HDTV-Einführung in Deutschland mit Hindernissen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Berlin – Bei einem Round-Table-Gespräch auf der IFA standen HDTV und die Digitalisierung Deutschlands zur Debatte.

„Deutschland ist bei der Einführung von HDTV gar nicht so weit zurück, wie immer behauptet wird.“ Dies ist eine der Kernfeststellungen des IFA Round-Table-Gesprächs mit Ministerpräsident Kurt Beck am 5. September auf der Berliner Funkausstellung, wie der Verein Deutsche TV-Plattform informiert. Mit den angekündigten Starts von Premiere am 19. November und jüngst auch der ProSiebenSat.1 Gruppe für den 26. Oktober liege Deutschland sogar an der Spitze Europas.
 
Dennoch bemängelte Dr. Georg Kofler, Vorstandsvorsitzender der Premiere AG, gebe es in Deutschland noch zu viele Hindernisse. Insbesondere im Kabel sei der Prozess der Digitalisierung noch nicht weit genug fortgeschritten, und an die Politik gerichtet forderte er ein „Digitalisierungsgesetz“, das einen
festen Zeitpunkt für die Abschaltung der analogen Verbreitung vorschreibt.

Das sieht die Politik anders. Kurt Beck, gleichzeitig auch Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder, wies diese Forderung entschieden zurück: „Die in der Initiative Digitaler Rundfunk“ (IDR) genannte Zielsetzung 2010 für den Abschluss der Digitalisierung steht nach wie vor und ist völlig ausreichend“, betonte er und bemängelte seinerseits, dass es in Deutschland zu wenig Investoren gebe, die Mut hätten und langfristig planen würden. Ähnlich argumentierte auch Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT). Auch er bezeichnete eine Zwangsdigitalisierung als „Unsinn“.
 
Hans-Joachim Kamp, Chef von Philips Deutschland und Vorsitzender des Fachverbands Consumer Electronics (CE) im ZVEI, verwies auf die steigenden Verkaufszahlen von großen 16:9-Flachbildschirmen und betonte, dass Wachstum in dieser Branche nur durch Innovation generiert werde. Insofern habe die Industrie natürlich großes Interesse an einer möglichst schnellen Verbreitung von HDTV. Und um dies zu beschleunigen, könne er sich der Forderung nach einem festen Abschalttermin für Analogprogramme durchaus anschließen.

In einem Punkt stimmten die Teilnehmer ausnahmslos überein: Bei dem aktuellen Prozess der Digitalisierung, der ja Grundlage ist für eine HDTV-Übertragung, fehlt bisher das Kabel. Dies sei besonders schwerwiegend, weil statistisch immer noch mehr als 50 Prozent der Zuschauer ihre Programme auf diesem Weg bezögen. Aber ohne dass sich beim Kabel bald etwas bewegt, könne das Ziel, die Digitalisierung für alle Übertragungswege in 2010 abzuschließen, wohl kaum noch erreicht werden. Für den Satelliten, der im vergangenen Jahr erhebliche Zuwächse verbuchen konnte, hielt Ferdinand Kayser, Präsident und CEO von SES-Astra, die Zielvorstellung 2010 für realistisch. Gleiches gilt auch für die terrestrische Verbreitung via DVB-T.
 
Die Diskussion, moderiert von Prof. Dr. Ulrich Reimers, Chairman des ‚Technical Module‘ des DVB-Projektes und Vorstandsmitglied der Deutschen TV-Plattform, schloss mit der Frage, was nach der Abschaltung der analogen Übertragung mit den frei gewordenden Frequenzen, speziell bei der Terrestrik, geschehen soll. Die Antworten hierauf gingen weit auseinander. Kurt Beck plädierte für eine wirtschaftlich orientierte Lösung und könnte sich durchaus vorstellen, die Frequenzen für neue Innovationen freizugeben. Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Präsident der BLM berichtete, die Landesmedienanstalten diskutierten diese Frage schon seit geraumer Zeit, die Lösung sei außerordentlich schwierig. Eine Nutzung nur für „Handy-TV“ sei zu wenig, eine vollwertige „Multimedia“-Lösung müsse es schon sein, mit neuen Inhalten, neuen Diensten und interaktiven Anwendungen. [mg]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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