Illegale Downloads: Musik- und Filmbranche ruft nach Gesetzgeber

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Für viele gehört der illegale Download von Medieninhalten zum Alltag. Produzenten und Verleger fordern eine Verschärfung des Urheberrechts und wollen mit Warnhinweisen das Unrechtsbewusstsein verstärken. Der Verein Digitale Gesellschaft weist das zurück.

Rund sieben Prozent aller Internet-Nutzer in Deutschland laden illegal Musik, Filme oder Bücher herunter. Dies geht aus einer Studie mehrerer Branchenverbände hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Vertreter der Produzenten nahmen die Ergebnisse zum Anlass, um eine Verschärfung des Urheberrechts zu verlangen.
 
„Die Situation ist so unerträglich geworden, dass wir fordern, dass rechtsstaatliche Verhältnisse im Internet tatsächlich hergestellt werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis. Die Bundesregierung müsse jetzt endlich ihr Wort einlösen, das Bundeskanzlerin Angela Merkel vor zwei Jahren auf der Frankfurter Buchmesse gegeben habe.

Konkret verlangt der Börsenverein zusammen mit der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) die Einführung von Warnhinweisen vor der Nutzung von Filesharing-Plattformen, die illegale Kopien von Musik oder anderen Inhalten bereitstellen. Die drei Verbände wollen auf diese Weise das Unrechtsbewusstsein verstärken. Sie verweisen darauf, dass 24 Prozent der Bevölkerung das Ansehen von aktuellen Kinofilmen auf Plattformen wie dem inzwischen geschlossenen Portal kino.to für rechtlich erlaubt halten.
 
Die rechtliche Bewertung solcher sogenannter Streaming-Angebote ist unter Juristen umstritten. Der GfK-Studie zufolge nutzt allerdings eine zunehmender Anteil von Internet-Nutzern die technischen Möglichkeiten, um Musik oder Filme von Streaming-Angeboten wie dem Internet-Radio aufzuzeichnen und zu speichern. Ein weiterer vor allem bei jüngeren Internet-Nutzern verbreiteter Trend sei der Austausch von Festplatten mit Medieninhalten, heißt es in der Studie.
 
Die Platzierung von Warnhinweisen setze die Mitwirkung der Internet-Provider voraus, sagte Skipis vor Journalisten. Freiwillig werde die kaum zu bekommen sein. Daher sei auch hier der Gesetzgeber gefordert.
 
Der für die Interessen der Internet-Nutzer eintretende Verein Digitale Gesellschaft wies die Forderungen zurück und sprach von einem „selbstverschuldeten Jammern“. Der Vereinsvorsitzende Markus Beckedahl erklärte in einer E-Mail-Mitteilung: „Wer nur teure und dann auch noch mangelhafte, restriktive Angebote macht, darf sich nicht wundern, wenn der wirtschaftliche Erfolg ausbleibt.“
 
GVU-Geschäftsführer Matthias Leonardy räumte ein, dass die Branche noch attraktive Online-Angebote für Verbraucher und sinnvolle Geschäftsmodelle für das Internet entwickeln müsse. „Die fallen nicht vom Himmel, wir sind mitten auf dem Weg.“
 
Die Anteile illegaler Downloads sind bei den verschiedenen Medieninhalten höchst unterschiedlich, wie die Erhebung zur „Digitalen Content-Nutzung“ der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergab. Die höchste Pirateriequote gibt es demnach bei Spielfilmen mit 83,2 Prozent. Danach folgen ganze Musikalben (74,3 Prozent), E-Books (60,9 Prozent), TV-Serien (60,5 Prozent), einzelne Musiktitel (44,7 Prozent) und Hörbücher sowie Hörspiele (26,1 Prozent).
 
Bei den illegal heruntergeladenen Alben registrierte die Studie eine Zunahme von 35 Prozent binnen Jahresfrist auf 46 Millionen. Hingegen gab es bei illegalen Downloads einzelner Musiktitel einen Rückgang um 28 Prozent auf 185 Millionen. „Wir haben festgestellt, dass mehr als 20 Prozent der Deutschen im letzten Jahr Medieninhalte heruntergeladen haben, davon ein Viertel illegal, und das sehr intensiv“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie, Florian Drücke. Demnach hätten im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Personen Musik, Filme, Hörbücher oder E-Books illegal heruntergeladen. Dies entspricht einem Anteil von sieben Prozent der 51,7 Millionen Internet-Nutzer, welche die jüngste ARD/ZDF-Onlinestudie ermittelt hat. [dpa]

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72 Kommentare im Forum

  1. AW: Illegale Downloads: Musik- und Filmbranche ruft nach Gesetzgeber Bei der Ermittlung der IP-Adressen wird ja bekanntlich nicht allzu sorgfältig vor einer Abmahnung recherchiert. Zu einem richtigen Beweis wäre mindestens IP-Adresse UND Mac-ID erforderlich. Auch das OLG Köln hat im Beschluss vom 10.2.2011, Az. 6 W 5/11 die Aussagekraft der IP-Adresse alleine in Frage gestellt: OLG Köln: Ermittlung von IP-Adressen in Tauschbörsen fragwürdig | Verbraucher sicher online Auch durch "Man-in-the Middle" können IP-Adressen missbracht werden: AKTE 20.11 - Vorsicht, IP-Adressen-Fälscher: Abgezockt mit dem eigenen Computer - YouTube Letzendlich hat damals die Musikindustrie den Einstieg in das Online-Geschäft (legale Downloads, wie musicload oder itunes) verpasst und die Strafe (Umsatzeinbrüche im CD-Geschäft) waren die Folge. Aber jetzt wird durch Abmahnungen und Unterlassungserklärungen auch kräftig mitverdient, denn die vom Gesetzgeber geschaffene 100 EUR-Regelung wird ja bekanntlich von allen Anwälten der Musik- und Filmindustrie ausgehebelt. Auch die Forderung, die Daten der "Vorratsdatenspeicherung" für die Musik- und Filmindustrie freizugeben halte ich für Datenschutzrechlich sehr kritisch! Infos zum Thema: https://www.klicksafe.de/cms/upload/user-data/pdf/Broschren_Ratgeber/musik_im_netz_final.pdf https://www.klicksafe.de/cms/upload/user-data/pdf/Broschren_Ratgeber/urheberrecht_internet_iRights_Final.pdf
  2. AW: Illegale Downloads: Musik- und Filmbranche ruft nach Gesetzgeber Ja, so ist es in der Tat: Ein Geschäftsmodell verschlafen und dann kam das böse Erwachen! So ist das leider bei manchen BWL'ern.
  3. AW: Illegale Downloads: Musik- und Filmbranche ruft nach Gesetzgeber Bis heute kaufe und sammle ich CDs und CD-Singles und bin eigentlich enttäuscht darüber, dass immer mehr Labels und Interpreten ihre Musik nur noch als Download anbieten. Das ist für mich ein Zeichen, dass sie ihre eigene Musik nicht mehr wertschätzen und ausschließlich komprimiert den Fan hinschmeissen möchte. Und da muss ich sagen, bin ich auch nicht mehr bereit, das in Form von Geld zu honorieren. Wollen die auf unsere Kosten sparen, kann ich das auch. Und wenn ich sehe, zu welchen Preisen Promo-CDs auf ebay verkauft werden, weil die Single dazu fehlt, kann man wirklich frustrieren. Es ist ein Trauerspiel, dass man versucht die CD auf Grund eines intoleranten Trends zu verbannen, sich eigene Fehler aber nicht eingestehen. Selbst auf der guten alten Vinylplatte gibt es bis heute neue Veröffentlichungen.
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