Disney in der Kritik: Konzern soll angeblich Homosexualität zensieren

13
2154
gay outing symbol
©9nong via stock.adobe.com

Disney musste in den vergangenen Tagen viel Kritik einstecken. Pixar-Mitarbeiter kritisieren in einem offenen Brief den Umgang des Konzerns mit Homosexualität.

Hintergrund für die Kritik ist das sogenannte „Don’t Say Gay“-Gesetz, das im US-Bundesstaat Florida Aufklärung etwa über Homosexualität oder auch geschlechtliche Identität im Grundschulalter unterbinden soll. Der Disney-Konzern hatte sich zunächst nicht öffentlich gegen das höchst umstrittene geplante Gesetz positioniert, was für allerhand Unmut sorgte, wie unter anderem „The Guardian“ berichtete. Stattdessen wurde bekannt, dass Disney Politiker hinter dem Gesetzesentwurf mit Spenden unterstützt hatte.

Disney-CEO Bob Chapek wandte sich daraufhin mit einer Nachricht an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns, in der er unter anderem auf die langjährige Unterstützung der LGBTQ+ Community durch Disney verwies und Ablehnung gegen das geplante Gesetz äußerte. Zugleich erklärte Chapek in der Nachricht, warum das Unternehmen öffentlich zu „Don’t Say Gay“ geschwiegen hat.

„Wie wir immer wieder gesehen haben, tragen Unternehmenserklärungen sehr wenig dazu bei, Ergebnisse oder Meinungen zu ändern. Stattdessen werden sie oft von der einen oder anderen Seite als Waffe benutzt, um weiter zu spalten und anzuheizen. Einfach ausgedrückt, sie können kontraproduktiv sein und effektivere Wege zur Erreichung von Veränderungen untergraben“, ist der Nachricht Chapeks zu entnehmen, die etwa das Branchenblatt Variety veröffentlichte. Der beste Weg für das Unternehmen, zu Veränderung beizutragen, sei über die produzierten Inhalte. Genau an diesem Punkt regte sich jedoch weitere Kritik.

Pixar erhebt schwere Vorwürfe gegen Disney

LGBTQIA+ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Animationsfilmstudios Pixar („Rot„) sowie ihre Verbündeten haben in einem offenen Brief an die Disney-Führungsetage gravierende Vorwürfe erhoben. „Wir schreiben, weil wir enttäuscht, verletzt, ängstlich und wütend sind. In Bezug auf Disneys finanzielle Unterstützung von Gesetzgebern hinter dem „Don’t Say Gay“-Gesetz hatten wir gehofft, dass unser Unternehmen für uns einstehen würde. Aber das tat es nicht“, beginnt der Brief, den etwa der Journalist Judd Legum auf Twitter teilte. Auf der Seite Cartoon Brew erschien unter anderem ebenfalls der gesamte Brief.

„Wir bei Pixar haben persönlich wunderschöne Geschichten voller diverser Charaktere miterlebt, die aus den Unternehmensbewertungen von Disney dann bis auf die Krümel dessen heruntergekürzt zurückkamen, was sie einmal waren. Fast jeder Moment offenkundig schwuler Zuneigung wird auf Disneys Geheiß herausgeschnitten, unabhängig davon, ob sowohl die Kreativteams als auch die Geschäftsleitung von Pixar protestieren. Selbst wenn das Kreieren von LGBTQIA+ Inhalten die Antwort auf die Behebung der diskriminierenden Gesetzgebung in der Welt wäre, wird uns die Produktion untersagt“, heißt es in dem Brief.

Gerät Disney nun in Konflikt mit der Politik?

Die Verfasser fordern unter anderem ein Ende der finanziellen Unterstützung der „Don’t Say Gay“-Verantwortlichen. Im Netz äußerten nach den öffentlichen Vorwürfen viele Menschen ihren Unmut über das Vorgehen und Schweigen des Disney-Konzerns. Zwischenzeitlich wurde vergangene Woche unter einem eigenen Hashtag zum Boykott des Unternehmens aufgerufen. Spenden Disneys an Florida sollen inzwischen pausiert worden sein, wie übereinstimmenden Medienberichten zu entnehmen ist.

Floridas Gouverneur Ron DeSantis konterte bereits und bezichtige Disney nach der nachträglichen Positionierung Bob Chapeks gegen das „Don’t Say Gay“-Gesetz unter anderem der Verstrickung mit dem kommunistischen China, berichtete „The Guardian„. „Unsere Politik wird auf dem besten Interesse der Bürger Floridas basieren, nicht auf dem Grübeln woker Unternehmen“, zitiert das Magazin den Republikaner DeSantis.

Bildquelle:

  • df-lgbtq: Stock.adobe.com

13 Kommentare im Forum

  1. Eigentlich wollte ich mein Disney+ Abo demnächst relativieren, aber die Unterstützung solcher "Don't say gay" Gesetze erinnern mich an den Mist aus Ungarn in vergangener Zeit oder geht in Richtung "Homo-Heilung". Missfällt mir ein wenig.
  2. Hört sich für mich einfach nach Empörung aus der Twitterblase wieder an. Wenige Aktivisten spielen ein Thema hoch und Medienleute springen darauf auf. Wobei wie vom Disney Sprecher selbst erwähnt beide Konfliktseiten je nach Antwort Krach machen. Da kann man als Unternehmen nicht gewinnen, sondern nur nett "chinesisch lächeln" und auf die Leistungen des Unternehmens verweisen. Die Welt wird leider immer mehr eine einzige Twitterblase. Nur schlechte Meldungen und Konflikte sind gute Nachrichten und lassen sich "verkaufen". Zitat aus Text "„Wie wir immer wieder gesehen haben, tragen Unternehmenserklärungen sehr wenig dazu bei, Ergebnisse oder Meinungen zu ändern. Stattdessen werden sie oft von der einen oder anderen Seite als Waffe benutzt, um weiter zu spalten und anzuheizen. Einfach ausgedrückt, sie können kontraproduktiv sein und effektivere Wege zur Erreichung von Veränderungen untergraben“" So wenig queer Material hat Disney übrigens nicht. Dass aber nicht jeder Film und jede Serie nur über die Community handelt, sollte aber auch jeden klar sein. So queer ist Disney+ Star Doku-Serie „Pride“ auf Disney+: Diese neue LGBT-Serie zeigt die unbekannten Held*innen, die für die Community gekämpft haben | BR.de Irgendwie erinnert das Ganze an die absurde, von wenigen Aktivisten angeheizte Diskussion in Österreich indischen Studenten, die in der Ukraine studiert haben, nicht gleich auch noch Asyl in Österreich plus fixen Studienplatz inklusive Finanzierung des Studiums zur Verfügung zu stellen.
  3. die Überschrift "Unter Beschuss" finde ich angesichts der derzeitigen Situation mehr als unangebracht und menschenverachtend, da man auf der Startseite nur liest "Disney unter Beschuss: Konzern..." könnte man da auch was anders vermuten Clickbaiting??
Alle Kommentare 13 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum