60 Jahre Radio Free Europe – Gründung mitten im Kalten Krieg

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Am 1. Mai 1951 sendete das US-Radio Free Europe zum ersten Mal aus dem Englischen Garten in München. Heute hat sich der „Kreuzzug für die Freiheit“ in den Nahen und Mittleren Osten verlagert, aber auch Russland steht wieder verstärkt im Fokus der Amerikaner.

Ruslan Gelischanow erinnert sich noch gut an den 21. Februar 1981: „Ich kann die Explosion noch hören“, sagt der Mitarbeiter von Radio Free Europe (RFE). Nur mit Glück kam bei dem Bombenanschlag auf den US-Radiosender, der München erschütterte, niemand ums Leben. „Wir haben keine Minute aufgehört zu senden“, berichtet der Journalist des russischen Programms von RFE stolz.
 
Die Hintermänner des Attentats wurden nie gefasst, aber eine Spur führte zum Top-Terroristen Carlos und dem rumänischen Geheimdienst „Securitate“. Im Kalten Krieg versorgte der US-Sender die Bevölkerung hinter dem Eisernen Vorhang mit Informationen aus dem „freien Westen“ – und machte sich bei den autoritären Führungen der Ostblockstaaten viele Feinde.

Vor 60 Jahren nahm RFE in den ehemaligen Studios am Englischen Garten in München den regulären Sendebetrieb auf. Heute sitzt RFE-Journalist Gelischanow in einem modernen Großraumbüro in der tschechischen Hauptstadt Prag. Finanziert wird der Sender mit mehr als 500 festen Mitarbeitern und einem 65-Millionen-Euro-Budget vom amerikanischen Staat.
 
Der demokratische Auftrag – die „mission“ – des Senders hat offenbar noch nicht ausgedient. Was zu kommunistischen Zeiten die staatliche Zensur war, sei in Russland heute die „Schere im Kopf“, die nicht unterschätzt werden dürfe, meint der Journalist. „Der Staatsapparat ist klüger als der sowjetische es war“, sagt Gelischanow.

Gelischanow, dessen Eltern schon in den 1950ern bei RFE arbeiteten, studierte zunächst Zoologie in München. Dann setzte er sich doch lieber im Exilsender mit den großen Tieren der sowjetischen Politik auseinander. In der Zeit des Kalten Krieges war Radio Free Europa ein buntes Sammelbecken für die Exilanten der Ostblockstaaten, in die gesendet wurde.
 
Vom Schriftsteller bis zum Seemann war in den Studios alles vertreten. Der ein oder andere Mitarbeiter entpuppte sich später als Spion der Gegenseite. Doch auch RFE wurde oft als Spionageorganisation, als verlängerter Arm des CIA, angefeindet. „Uns konnte das State Department nie etwas vorschreiben“, entgegnet Gelischanow.
 
Für 18,4 Millionen Hörer in 21 Ländern ist Radio Free Europe heute noch eine wichtige Alternative zu staatlich kontrollierten Medien. Auch wenn Russland weiter ein wichtiger Zielmarkt ist, hat sich der Fokus im Fluss mit der amerikanischen Außenpolitik auf den Nahen und Mittleren Osten verschoben. „Das Regime im Iran betrachtet uns als Staatsfeind und nennt uns Radio CIA“, sagt Mohammad Reza Kazemi der Nachrichtenagentur dpa.
 
Auch wenn der Sender sich auf ein gut ausgebautes Netzwerk vor Ort stützen könne, werde es immer schwieriger, Informationen zu beschaffen. Wer RFE ein Interview gebe, müsse mit staatlichen Repressionen rechnen, sagt der Journalist vom iranischen RFE-Programm.
 
Schwieriger ist es für die Regierungen, den Empfang der unliebsamen Meinungen über den Äther zu unterbinden. „Wir können überall gehört werden, selbst in kleinen Dörfern, wo die Leute keine Satellitenschüsseln haben“, sagt Kazemi.
[dpa]

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