, aber weniger Grafikeinheiten aufweist, dürfte die Grafikleistung der Sony-Konsole auf RTX-2070-Niveau liegen. Somit ist davon auszugehen, dass Xbox Series X bei HD-120-FPS-Ziellleistung knapp 15-20 Bilder pro Sekunde mehr und bei 4K-60-FPS-Ziellleistung knapp 5–10 Bilder pro Sekunde mehr liefert als eine PS5. Aber natürlich ist das finale Ergebnis immer vom jeweiligen Spiel und der Programmierung für die jeweilige Konsole abhängig und Rückschlüsse durch PCs sind hier nur begrenzt möglich sind. Bei gleicher Bildanzahl pro Sekunde ist wiederum davon auszugehen, dass bei einer nativen 4K-Wiedergabe mit der Xbox Series X die PS5-Fassung stattdessen in 1800p-Qualität dargestellt werden könnte.

8K Games unrealistisch

Bei all diesen Aussagen handelt es sich aber nur um Extremfälle innerhalb weniger Sekunden in bestimmten Spielsituationen, wenn die jeweilige Hardware ans Limit getrieben wird. Dynamisch skalierbare Auflösungen je nach Auslastung sind mittlerweile Standard in Spielen und im Großen und Ganzen könnten PS5 und Xbox Series X in vielen Spielmomenten eine gleichwertige Grafikqualität zeigen. Native 4K-60-FPS- oder HD-120-FPS-Qualität werden wir aber wohl häufiger durch die Xbox Series X zu sehen bekommen, wenngleich der Leistungsvorsprung in der Praxis deutlich geringer als im PS4-Pro- und Xbox-One-X-Zeitalter ausfallen wird.

Größere Unterschiede könnten sich beim Thema Raytracing ergeben, denn mehr Recheneinheiten bei der Xbox Series X lassen sich nicht einfach durch die höhere CU-Taktung der PS5 kompensieren. Doch selbst eine RTX 2080 TI, die der Xbox Series X und PS5 überlegen ist, stößt bei 4K-Renderqualität und Raytracing in Kombination schnell an Leistungsgrenzen, weshalb auch mit einem High-End-PC-Testsystem die Auflösung auf HD-Niveau gedrosselt werden muss, um zwischen 60 und 120 Bilder pro Sekunde sicherzustellen. Microsofts Raytracing-Demo im Spiel Minecraft soll mit der Xbox Series X in HD-Auflösung noch keine stabilen 60 Bilder pro Sekunde erreicht haben, weshalb wir derzeit annehmen, dass Raytracinglösungen in Spielen äußerst behutsam und begrenzt eingesetzt werden, um die Spielbarkeit nicht zu verschlechtern. Über 8K in Spielen brauchen wir an dieser Stelle nicht zu reden, denn auch wenn es theoretisch denkbar ist, in derart hohen Auflösungen zu rendern, so wäre die Bildanzahl pro Sekunde (zwischen 20 und 30 FPS) zu gering, um eine bestmögliche Spielbarkeit zu gewährleisten. Microsoft wählt deshalb den in unseren Augen einzig richtigen Weg: Die Xbox Series X wird mit 4K 60 FPS und 120 FPS bei HD-Auflösung bei höchsten Detaileinstellungen beworben (zum Vergleich: Xbox One X 4K 30 FPS oder 60 FPS bei HD Auflösung bei mittlerer Detailstufe).

Die Microsoft-Konsole bringt also die bessere Rohleistung auf die Straße, doch ist die PS5 damit deutlich unterlegen? Nein, denn Sony setzt an allen Ecken und Enden auf Geschwindigkeit pur und auch beim Arbeitsspeicher muss man ganz genau hinschauen. Sony stattet die PS5 mit 16 GB GDDR6 Arbeitsspeicher aus und setzt dabei auf eine Bandbreite von 448 GB/s. Microsoft bietet die exakt gleiche Speichermenge von 16 GB GDDR6, doch die Bandbreite fällt unterschiedlich aus: 10 GB RAM liefern 560 GB/s, 6 GB RAM liefern 336 GB/s. Abzuwarten bleibt, wie Drittentwickler mit diesem Unterschied umgehen und wie sich diese Unterschiede auf die Spielperformance bei Umsetzungen auswirken.

Kompatibel zu PS4-Games?

Wer darauf hoffte, dass die PS5 alle Playstation-Spiele bis zur PS1-Ära abspielen kann, wurde in der aktuellen Präsentation leider enttäuscht: Die PS5 kann PS4-Spiele abspielen. Von den laut Sony 100 erfolgreichsten PS4-Titeln soll die Mehrzahl schon jetzt lauffähig auf PS5 sein, aber einige Spiele weisen durch den enormen Leistungsunterschied der Playstation-Generationen zu viele Fehler auf. Ob in diesem Fall Patches notwendig sein werden oder die Systemleistung gedrosselt werden muss, um eine bestmögliche PS4-Abwärtskompatibilität zu gewährleisten, bleibt abzuwarten. Sony veröffentlichte wenige Tage nach der PS5-Präsentation folgendes Update: „Wir glauben, dass die überwiegende Mehrheit der 4.000+ PS4-Titel auf PS5 spielbar sein wird. Wir erwarten, dass PS4 Titel auf PS5 mit einer erhöhten Frequenz ausgeführt werden, damit sie von höheren oder stabileren Bildraten und (…) Auflösungen profitieren.“

Fraglich bleibt, ob es gelingen wird, alle PS4-Games auf PS5 abzuspielen und ob sich wirklich Vorteile bei Auflösung und Bildanzahl pro Sekunde ergeben. Hier ist Microsoft sehr viel weiter: Die Xbox Series X wird Xbox One Spiele in besserer grafischer Qualität abspielen können und einige Entwickler wie CD Projekt Red machen es möglich, dass Sie die Xbox One Fassung von „Cyberpunk 2077“ käuflich erwerben können und den Grafikpatch für die Xbox-Series-X-Optimierung kostenlos beim Abspielen mit der Next-Gen-Konsole per Download erhalten. Spiele der ersten Xbox- und darauffolgenden Xbox-360-Generation werden ebenfalls unterstützt und nicht nur das:

Microsoft arbeitet daran, ältere Titel in HDR-Qualität anzuzeigen und die Xbox Series X auch für Retro-Liebhaber schmackhaft zu machen. Zwar müssen Sie angepasste Spieldaten selbst dann über die Internetleitung herunterladen, wenn Sie eine Spieldisc verwenden, doch es entfällt eine erneute Zahlung. Sony setzt dagegen im bisherigen PS4-Zeitalter auf kostenpflichtige PS2-Downloads, PS3-Streams über Playstation Now oder PS4-Remaster von älteren Spielen und es gibt noch keine Hinweise, dass sich diese Strategie mit der PS5 ändern wird.

Hier geht es weiter zu Teil 3 unserer Analyse

Bildquelle:

  • PS5-Road-to-Kopie-9: Sony
  • PS5 Road to Kopie 7: Sony

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