Die Streaming-Tipps zum Wochenende

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Skandalfilm "The House That Jack Built" bei Netflix

Serienkiller, Skandale, obszöne Politikerinnen und brisante Einblicke in finsteren Büro-Alltag: DIGITAL FERNSEHEN stellt fünf Streaming-Tipps für das Wochenende vor.

The House That Jack Built

Als Lars von Triers neuestes Opus in Cannes Premiere feierte, druckte das Festival zur Vorsicht lieber direkt Warnungen auf die Tickets. Warnungen vor der Grausamkeit, die es in „The House That Jack Built“ zu sehen geben würde. Nun, ein wenig scheint das so, als würde man auf eine Steak-Packung „Vorsicht, Fleisch!“ schreiben. Immerhin ist der dänische Regisseur nicht nur für seine einzigartige künstlerische Handschrift, sondern auch für seine Skandale bekannt. Und zwar sowohl vor als auch hinter der Kamera. In seinen berüchtigten Werken „Nymphomaniac“ oder „Antichrist“ geizte er etwa nicht mit schockierender Gewalt und Hardcore-Sexszenen. 2011 wurde er aus Cannes verbannt und zur persona non grata ernannt, nachdem er in einer Pressekonferenz sagte, Hitler verstehen zu können.

Zumindest bis er 2018 mit „The House That Jack Built“ zurückkehren durfte, in dem er vom Alltag eines Serienkillers erzählt. Der von Matt Dillon gespielte Jack betrachtet seine Morde als Kunst. Als ihm die Polizei auf die Fährte kommt, gerät er immer weiter unter Zeitdruck, sein finales Werk zu vollenden. Was aufgrund seiner Gewaltszenen die Diskussionen anheizte, ist tatsächlich in erster Linie ein äußerst komplexes Sinnieren über Kunst, Medien, Bestrafung und den Skandal als sich, noch dazu mit allerhand schwarzem Humor. Ab heute ist der Film bei Netflix zu sehen.

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Ostwind 3 + 4

Schönes Wetter, weite Landschaften, Urlaubs-Feeling, stolze Pferde mit wallenden Mähnen, Tiere in freier Wildbahn beobachten: Alles Dinge, die man aktuell nicht bekommen kann. Zumindest dann nicht, wenn man nicht gerade selbst auf dem Land lebt. Ersatzprogramm bietet ab heute immerhin Disney+ mit dem dritten und vierten Teil der äußerst populären deutschen Jugendbuchverfilmung „Ostwind“.

Im dritten Teil der „Ostwind“-Reihe verschlägt es Protagonistin Mika mit ihrem Hengst Ostwind in das sonnige Andalusien, während sich die kleine Ari im vierten Teil, „Aris Ankunft“, mit einem bösartigen Pferdequäler auseinandersetzen muss. Erneut gibt’s die gewohnte Mischung aus Freundschaftsplädoyer, malerischen Naturaufnahmen und eine Positionierung gegen Umweltzerstörung und Tierquälerei. Vor allem Filme, die sich von allzu überzuckertem Pferdefilmkitsch nach „Wendy“-Art verabschieden. Solide Familienunterhaltung!

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The Assistant

Die #metoo-Bewegung hat weltweit für Aufsehen und zumindest in Teilen für eine geschärfte Sensibilität gesorgt. Wie schwierig und zum Teil aussichtslos sich der Kampf gegen Sexismus und strukturelle Diskriminierung aber gestaltet, zeigt „The Assistant“ auf eindrückliche Weise. Kitty Green begleitet in dem Drama eine junge Sekretärin durch einen Arbeitstag in einer Filmproduktionsfirma. Wie sie aufräumt, als Spielball herhalten muss. Die Kinder ihrer Vorgesetzten betreuen muss, während diese ihre Affären ausleben. Anschließend darf noch die wütende Ehefrau am Telefon besänftigt werden. Kitty Green drehte den Film basierend auf zahlreichen Erfahrungsberichten von Kolleginnen und Kollegen.

„The Assistant“ schildert in fast dokumentarischer Form die vergiftete Arbeitsatmosphäre. Das irritierende Gefühl einer aufgesetzten heilen Welt, während jeder an seinem Platz gefangen ist, scheinbar harmlose Aussagen tiefe Wunden hinterlassen. „The Assistant“ ist ein äußerst ruhiger, fast ereignisarmer Film, der dennoch spannend wie ein Thriller geraten ist und auf ein furchtbar unbequemes Zwiegespräch zusteuert. Keine leichte Kost, aber ein Film, den man gesehen haben sollte! „The Assistant“ ist an diesem Wochenende Teil einer Amazon-Aktion und für Prime Video-Kunden für 99 Cent zum Leihen verfügbar.

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Beginning

„Beginning“ steigt mit einer Szene ein, die so furchteinflößend und beklemmend ist, dass man sie eigentlich gar nicht vorwegnehmen möchte. In einer endlos langen, starren Kameraeinstellung zeigt Regisseurin Dea Kulumbegashvili in ihrem Debütfilm die Sitzung einer Gemeinde der Zeugen Jehovas, bis sich ein schrecklicher Vorfall ereignet. Nach dem traumatischen Erlebnis begleitet „Beginning“ dann Yana, die Frau des Gemeindeleiters, deren vertraute Welt nach und nach in sich zusammenfällt.

Lange Szenen und Einstellungen, in denen die unterdrückten Gefühle fast überkochen. Poetische Bilder aus der Ferne, in denen sich Befremdliches ereignet und nach und nach Abgründe offenlegt. Grausamkeiten mit seltsamer Beiläufigkeit gefilmt, gepaart mit einem Hauch Surrealismus. „Beginning“ ist ein kleines Arthouse-Highlight und Georgiens Oscar-Beitrag in diesem Jahr! Ab heute ist das Drama exklusiv beim Streamingdienst Mubi zu sehen.

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Years and Years

Man könnte es die passende Serie zum Brexit nennen. Der Sechsteiler „Years and Years“, produziert von HBO und BBC, zeigt die Geschichte einer britischen Familie von der Gegenwart bis zur Zukunft des Jahres 2034. Emma Thompson tritt in der dystopischen Serie als provozierende Politikerin Vivian Rook auf. Rook interessiert sich nur dafür, dass niemand auf den Gehwegen parkt und die Müllabfuhr rechtzeitig kommt. Das Publikum beklatscht sie, während sie ihre erschreckenden Ansichten im Fernsehen verkündet. Währenddessen kann die britische Großfamilie Lyons aus Manchester kaum glauben, was sie da sieht (Digital Fernsehen berichtete).

Die gefeierte Polit-Comedy-Serie lief vor kurzem erst als Marathon bei ZDFneo im Free-TV und wird vielerorts für ihren bissigen Gegenwartskommentar gelobt. Noch bis Mitte März hat das Publikum nun die Gelegenheit, die gesamte Serie in der ZDF Mediathek im Streaming nachzuholen.

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Bildquelle:

  • jack: 2000-2018 Concorde Filmverleih GmbH

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