Fasco: „Finanzkrise wird auch in Thüringen zu spüren sein“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), blickt im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN auf das Jahr 2008 zurück und beurteilt zudem die Herausforderungen, die 2009 auf die TLM zukommen.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Fasco, wie ist das Jahr 2008 für die Thüringer Landesmedienanstalt gelaufen?
 
Jochen Fasco: Das Jahr 2008 war ein sehr ausgefülltes und ereignisreiches Jahr für die TLM. Das gesamte Team hat mit vollem Engagement die Aufgaben und Ziele der TLM vorangebracht. Wir haben in jeder Hinsicht die Kompetenzen der TLM zu verdeutlichen vermocht, wir sind erkennbarer nach außen aufgetreten und haben uns im Land und darüber hinaus in ganz neuen Dimensionen vernetzt.
 
DF: Was sind im Rückblick die Höhepunkte Ihrer Arbeit im vergangenen Jahr?

Fasco: Das Jahr war voller Höhepunkte. Nennen möchte ich hier unsere intensiven Aktivitäten im Bereich des lokalen Rundfunks, die sich beispielsweise in einer hessisch-thüringischen Tagung auf der Wartburg dokumentieren, bei der es wegweisende Anstöße für die Zukunftsfähigkeit des Lokalfernsehens gab. Darüber hinaus haben wir mit den Kollegen der anderen ostdeutschen Länder eine Studie erstellen lassen, die Gegenwart und Zukunft des lokalen und regionalen Fernsehens in Ostdeutschland zum Gegenstand hat.
 
Für beide Säulen des lokalen Rundfunks hat die TLM mit der Mediathek Thüringen ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt initiiert, das sich zum Ziel gesetzt hat, Plattform für die lokalen und regionalen Angebote zu sein.
 
Ganz wichtig sind im Rahmen der eigenen Vernetzung Kooperationsvereinbarungen, die wir mit dem Thüringer Kultusministerium und dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) abgeschlossen haben. Ein ganz großer Höhepunkt war erst vor kurzem die Verleihung des ersten Kinder-Medien-Preises der TLM.Insgesamt ist die TLM verankert als wichtiges Standortelement im Kindermedienland Thüringen.
 
DF: Sehen Sie die Erwartungen und Ziele, die sich die TLM für 2008 gesetzt hatte, als erfüllt? Bitte begründen Sie.

Fasco: Mein Ziel war und ist, das Profil der TLM zu schärfen, ihre Wahrnehmbarkeit in der Gesellschaft zu stärken und das Wirken in ihrer Arbeit nachhaltig im Land und im Zusammenspiel mit den anderen Landesmedienanstalten zu verankern. Diesem Ziel sind wir im vergangenen Jahr ein gutes Stück näher gekommen.
 
DF: Welche Pläne haben Sie für 2009? Welche besonderen Höhepunkte und Herausforderungen kommen im nächsten Jahr auf die TLM zu?
 
Fasco: Inhaltliche Schwerpunkte über unser klassisches Kerngeschäft hinaus werden in diesem von vielen Wahlen geprägten Jahr das Thema „Demokratie“ und die Grenzöffnung vor 20 Jahren sein. Wir müssen uns mit der Zukunft des Bürgerrundfunks beschäftigen und ihn noch enger mit dem Bereich der Medienkompetenzvermittlung verzahnen. Wichtige Aufgabe bleibt auch weiterhin, die TLM als bedeutenden Partner im Kindermedienland Thüringen zu festigen.
 
DF: Die aufkommende Finanzkrise betrifft auch die privaten Medien. Sehen Sie auf die von Ihrer Medienanstalt zugelassenen Unternehmen Schwierigkeiten zukommen? Und sehen Sie Möglichkeiten, den Unternehmen in einem solchen Fall helfen zu können?

Fasco: Die bundesweiten Auswirkungen der aufkommenden Finanzkrise werden wohl auch in Thüringen zu spüren sein. Man kann nur hoffen, dass die nicht sehr ertragreichen Werbemärkte im lokalen Bereich die ohnehin nicht sehr stark aufgestellten Lokalfernsehmacher nicht noch ertragsschwächer machen. Gegebenenfalls wird es auch die landesweiten Radioveranstalter treffen. Bislang sind sie noch gut aufgestellt, da sie neben bundesweiter Werbung auch auf eine regionalisierte Werbung setzen und hierfür eigene Medienberater haben.
 
DF: Der Handyfernsehstandard DVB-H hat sich bisher nicht wirklich durchsetzen können. Gibt es Interessenten, die sich zuletzt bei Ihrer Landesmedienanstalt hinsichtlich einer DVB-H-Verbreitung erkundigten oder sogar einen Antrag auf Verbreitung eines DVB-H-Programmes stellten?
 
Fasco: Nein, einzelne Interessenten haben derzeit nicht bei der TLM nachgefragt. Dies ist aber auch nicht verwunderlich, da die Landesmedienanstalten das Handyfernsehen als bundesweites Projekt realisieren wollen. Uns geht es dabei nicht um den Standard DVB-H oder DMB, vielmehr um die Einführung mobil und portabel empfangbarer Audio-, Video- und Multimediaangebote.
 
DF: Gibt es in Ihrem Verantwortungsbereich Lizenzanträge neuer TV-Sender?
 
Fasco: Neue Lizenzanträge bundesweiter TV-Sender sind derzeit nicht bei der TLM gestellt. Wir erhalten aber zahlreiche Anträge auf Kabelweiterverbreitung und Anträge auf lokales Fernsehen. Nachgefragt werden von bundesweit kleineren Veranstaltern auch terrestrische Verbreitungen in DVB-T. Hier gilt es aber, einen Multiplex bestehend aus mehreren Programmen zu füllen, wozu die Interessenten derzeit nicht ausreichen.
 
DF: Herr Fasco, vielen Dank für das Gespräch. [mth]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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