ARD plant wieder mehr Programm abseits des Ukraine-Krieges

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Die ARD will allmählich im Hauptprogramm wieder mehr Sendungen abseits des Krieges in der Ukraine zeigen – das hohe Zuschauerinteresse für den Krieg aber zugleich weiter bedienen.

Rund fünf Wochen nach Kriegsbeginn in der Ukraine verzeichnet die ARD weiter ein hohes Zuschauerinteresse. Die Senderkette will im Gemeinschaftssender Das Erste zugleich aber allmählich wieder mehr Programm abseits des Krieges zeigen. ARD-Chefredakteur Oliver Köhr sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Irgendwann müssen wir als Verantwortliche für das Vollprogramm auch wieder unserem Auftrag zur Bandbreite nachkommen. Wir können längerfristig nicht fast nur Berichterstattung über den Krieg und die Folgen anbieten, wie wir das in den vergangenen Wochen getan haben.“

Köhr ergänzte rückblickend, man habe sehr viel anderes Programm zum Beispiel in die ARD Mediathek oder zum Spartensender One verlagert. „Natürlich werden wir auch weiterhin Sondersendungen anbieten. Ich glaube aber, dass wir viele überfordern, wenn wir weiterhin jeden Abend das komplette Abendprogramm von ‚Tagesschau‘ bis ‚Tagesthemen‘ und noch danach monothematisch mit dem Thema Ukraine gestalten würden.“ Köhr sagte: „Jetzt, nach fünf Wochen, müssen wir schauen, wie wir das dosieren. Wir sind aber natürlich in der Lage, jederzeit auch wieder mehr Platz zu schaffen.“ Am Freitag kündigte die ARD zum Beispiel einen Schwerpunkt im Kinderprogramm im Ersten für Samstag an.

Die ARD hatte vor einiger Zeit bekanntgemacht, das Programm im Nachrichtenkanal Tagesschau24, den es schon seit einigen Jahren gibt, aber vielen noch nicht so bekannt ist, auszubauen. Tagesschau24 soll die erste Adresse in der ARD für aktuelle große Nachrichtenlagen werden und permanenten Nachrichtenfluss bieten. Daneben soll der ARD-ZDF-Sender Phoenix weiterhin eine wichtige Rolle spielen, wie jetzt auch während der Kriegsberichterstattung. In der Vergangenheit war die ARD immer wieder kritisiert worden, sie ändere bei sogenannten Breaking-News-Lagen nicht schnell genug das Hauptprogramm.

Selbstkritik bei der ARD

Selbstkritisch äußerte sich Köhr dazu, dass zu Kriegsbeginn zeitweise keine deutschen ARD-Reporter in der Ukraine waren. Im Rückblick sei er erstmal froh, dass man im Programm so schnell auf den Kriegsbeginn reagiert habe. Die Berichterstattung aus der Ukraine habe in den ersten Tagen sehr gut geklappt. Köhr ergänzte: „Dann gab es aber eine Phase von zwei Tagen, an denen wir nicht mit deutschen Reporterinnen und Reportern vor Ort waren. Das ärgert mich natürlich. Es wäre besser gewesen, wenn es anders gelaufen wäre.“

Köhr sagte: „Nach diesen zwei Tagen waren und sind wir jetzt aber wieder permanent vor Ort.“ Er verwies zugleich darauf, dass man aber auch ein weit verzweigtes Netz an Ortskräften habe, die von Anfang an mit Informationen versorgt hätten, die in die Berichterstattung eingeflossen seien.

Der Krieg interessiere weiterhin viele Leute, mehr noch als Corona. „Das Interesse am Krieg ist noch größer als das an der Pandemie“, sagte der Chefredakteur der öffentlich-rechtlichen ARD-Sender. Natürlich sei Corona auch ein alles übergreifendes Thema gewesen, das man umfangreich in verschiedenen Sendeformaten und allen Ausspielwegen thematisiert habe. „Aber es ging nicht so weit, dass unser Programm über viele Wochen fast monothematisch gewesen wäre.“

Mehr Dokus in der Mediathek

In der Mediathek habe man zu Anfang der Coronazeit schon festgestellt, dass bei den Zuschauerinnen und Zuschauern schnell der Wunsch da war, etwas von anderen Themen zu hören und zu sehen als von der Pandemie. „Das ist jetzt bei der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine anders. Im Augenblick ist der Sättigungsgrad, der bei Corona eingetreten ist, noch nicht erreicht. Das Interesse ist nach wie vor sehr groß“, sagte Köhr. In der Mediathek wolle man den Doku-Bereich zur Ukraine weiter aufbauen.

Als Gründe für das weiterhin hohe Interesse an der Kriegsberichterstattung nannte Köhr dies: „Krieg ist natürlich besonders beängstigend, wenn er quasi vor der Haustür stattfindet und Flüchtlinge unmittelbar nach Kriegsbeginn schon überall, in jeder Stadt, an jedem Bahnhof präsent sind. Und sicherlich spielt auch eine Rolle, dass zurzeit hauptsächlich Omas, Mütter und Kinder flüchten und nicht wie beispielsweise 2015 vor allem junge Männer. Das nimmt natürlich ganz anders emotional mit.“

Text: dpa/ Redaktion: JN

21 Kommentare im Forum

  1. Ich verstehe nicht, wie man das mit einem Rechenschieber auskalkulieren kann. Gibt's Neuigkeiten, gibt's mehr Infos, ansonsten weniger.
  2. Der Ukraine Krieg ist auch nur ein Geschäft. Und viele Deutsche wollen doch das die Ukrainer aufgeben damit sie ihren Wohlstandsche... weiter mach können. Damit werben die Politiker ja auch immer wieder bei den Wahlen. Ist doch egal wer dafür Bluten muß.
  3. Das Erste zeigte ja in der letzten Zeit öfter Programmtrailer wo die Sendeuhrzeit fehlte, man sagte auch keine Uhrzeit im Off. Wohl wegen mögliche eingeschobene Sendungen zum Ukraine-Konflikt.
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